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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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getrunken. Wusste Streáwe vielleicht doch, wer er war? Was hatte der Mann davon, wenn er Isgrimnur zur Sancellanischen Ädonitis schickte?
    Bei dem Versuch, herauszufinden, was für ein Spiel Graf Streáwe trieb, bekam Isgrimnur Kopfschmerzen. Überhaupt, was blieb ihm schon anderes übrig, als dem Wort des Grafen zu vertrauen? Er war an einem ganz und gar toten Punkt gewesen, nachdem er die Hintergassen der größten Stadt von Perdruin so gut wie ergebnislos nach einer Spur der Prinzessin und des Mönchs Cadrach abgekämmt hatte. Darum saß er jetzt hier, ein Bettelmönch, der im Schoß der Kirche ein paar milde Gaben empfing und festzustellen hoffte, ob Streáwe die Wahrheit gesagt hatte.
    Er stampfte mit den Füßen auf. Seine Stiefelsohlen waren abgelaufen und dünn, und die Kälte schien vom klammen Steinboden senkrecht in die Fußsohlen emporzusteigen. Es war unsinnig, sich in der Zelle zu verstecken; das würde ihm bei seiner Suche nicht helfen. Er musste hinaus und sich unter die Leute mischen, die die Sancellanischen Gebäude bevölkerten. Außerdem stiegen, wenn er zu lange allein war, die Gesichter seiner Frau Gutrun und seiner Kinder vor ihm auf und erfüllten ihn mit Verzweiflung und ohnmächtiger Wut. Er erinnerte sich, wie froh er gewesen war, als Isorn aus der Gefangenschaft nach Hause kam, wie er vor Stolz fast geplatzt war, welches Hochgefühl der Sieg über die Furcht in ihm wachgerufen hatte. Würde er noch einmal das Glück haben, mit ihnen allen wieder vereint zu sein? Gott mochte es ihm gewähren. Es war seine innigste Hoffnung, aber eine so zarte, dass jede unnötige Berührung sie zerreißen konnte wie ein Spinnennetz.
    Auf jeden Fall konnte ein Ritter nicht allein von der Hoffnung leben, nicht einmal einer, der so alt war wie der Herzog und seine besten Zeiten schon hinter sich hatte. Schließlich war da auch noch die Pflicht. Nun, da Naglimund gefallen und es Isgrimnurs Verwandte Gott weiß wohin verschlagen hatte, gab es nur noch seine Pflicht gegenüber Miriamel und Prinz Josua, der ihn hinter ihr hergeschickt hatte. Er war sogar dankbar, dass es noch eine Aufgabe für ihn gab.Isgrimnur stand im Korridor und strich sich das Kinn. Gepriesen sei Usires, die Bartstoppeln waren nicht zu auffällig. Er hatte es nicht über sich gebracht, sich morgens zu rasieren. Das Wasser in der Schüssel war fast gefroren gewesen, und auch nach mehreren Reisewochen als Mönch hatte er sich noch nicht damit abgefunden, dass er jeden Tag mit einer scharfen Klinge in seinem Gesicht herumfuhrwerken sollte. Seit seinem ersten Jahr als Mann hatte er einen Bart getragen. Jetzt trauerte er darum wie um eine verlorene Hand oder einen abgehackten Fuß.
    Gerade versuchte der Herzog, die Richtung zu bestimmen, die ihn in den Aufenthaltsraum und an das darin lodernde Feuer zurückführen würde, als sich eine Hand auf seinen Arm legte. Erschrocken fuhr er herum und fand sich von drei Priestern umringt. Derjenige, der ihn angefasst hatte, ein alter Mann mit Hasenscharte, lächelte.
    »Habe ich dich nicht gestern Abend im Aufenthaltsraum gesehen, Bruder?«, fragte er. Er sprach die Westerlingsprache sorgfältig, behindert durch einen starken Nabbanai-Akzent. »Du kommst gerade aus dem Norden, ja? Komm mit uns zur Morgenspeise. Hast du Hunger?«
    Isgrimnur zuckte die Achseln und nickte.
    »Gut.« Der Alte klopfte ihm auf den Arm. »Ich bin Bruder Septes. Dies hier sind Rovalles und Neylin, zwei andere Mitglieder meines Ordens.« Er wies auf die jüngeren Mönche. »Du kommst doch mit uns, ja?«
    »Danke.« Isgrimnur lächelte unsicher und überlegte, ob es wohl eine Art mönchischer Etikette gab, die nur Eingeweihte kannten. »Gott segne dich«, fügte er vorsorglich hinzu.
    »Auch dich«, erwiderte Septes, nahm mit den dünnen Fingern Isgrimnurs dicken Arm und geleitete ihn über den Korridor. Die beiden anderen Mönche schlossen sich an, wobei sie sich leise unterhielten.
    »Hast du schon die Elysienkapelle gesehen?«, erkundigte sich der Alte.
    Isgrimnur verneinte. »Ich bin erst seit gestern Abend hier.«
    »Sie ist wunderschön. Wunderschön. Unser Kloster liegt am Myrme-See im Osten, aber ich versuche jedes Jahr einmal hierherzukommen.Dabei nehme ich immer ein paar von den Jüngsten mit, um ihnen die Herrlichkeit zu zeigen, die Gott hier für uns erbaut hat.«
    Isgrimnur nickte fromm. Ein Weilchen gingen sie schweigend weiter. Ihr Weg vereinte sich mit dem anderer Gruppen von Mönchen und Priester, die aus

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