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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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so solide gebaut
sein, wenn der Benutzer sie fallen ließ, nicht einschaltete
oder einfach nicht damit umgehen konnte, war die beste Arbeit umsonst
gewesen.
    Sie hatten alle Schiffe verloren. Alle. Jedes einzelne
Scheißschiff, ob bei der Angriffsflotte selbst oder bei den
Unterstützungseinheiten unmittelbar darüber im All. Sogar
einige Schiffe, die gar nicht beteiligt waren – sondern um Third
Fury kreisten und die Bergungs- und Aufbautrupps bewachten –,
waren von einer Teilchenstrahlwaffe ins Visier genommen und
vernichtet worden. Hyperschnelle Raketen hatten zwei Schiffe auf der
anderen Seite des Mondes aufgespürt und ebenfalls in tausend
Stücke gerissen.
    Um sich nicht eingestehen zu müssen, dass die Operation ein
Fiasko gewesen war, hatte das Militär entschieden, den Fehler
bei Kehar Heavy Industries zu suchen. Die Firma trage die
Schuld. Mit unseren verdammten Schiffen stimme etwas nicht, um einen
alten Admiral aus früherer Zeit zu zitieren. Das schiere
Ausmaß der Katastrophe und die frustrierende
Unmöglichkeit, genau zu bestimmen, was schief gegangen war,
machten es sogar noch einfacher, die Verantwortung auf das Werkzeug
zu schieben anstatt auf den Benutzer. Alle Schiffe waren auf
Saluus’ Werften gastauglich gemacht worden, alle waren beim
ersten Einsatz in der neuen Konfiguration verloren gegangen, folglich
musste – nach jener speziellen Logik, der wohl nur ein
militärischer Verstand zu folgen vermochte – das Problem in
dem Verfahren liegen, mit dem sie für Flüge in einer
Atmosphäre umgerüstet worden waren.
    Wen kümmerte es, dass der Schlachtkreuzer, der das Kommando
führte und die Mission steuerte, und die beiden schwer
gepanzerten Überwachungsschiffe, die alle niemals gastauglich
gemacht worden waren und sich zu dieser Zeit noch im All befanden,
ebenso mühelos in ihre Atome zerlegt worden waren wie die
Schiffe, die in den Wolken des Planeten operierten? Dieses kleine
Detail ging in der größeren Katastrophe irgendwie unter
und wurde in der ganzen Hysterie tunlichst vergessen.
    Nun hatte man also Fassin und die Spur zu dieser Dweller-Liste
verloren. Schlimmer noch, man hatte ein schwerwiegendes Problem mit
seinem Geheimdienst, denn im Grunde genommen hatte man sich hinters
Licht führen lassen. Der alte Dweller Valseir musste Verdacht
geschöpft oder einen Tipp bekommen haben. Das ergab sich einfach
daraus, dass sich die von ihm gelieferte Information – fast die
letzten Daten, die bei den Lamettaträgern auf Sepekte eintrafen,
bevor das Chaos ausbrach – bei späterer
Überprüfung als falsch herausgestellt hatte. Der Dweller in
Deilte, den Fassin auf seinen Rat hin hätte aufsuchen sollen,
existierte nicht. Und dafür hatte man mehr als siebzig
erstklassige Kriegsschiffe verloren, ohne irgendetwas zu gewinnen
– Schiffe, die man schmerzlich vermissen würde, wenn die
Invasion durch die Allianz aus Beyondern und Hungerleidern
tatsächlich aktuell wurde – und obendrein hatte man die
Dweller gründlich verärgert. Und den Dwellern krumm zu
kommen, war noch nie ratsam gewesen, schon bevor sie plötzlich
gezeigt hatten, dass sie immer noch eine Faust in der Tasche hatten,
mit der sie eine Merkatoria-Flotte auf die Bretter schicken konnten.
Das Militär hatte also Mega-Scheiße gebaut,
Diamantscheiße mit vielen Facetten, ein wahrer Geniestreich,
ein bleihaltiges Stück Scheiße, eine mehrstufige Rakete
mit einer ganzen Traube von Scheiße-Sprengköpfen, ein
regeneratives Waffensystem mit fraktaler Scheiße als
Munition.
    Tatsächlich hatte sich nur der letzte Punkt auf der langen
Liste von verheerenden Folgen – das Verhalten der Dweller nach
der Niederlage und die Signale, die sie gaben – als weniger
schlimm herausgestellt als befürchtet. Endlich ein
Hoffnungsschimmer am Horizont.
    Saluus saß in einer Konferenz. Er hasste Konferenzen. Sie
mochten zum Leben jedes Industriellen, ja zum Leben jedes
Geschäftsmanns in jedem beliebigen Unternehmen gehören,
dennoch hasste er sie. Er hatte, zum Teil von seinem Vater, gelernt,
sich gut zu behaupten und Teilnehmer wie Informationen vor,
während und nach der Zusammenkunft in seinem Sinne zu
manipulieren, doch selbst wenn alles schnell über die Bühne
ging und wichtige Entscheidungen fielen, hatte er das Gefühl,
seine Zeit zu verschwenden.
    Und es gab nur wenige Konferenzen, in denen wichtige
Entscheidungen fielen.
    Diesmal hatte er nicht einmal den Vorsitz. Das war
ungewöhnlich. Man hatte ihn vorgeladen. Vorgeladen? Man

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