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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Stück tiefer vorstoßen, jedoch umkehren, bevor die Fackel halb heruntergebrannt war. Wenn er dann im Dunkeln stand, würde er sich schon wieder in Rufweite der Höhlen befinden, die jetzt den größten Teil des verbannten Volkes von Hernystir beherbergten.
    Mit dem schwelenden Rest der ersten zündete Eolair die zweite Fackel an und benutzte dann den qualmenden Stumpf dazu, an der Tunnelgabelung die Wand mit der Runensignatur von Nad Mullach zu kennzeichnen. Nach kurzer Überlegung entschied er sich für den breiteren der beiden Wege und ging weiter.
    Der Tunnel, so wie der, aus dem er kam, war einmal Teil der Bergwerke gewesen, die den Grianspog kreuz und quer durchzogen. Erlag so tief unter dem Gebirge, dass er aus massivem Fels herausgeschnitten war. Eolair erkannte sofort den unvorstellbaren Arbeitsaufwand, der dazu nötig gewesen war. Die Kreuzbalken, die den Tunnel stützten, waren so dick wie die Stämme riesiger Bäume. Eolair konnte nicht umhin, das sorgfältige und heldenhafte Werk der längst vergessenen Arbeiter zu bewundern, seiner und Maegwins Vorfahren, die sich mitten durch das Mark der Welt einen Weg gegraben hatten, um schöne Dinge hinauf ans Licht zu bringen.
    Der alte Tunnel führte schräg abwärts. Der tanzende Fackelschein machte seltsame, ganz verblasste Markierungen sichtbar, die in die Wände gekratzt waren. Obwohl die Tunnel schon seit langem verlassen sein mussten, wirkten sie, als warteten sie auf etwas, auf eine unmittelbar bevorstehende Rückkehr ihrer Erbauer. Das Scharren von Eolairs Stiefeln auf dem Stein schien ihm laut wie der Herzschlag eines Gottes, und der Graf von Nad Mullach musste an den Schwarzen Cuamh denken, den Herrscher der Tiefen. Der Erdgott kam ihm plötzlich sehr wirklich und sehr nah vor, hier in einer Finsternis, in die die Sonne vom Anbeginn der Zeiten an niemals eingedrungen war.
    Eolair verlangsamte den Schritt, um die flachen Ritzungen genauer zu betrachten, und merkte plötzlich, dass viele der seltsamen, in die Wände gekratzten Figuren unbeholfene Hundebilder darstellten. Er nickte und begann zu begreifen. Der alte Craobhan hatte ihm einmal erzählt, dass die Bergleute der alten Zeit den Schwarzen Cuamh »Erdhund« genannt und ihm in den tiefsten Tunneln Opfer dargeboten hatten, damit er ihnen Schutz vor Steinschlag und giftiger Luft gewährte. Diese Ritzungen waren Bilder von Cuamh, umgeben von den Runen für die Namen der Bergleute. Es waren Zeichen, um die Gunst des Gottes zu erflehen. Andere Symbole baten um die Hilfe von Cuamhs Dienern, den tiefschürfenden Unterirdischen, übernatürlichen Wesen, die sich angeblich von Zeit zu Zeit glücklichen Bergleuten geneigt zeigten und ihnen die Lage reicher Erzadern offenbarten.
    Eolair nahm die erloschene Fackel und zeichnete noch einmal seine Anfangsbuchstaben unter einen rundäugigen Hund.
    Cuamh, Gebieter, dachte er, wenn du noch immer über diesen Tunnelwachst, so schenke Maegwin und unserem Volk Sicherheit. Wir sind in großer, großer Not.
    Maegwin. Der Gedanke bedrückte ihn. Hatte sie denn kein Gefühl für die Verantwortung, die sie trug? Ihr Vater und Bruder waren tot. Inahwen, die letzte Gemahlin des verstorbenen Königs, war kaum älter als Maegwin selber und bei weitem nicht so fähig. Lluths Erbe lag in der Hand der Prinzessin, und was tat sie damit?
    Es war weniger der Gedanke, sich tiefer in die Höhlen zurückzuziehen, der Eolair störte. Während des Sommers hatte weder die Kälte nachgelassen, noch hatten Skalis Truppen ihre Angriffe eingestellt, und die Hänge des Grianspog-Gebirges waren nicht der Ort, an dem man einer Belagerung durch Frost oder Skali Widerstand leisten konnte. Diejenigen Hernystiri, die den Krieg überlebt hatten, waren über ganz Hernystir und die Frostmark verstreut worden, aber der größte und wichtigste Teil von ihnen befand sich hier, bei den kläglichen Überresten des königlichen Hofs. Hier war es deshalb, wo das Reich stehen oder fallen würde, und es war an der Zeit, diesen Ort in eine dauerhaftere und verteidigungsfähige Heimstatt zu verwandeln.
    Was aber Eolair ernstlich Sorgen machte, war die wilde Anziehungskraft, die die Tiefen der Erde auf Maegwin ausübten, ihre Gier, immer weiter ins Herz des Berges vorzudringen. Seit Tagen schon, lange nachdem sie ihren neuen Aufenthaltsort bezogen hatten, brach Maegwin ohne Angabe ihres Ziels zu langen Wanderungen auf, verschwand für Stunden in fernen, unerforschten Höhlen und kehrte erst zur Schlafenszeit mit

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