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Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Titel: Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Gesicht und bemüht, die malträtierte Seite seines Gesichts vor der Kamera zu verbergen.
    Billy trat bei den Pfadfindern aus, als er ungefähr vierzehn war und seine erste Freundin fand. Vorher erreichte er noch den Rang eines »Eagle«. Er war ein helles Bürschchen.
    Das Foto von seinem »Ordeal« habe ich ihm letztes Jahr gezeigt, und er sagte, die Pfadfinder seien eine homophobe, paramilitärische Organisation weißer Rassisten und religiöser Fanatiker und die Zeremonien als Indianer verkleideter Arrowmen seien nichts als eine Art rassistischer Minstrel-Show.
    Mit zwölf hat ihm das alles noch viel bedeutet. Und ich denke, es hat auch Brian viel bedeutet.

14
    Um drei Uhr morgens läutete das Telefon.
    Niemand ruft um drei Uhr in der Früh an. Ich rufe niemanden um drei Uhr in der Früh an. Auf diese Idee sollte lieber niemand kommen. Mir egal, was einer für Probleme hat. Handelt es sich um einen medizinischen Notfall, soll er doch den Krankenwagen rufen, aber mich zufrieden lassen. Und wenn jemand tot ist, bleibt er auch noch bis zu einer gesitteten Zeit tot.
    Also ließ ich den Anrufbeantworter rangehen. Der Anrufer legte auf, ohne eine Nachricht zu hinterlassen, und das Telefon läutete von Neuem. Ich beachtete es auch jetzt nicht, und wer immer es sein mochte rief ständig weiter an.
    Rose regte sich und rieb sich die Augen. »Willst du nicht rangehen?«
    »Hatte ich nicht vor.«
    Zwanzig Minuten lang hörten wir uns das Gebimmel an, bis ich schließlich aus dem Bett stieg und alle Telefonschnüre aus ihren Wandsteckdosen zog.
    Dann klingelte mein Mobiltelefon. Seltsam. Niemand außer meinen Familienmitgliedern kannte die Nummer. Sie stand auf keiner Liste.
    Das kleine Display am Telefon zeigte eine Nummer an, die ich nicht kannte. Die Vorwahl lautete 662, Mississippi. Ich stopfte das Mobilfon unter eines der Sofakissen, um das Klingelgeräusch zu dämpfen, und ging wieder zurück ins Schlafzimmer.
    »Wer war das denn?«, fragte Rose.
    »Ist mir schnurz«, gab ich ihr zur Antwort.
    Eine dreiviertel Stunde später klingelte Tequila an der Tür.
    »Ein Fremder hat angerufen und mir geraten, mal nach euch zu sehen. Ihr habt den Hörer nicht aufgelegt, und da meinte Mom, ich sollte bei euch vorbeischauen«, sagte er.
    Durch ein entsprechendes Geräusch gab ich ihm zu verstehen, dass ich über seine Anwesenheit nicht erfreut war.
    Tequila verschränkte die Arme. »Tut mir leid, aber wir machen uns Sorgen um euch.«
    »Mississippi Vorwahl?«, fragte ich ihn.
    »Ja.«
    Ich stampfte ins Wohnzimmer und holte das Mobiltelefon unter den Kissen hervor. Es läutete noch immer. Ich antwortete.
    »Was?«
    »Äh, ist dort Buck Schatz?«, fragte die Stimme am anderen Ende. Der Mann klang überrascht, denn nachdem er eine Stunde lang die Wahlwiederholungstaste gequält hatte, dürfte er wohl kaum mehr mit einer Antwort gerechnet haben.
    »Wer will das wissen?«
    »Mein Name ist T. Addleford Pratt«, sagte die Stimme, bereits ein wenig gefasster.
    »Was auch immer Sie zu verhökern haben, wir kaufen nichts.«
    »Ich bin der Inkasso-Direktor des Silver Gulch Saloon & Casino hier unten in Tunica County und hab da eine kleine Schuldenerstattung im Auge.«
    Die Redneck-Masche kaschierte die Drohung in seinem Tonfall ungefähr so gut, wie ein Spritzer Kölnischwasser den Verwesungsgeruch einer Leiche verschwinden ließe.
    »Ich hab mit Tunica nichts zu tun«, klärte ich ihn auf. »Da sprechen Sie mit dem Falschen.«
    »Ich bin anderer Ansicht. Das Geld schuldet mir ein Kerl namens Larry Kind. Er sagte, dass bei Ihnen ein Anteil an Nazigold auf ihn warte, mit dem er sein Konto ausgleichen könnte. Und Sie wüssten davon.«
    »Einen verdammt feuchten Kehricht kümmert es mich, wasKind Ihnen schuldet. Das müssen Sie schon mit ihm persönlich aushandeln.«
    »Sie wissen genau wie ich, dass der gute alte Larry sich hat aufschlitzen lassen.«
    »Wollen Sie damit andeuten, dass Sie etwas damit zu tun hatten?«
    »Einen Scheiß will ich andeuten, alter Mann. Aber was einer tut, fällt immer auch auf ihn zurück, und wir haben ein Problem damit, dass er seine Schulden nicht beglichen hat.«
    »Das ist nicht unser Problem, sondern ganz allein Ihres«, sagte ich.
    »Jetzt ist es auch Ihr Problem, Buck, denn ich bin Ihr neuer Partner im kleinen Gemeinschaftsunternehmen Schatzsuche.«
    Ich seufzte. »Treffen wir uns doch unter vier Augen morgen in Ihrem Büro und besprechen die Sache.«
    Ich beendete das Gespräch und ging hinüber zum

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