Denn rein soll deine Seele sein
ihr eine schmutzige Hand über den Mund.
»Macht ihn nicht alle«, rief er den anderen zu. »Ich will auch was davon haben.«
Er preßte Rina an sich und rieb sein Becken an ihrem Gesäß. Übelkeit erfaßte sie. Zwei seiner Kumpel rissen den Mann hoch, einer versetzte ihm einen Schlag auf die Nase, die sofort anfing zu bluten.
Rina schrie wieder auf, woraufhin Cory ihr ein schmutziges Stirnband in den Mund stopfte. Sie keuchte und würgte.
»Wenn du brav bist, Schätzchen, nehm ich's wieder raus.«
Er zerrte das Stirnband weg, sie spuckte und fing wieder an, laut um Hilfe zu rufen.
Dann hörten sie die Sirenen. Rina nutzte die kurze Ablenkung, um Cory kräftig gegen den Rist zu treten. Er brüllte auf vor Schmerz. Sie wirbelte herum und stieß ihm ein Knie zwischen die Beine. Cory faßte sich schnell wieder, aber er hatte seine Chance verpaßt. Seine Freunde hatten das Weite gesucht, ihm selbst schnitten Cops und Streifenwagen den Weg ab. In seiner Panik holte er sein Messer heraus und legte es Rina an die Kehle.
»Stehenbleiben! Polizei!« Einer der Polizisten hatte seine Dienstwaffe auf Cory gerichtet. »Messer hinwerfen! Los, wird's bald?«
Cory wußte, daß er erledigt war. Er verlor die Kontrolle über seine Blase, ein warmes Rinnsal floß an seinem Bein herunter. Das Messer fiel auf den Asphalt, federte noch einmal nach, blieb mit einem dumpfen Laut liegen.
»Hinlegen«, brüllte der Cop ihn an. »Los, auf den Boden, aber dalli.«
Drei Uniformierte packten ihn. Sie lasen ihm seine Rechte vor, legten ihm Handschellen an und ließen ihn mit dem Gesicht nach unten liegen, während sie miteinander beratschlagten.
Rina hatte sich das alles wie betäubt mit angesehen. Ihr Herz raste, ihr Atem ging schnell und flach, und trotzdem kam sie sich vor, als hätte ihr jemand ein starkes Beruhigungsmittel gegeben. Alles war weit weg und schien leicht zu schwanken.
Ein Polizist trat zu ihr und tippte ihr behutsam auf die Schulter. Sie fuhr zusammen. »Brauchen Sie einen Arzt?«
Sie sah einen Automaten vor sich, der die Augen und die Lippen bewegte und der atmen konnte. »Wie bitte?« Der Automat wiederholte die Frage.
»Nein, nein, es ist alles in Ordnung«, erwiderte sie abwesend. Der Automat war jung. Sehr jung, höchstens zwanzig. »Folstrom« stand auf seinem Namensschild.
»Bestimmt?« Er holte seinen Notizblock heraus.
»Ich will nicht mit Ihnen reden«, sagte Rina nachdrücklich. »Ich will nach Hause.«
»Aber wir brauchen Ihre Unterstützung.«
»Zum Teufel mit meiner Unterstützung«, fuhr sie auf. »Sie sehen ja, was dabei herauskommt, wenn man die Polizei unterstützt.«
Der junge Beamte sah sie ratlos an. Ein älterer Kollege mit harten Zügen und kalten blauen Augen trat zu ihnen. »Walsh« stand auf seinem Namensschild.
»Ruhen Sie sich einen Augenblick aus«, sagte er freundlich. »Versuchen Sie, sich zu beruhigen. Möchten Sie etwas trinken?«
»Nein, ich möchte nur nach Hause.«
»Sie heißen?«
»Rina Lazarus. Wenn Sie nicht wissen, wie man das schreibt, lassen Sie sich's von Detective Decker buchstabieren.«
»Sie kennen Peter Decker?«
»Ja.«
Walsh nahm den jüngeren Kollegen beiseite. »Am besten sagen wir Decker Bescheid, der ist sowieso für Jugendkriminalität zuständig, ein weiterer Fall wird ihn nicht umbringen. Vielleicht kriegt er ein bißchen mehr aus ihr raus.«
Folstrom gehorchte grollend. Wenn Walsh nicht gewesen wäre, hätte er aus der Frau schon rausgekitzelt, was sie wissen wollten.
Walsh ging zu Rina zurück. »Wir verständigen jetzt Detective Decker. Möchten Sie auf ihn warten?«
Sie nickte. »Kann ich mich in meinen Wagen setzen? Und -kann ich mein Kopftuch zurückhaben?«
»Hat der Bursche es als Waffe gegen Sie verwandt? Als Knebel vielleicht? Hat er Sie damit geschlagen oder gewürgt?«
»Er hat es mir nur vom Kopf gerissen.«
»Wann?«
Rina sah ihn an. »Das werde ich Detective Decker erzählen. Kann ich das Tuch haben?«
»Was haben Sie da für Zeug in Ihrem Haar?«
»Ei.«
Der Beamte sah sie mitfühlend an. »Tut mir leid, aber es kann sein, daß wir das Tuch als Beweismaterial brauchen. Detective Decker muß jeden Augenblick hier sein.«
Cory lag noch immer gefesselt am Boden, als der Plymouth hielt. Decker stieg aus, warf einen flüchtigen Blick auf den Halbstarken, winkte Walsh zu und trat an den Volvo heran. Er klopfte an die Windschutzscheibe. Rina stieg aus. Als sie ihn sah, kamen die Tränen.
Zum Teufel mit der Religion, dachte er
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