Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]
diesen Reisen war er meist- von seinen Angehörigen begleitet, so 1804 (Mariazell und Leoben; oben S. 265ff.), 1806 (Oberöster-reich; oben S. 287ff.), 1812 (Gaming, Lunz, Neuhaus, Maria-Zeil, Lilienfeld; oben S. 394ff.), 1815 (Linz und Lilienfeld; II, S. 79ff.)} 1816 (Ybbs, Lilienfeld; II, S. 88ff.), 1818 (LiUenfeld; II, S. 118), doch konnte er infolge der Arbeitslast an deren Vergnügungen und sich daran schließenden Ausflügen nur selten teilnehmen. Im März und April 1814 besichtigte er die Schäden am Schwemm-werk der Schwarza und am Wiener-Neustädter-Schiffahrtskanal und im September 1814 leitete er die Verhandlungen wegen Her-stellung der Lilienfelder Holzschwemme auf der Traisen (bezüg-liche Akten im Pichlernachlaß der Wiener Stadtbibliothek, J. N. 762). Eine kurze Zusammenfassung aller dieser Reisen s. oben S. 369.
Im November 1803 war er als Regierungsvertreter in die von Kaiser Franz errichtete Kommission für die Regulierung und Lei-
tung der Fleischlieferungen entsendet worden, welche unter dem Vorsitze des Hofkammerpräsidenten Grafen Zichy tagte und den Zweck hatte, die ärariale Fleischlieferung wieder an die Fleisch-hauer oder an Privatgesellschaften zu übertragen, da der Staat dabei kein Auskommen fand (Pichlernachlaß J. N. 762: Ernennungs-dekret vom 3. November 1803). Karl Friedrich Freiherr Kübeck von Kübau. der amtlich damals viel mit Pichler zu tun hatte, charakterisiert ihn 1805 mit den Worten (Tagebücher, I, [Wien 1899], S. 129): „Er ist ein Mann von vielem positiven Wissen in diesem Fache (Approvisionierungsangelegenheiten); mir leuchten aber seine Grundsätze nicht ein." Im selben Jahre hatte Pichler bei der französischen Invasion für die Proviantierung der Sol-daten zu sorgen (vgl. Geusau, Historisches Tagebuch aller merkwürdi-gen Begebenheiten, welche sich in Wien vom September 1805 bis zum I. Februar 1806 zugetragen haben. Wien 1807. S. 143), ebenso 1809 (handschriftl. Biographie im Pichlernachlaß). Für seine Wirk-samkeit auf dem Gebiete des Wohlfahrtswesens wurde Pichler vier-mal vom Kaiser Franz das allerhöchste Wohlgefallen ausgesprochen (ebd.).
ÜberPichlers weitere amtliche Tätigkeit berichtet die im Pichler-nachlaß befindliche, handschriftliche Biographie sehr interessante Einzelheiten, die hier folgen mögen:
„Bei der Landesstelle wurden ihm teils gleichzeitig, teils nach-einander äußerst umfangreiche Referate zugewiesen; darunter gehörten die zahlreichen weltlichen Stiftungen, ein großer Teil der Wohltätigkeits- und Humanitätsanstalten, als das Versatzamt, das allgemeine Kranken-, das Waisen-, Gebär- und Findelhaus, das Straf- und das Zwangsarbeitshaus, die Korrektions- und die frei-willige Arbeitsanstalt, die fünf, für hiesige (Wiener) Arme teils hier, teils auf dem Lande bestehenden Versorgungshäuser u. a. m. Als zur Zeit des Finanzpatentes vom Jahre 1811 die Vermögensver-hältnisse dieser und aller übrigen, der unmittelbaren Leitung der n.-ö. Regierung unterstehenden politischen Fonds, die alle bei dem n.-ö. Provinzialzahlamt konzentriert sind, zerrüttet waren, brachte Pichler als Referent, was er bis an seinen Tod verblieb, dieselben teils durch neue Organisierung der Anstalten selbst, teils durch Auffindung und Verschaffung neuer Zuflußquellen oder vor-teilhafter Benützung der vorhandenen in Ordnung. Eine eben-falls sehr mühsame Bearbeitung ward ihm hierbei zuteil, als durch das Finanzpatent vom Jahre 1816 die Geldzirkulation auf die feste Valute zurückgeführt wurde. In diesem Geschäftskreis lernte er das Elend, aber auch das tiefere Verderben vieler aus dieser Men-schenklasse in der Nähe kennen. Sein menschenfreundliches Herz spornte seine Tätigkeit, um Verleger aufzufinden, die diese An-
stalten [Strafhäuser] mit angemessener Arbeit versahen, wozu die Arbeitsscheuen mit Strenge zu immerwährender Beschäftigung an-gehalten, die fleißigen durch Gestattung einiger, mit der Verfassung der Anstalten verträglicher Genüsse ermuntert, der größere Teil des Verdienstes eines einzelnen aber jedem bis zu seinem Austritte aufbewahrt wurde, um zur ersten Begründung eines ehrlichen Er-werbes unter Aufsicht verwendet zu werden. Um auch auf ihre Moralität zu wirken, wurden Sonntagsschulen und geistlicher Unterricht abgehalten." Das Wiener Provinzialstrafhaus hatte er nach dem Muster der Brünner und Linzer Anstalt eingerichtet, die er im August 1817 über amtlichen Auftrag besichtigte (vgl. II, S. 103 ff. mit Anm. 188 und Dekret
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