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Der 26. Stock

Titel: Der 26. Stock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrique Cortés
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Fernbedienung und drückte auf Pause. Die Frau, die jetzt auf dem Bild festgehalten
     wurde, war ihm schon vorher aufgefallen   … Was machte sie denn da? Derselbe Gesichtsausdruck, dieselben Fotokopien, dasselbe Gespräch mit ihrer Kollegin. Er ließ das
     Band weiterlaufen. Ein Botenjunge tauchte auf, der über sein eigenes Postwägelchenstolperte. Den kannte er doch auch schon. Etwa eine halbe Stunde vorher hatte er die gleiche Szene gesehen. Das Band lief
     weiter, und Márquez’ Verdacht bestätigte sich. Das Video bestand aus Szenen, die sich unentwegt wiederholten. Das war keine
     Aufzeichnung der Geschehnisse auf dem Stockwerk, sondern ein von irgendwem präpariertes Video. Wenn man ihm diese Aufnahmen
     persönlich nach Hause gebracht hatte, dann doch wohl kaum, um ihn auf so stümperhafte Weise zu täuschen. »Da hast du dein
     Video. Siehst du? Auf dem 27.   Stockwerk ist nichts, überhaupt nichts, nur dass die Leute alles drei- oder viermal machen, aber das ist doch auch ganz normal,
     nicht wahr?« Jeder, der ihn auch nur ein bisschen kannte, musste wissen, dass er nicht lange brauchen würde, um den kleinen
     Trick zu bemerken.
    Márquez hielt das Band an. Die Bilder vom Monitor A-27 waren gefälscht, und vielleicht galt das auch noch für weiteres Material.
     Jemand ließ dort präparierte Videos laufen, damit keiner Verdacht schöpfte, auch die Wachleute sollten – wie er selber – sehen,
     dass es sich um ein ganz normales Stockwerk handelte, wo doch tatsächlich   … Ja, was eigentlich?
    In Márquez’ Hosentasche vibrierte das Handy. Auf dem Display stand »Unbekannter Anrufer«. Gegen seine Gewohnheit nahm er den
     Anruf an. Vielleicht war es Isabel. Doch vom anderen Ende der Leitung kam eine metallische Stimme.
    »Wer zum Teufel sind Sie?«, brüllte Márquez.
    Die Stimme forderte ihn auf, sich zu beruhigen. Ohne noch einmal aufzubegehren, hörte er zu. Ihm blieb keine Wahl. Nachdem
     der Anrufer sich verabschiedet hatte, schleuderte Márquez sein Handy gegen die Wand. Dann schaltete er das Licht aus und setzte
     sich hin. Er war von einem einfachen Fall ausgegangen: ein junger Angestellter war verprügelt worden. Aber mittlerweile hatte
     er es mit verschwundenen Personen zu tun, mit Selbstmorden, er hatte Hausfriedensbruch begangen und fand gefälschte Videos
     vor seiner Tür   … Und jetzt das. Er stand auf, ging ins Schlafzimmer und kramte in den Schubladen des Nachttischchens. Schließlich fand er
     die halb leere Zigarettenschachtel. DieZigarette war zerknittert und trocken, aber das war Márquez egal. Er legte sich auf das Bett und steckte sich die Kippe an,
     den Blick zur Decke gerichtet. Mit dem ersten Zug hörte er auf, an das Video zu denken. Es war vorbei. Wenigstens für ihn
     war alles vorbei. Er konnte nicht weitermachen. Der Anruf hatte alles verändert. Er rauchte seine Zigarette zu Ende und kehrte
     ins Wohnzimmer zurück. Jemand anderes würde Isabel und Teo helfen müssen. Er kam dafür nicht mehr infrage. Er hob sein Handy
     vom Boden auf und freute sich, dass es nicht ebenso zerbrochen war wie seine Zuversicht. Er wählte eine Nummer, eine verschlafene
     Frauenstimme meldete sich.
    Márquez entschuldigte sich für die späte Störung und fragte nach Zac. Es sei eilig.
    »Einen Moment.«
    Zac wirkte so hellwach wie bei ihrem letzten Gespräch.
    »Was gibt’s?«
    Ohne Umschweife erklärte Márquez ihm, dass er Zac am nächsten Tag nicht helfen könne.
    »Wie meinst du das?«, fragte Zac. »Du hast doch vorhin gesagt, dass du morgen noch mal mitkommst. Isabel braucht dich.«
    »Und meine Tochter auch, Zac.« Stille in der Leitung. »Gerade hat mich ein Typ angerufen. Er hat mir erst die neue Adresse
     meiner Exfrau genannt und dann den Stundenplan meiner Tochter in der Schule. Wenn ich meine Nase weiter in die Sache stecke,
     hat er gesagt, kommt jemand die Kleine abholen.«
    »Glaubst du, das war Ernst?«, fragte Zac.
    »Ja. Zac, ich weiß nicht, ob die das wirklich machen würden, aber ich kann’s nicht riskieren. Tut mir leid.«
    Márquez hörte ein Rascheln, als würde Zac aus dem Bett aufstehen und in ein anderes Zimmer gehen.
    »Aber   … Isabel braucht uns. Wir können doch nicht   … du kannst nicht   …«
    »Tut mir leid«, wiederholte Márquez mit bebender Stimme. »Ich kann bloß eines nicht, und zwar das Leben meiner Tochter aufs
     Spiel setzen. Sie ist das Einzige, was ich habe.«
    »Okay, verstehe. Dann drück mir wenigstens die

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