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Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]

Titel: Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 1769-1843 Caroline Pichler , 1881-1925 Emil Karl Blümml
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Kronik, II [Wien 1785], S. 443 ff.), wo es heißt, daß diese Rhapsodie ihrer Sonderbarkeit wegen ge-lesen werden soUe und daß in den Versen kein gesunder Menschen-verstand stecke. Schließlich meint Huber: „Allein dieser Dichter kennt wohl weder die Theorie der Empfindung noch Schriften der bessern Dichter, noch die reine Sprache der Vernunft, noch sonst etwas, was ein erträglicher Poete kennen sollte."
    Andreas Pichler gab in der Folge, wie so mancher einst en-thusiastische Jüngling, das Dichten auf, dafür wurde er seiner Frau ein wohlwollender Beurteiler und veranlaßte sie, mit ihren ,. Gleichnissen" an die Öffentlichkeit zu treten (oben S. 226, 228), betreffs der „Ruth" mit Streckfuß zu konkurrieren (oben S. 263) und gegen ihren Willen das historische Drama zu pflegen (oben S, 398, 401, 426, 428; II, 34). Er selbst war später ein leiden-schaftlicher Theaterdilettant, dem das Spielen ein Bedürfnis war und der seine Sache gut machte (man vgl. den Briefwechsel seiner Frau mit Streckfuß: K. Glossy, Wiener Communal-Kalender und städtisches Jahrbuch, XXXII, [Wien 1894], S. 395 f., 3975 sowie oben S. 297; II. 86). Er kaufte von Karl von Kempelen das Haus-theater (Glossy a. a. O. S. 396). Den Neuerscheinungen auf dem Gebiete der Literatur stand er stets teilnahmsvoll gegenüber und brachte manche im häuslichen Kreis zur Verlesung (oben S. 225, 230; II, 184). Grillparzer und Raimund schätzte er persönlich sehr (vgl. II, S. 133, 317).
    Die ersten neunzehn Jahre von Pichlers Ehe waren insofern ge-trübt, als er im Hause der Eltern seiner Frau leben und sich dem starren Willen seiner Schwiegermutter, sollten Streitigkeiten ver-, mieden werden, beugen mußte, was er aber willig tat und wofür ihm Karoline noch später dankte (obenS. i94f., 195 f.)- Im Oktober 1797 erfreute ihn seine Frau mit seinem ersten und einzigen Kind (oben S. 205 f.), dem er Zeit seiaes Lebens die gleiche Güte und Opfer-willigkeit wie seiner Frau und Schvyiegermutter entgegenbrachte (vgl.II, 144, i68f., i76f., i79f., 189, 2o6f., 216, 224, 229, 240, 286) und deren Sohn August, dessen Taufpate er war (II, Anm, 342), ihm in seinen letzten Tagen besonders ans Herz gewachsen war (vgl. II, S. 293, 360, 363, 364, 375, 377).
    Pichlers amtliche Laufbahn war eine glückliche und aufstrebende. Zwar an Arbeit gebrach es ihm nie und seine Güte und Liebens-würdigkeit war auch hier oft der Grund, ihn! alle schvnerigen und von anderen abgewälzten Referate zu übertragen, die er mit größter Geduld zu einem gedeihlichen Ende führte, wofür ihm eine Reihe noch erhaltener Belobungen zuteil wurden. L. A. Frankl bemerkt ganz richtig (Der österreichische Zuschauer. Wien 1838, S. 1132),

    daß Pichler bei der niederösterreichischen Regierung ganz in der Lage war, „seinen glühenden Wunsch, der Menschheit zu dienen, das heiße Streben, ein tätiger Helfer, Verbesserer und Veredler seiner Brüder zu werden, im vollsten Maße zu befriedigen; wie denn auch sein ganzes Leben von nun an nur eine Kette philan-thropischer Bestrebungen ist, wodurch er die Herzen aller edlen Zeitgenossen an sich fesselte." Im Mai 1797 nahm er als Re-gierungskommissär an der Organisierung des Wiener Aufge-botes teil, wofür er belobt vrarde, aber gleichzeitig auf Befehl seiner Schwiegermutter, der gefährlichen Zeitläufte wegen, sich von seiner Frau, die mit ihren Eltern schweren Herzens nach Dürnholz fuhr, trennen mußte (oben S. 199, 201, 203 f. mit Anm. 348), 1802 der Wohlfeilheitshofkommission zugezogen, welcher der Vizepräsident der niederösterreichischen Regierung Graf Mit-trowsky vorsaß, erwarb sich Pichler hier durch seine sachge-mäßen Vorschläge und seine eifrige Tätigkeit so große Verdienste, daß er am 16. Oktober 1802 zum Regierungsrat ernannt wurde (oben S. 244—246; Beiträge usw. S. 473; Ernennungsdekret im Pichlernachlaß J. N. 762), nachdem er sich vorher um die Bezirks-hauptmannsstelle von Korneuburg beworben hatte. Als im gleichen Jahre die Hofkommission aufgelöst wurde und deren Geschäfte an die niederösterreichische Regierung übergingen, erhielt Pichler das Referat für das Wohlfahrtswesen (Anm. 416); er hatte hauptsächlich auf die Approvisionierung Wiens mit Lebensmitteln und auf dessen Versorgung mit Holz zu achten, zu welchem Zwecke er oft Kom-missionsreisen nach Nieder- und Oberösterreich, Steiermark und selbst Bayern unternehmen mußte, um die Errichtung von Holz-schwemmen und die Zufuhr genügender Holzmengen zu bewirken. Auf

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