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Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Titel: Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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findet, gewährt Israel nur eine geringfügige Provision.«
    Ihm sackte die Kinnlade nach unten. »Hä?«
    »Ob man nur einen Hinweis gibt oder das verdammte Gold persönlich anschleppt, man kriegt dasselbe, stimmt’s?«
    »Aber ja. Das Internationale Abkommen zur Rückführung gestohlener Vermögenswerte«, log Tequila. »Festgelegt in der Bundessatzung. Ihre Anwälte können das nachlesen.«
    »Wir haben in der israelischen Botschaft angerufen, und man hat einen Mann geschickt, der sich der Sache annehmen soll«, sagte ich ihm. »Ein Agent der israelischen Regierung namens Jitzchak Steinblatt. Ist kaum zu übersehen, so groß ist der Kerl. Und er hat einen langen Bart. Er ist auf der Jagd nach dem Schatz.«
    »Nein«, widersprach Pratt. »Nein. Kind sagte, Sie seien derjenige, der hinter dem Schatz her ist.«
    »Sind Sie noch nie von jemandem belogen worden, der Ihnen Geld schuldete?«, fragte Tequila.
    Pratt überlegte eine Sekunde.
    »Scheiße.«
    Ihm fehlten die Worte, und ich steuerte so schnell ich konntezur Tür hinaus. Ich wollte Abstand zwischen mich und Mississippi bringen, aber Tequila bestand darauf, den Automaten zwanzig Dollar in den Rachen zu schmeißen.
    »Wenn wir schon mal hier sind, sollten wie auch unser Glück versuchen,« sagte er.
    Ich verschränkte die Arme. »Ich will hier weg. Jetzt.«
    Er sah mich verächtlich an. »Ich bin dein Chauffeur, und wir fahren, sobald ich sage, dass wir fahren.«
    Also verbrachte er die nächste Viertelstunde damit, einen Hebel zu betätigen. Der Typ am Nachbarautomaten war ein Ekelpaket von einhundertvierzig Kilo, verpackt in schwarzes Leder und dekoriert mit Knasttattoos, und mein Enkel schien das gar nicht zur Kenntnis zu nehmen. Ich hielt uns beiden den Rücken frei, hatte die Hand unters Jackett geschoben und umklammerte den Knauf der .357.
    Tequila schaute zu, wie sich die Spielwalzen drehten, und verzog keine Miene. Ich fragte mich, ob es an seinen behüteten Jugendjahren lag, dass es ihm an der Fähigkeit mangelte, an diesem Ort und in dieser Situation die Gefahr zu wittern.
    Er zog den Hebel noch mal nach unten, und weg war sein Geld. Frustriert schlug er auf den Automaten ein.
    Der Typ mit den Knasttätowierungen nahm Tequila ins Visier.
    »Hoffentlich haben Sie mehr Glück«, sagte Tequila zu ihm.
    Als wir zum Parkplatz gingen, klärte ich meinen Enkel zu seinem eigenen Wohl darüber auf, dass Pratt uns zweifellos die ganze Zeit beobachtet hatte, während wir uns im Überwachungsbereich des Casinos befanden.
    »Glaubst du etwa, ich weiß das nicht«, ranzte Tequila mich an. Er blieb stehen und kreuzte die Arme vor der Brust. »Es dürfte nicht gerade hilfreich sein, wenn er auf den Monitor sieht und mitkriegt, dass wir wie die aufgeschreckten Hühner zur Tür rennen?«
    »Wir sind hier nicht sicher. Unter diesen Umständen solltenwir den Ort hier tunlichst weit hinter uns lassen«, sagte ich zu ihm und ließ mein Feuerzeug Funken schlagen. »Überlass du mir das Denken für uns beide. Ich bin der Erfahrenere.«
    »Ich vertraue nicht darauf, wie du denkst, Grandpa«, sagte er, runzelte die Stirn, lehnte sich vor und bedrängte mich. »Deine Sichtweise hat uns hergebracht, denn du meintest, du könntest diesem Mann klarmachen, wie die Dinge in seinem eigenen Haus laufen. Du spielst den harten Hund und gibst einen Bockmist von dir, der schon altbacken war, als du noch Dampf in den Fäusten hattest.«
    »Hör mir bitte mal zu …«, setzte ich an.
    Aber er schnitt mir das Wort ab.
    »Ich hab dir viel zu lange zugehört. Du bist kein gebildeter Mann und hast deine Lage nicht unter Kontrolle. Fünf Minuten klare Anwaltsworte hätten den Kerl überzeugt, dass wir genau den Ärger bedeuten, den er nicht brauchen kann. Stattdessen weiß der Hai jetzt, dass Blut im Wasser schwimmt. Vielleicht haben wir ihn irritiert, zumindest zeitweilig, indem wir ihm die Steinblatt-Kiste untergejubelt haben, aber so leicht werden wir ihn bestimmt nicht los. Und da willst du ihn obendrein zuschauen lassen, wie wir davonlaufen. Was zur Hölle soll das für ein Plan sein?«
    Sein Temperamentsausbruch schüchterte mich tatsächlich ein wenig ein. »Ich kenne vielleicht keine juristischen Lehrbücher, aber ich kenne die Menschen«, stammelte ich. »Du verstehst einfach nicht, mit was für einem Mann du zu tun hast.«
    »Ich verstehe sehr wohl, mit was für einem Mann ich zu tun habe. Mit einem störrischen, senilen und halbirren Hohlkopf.«
    Anschließend sagten wir beide so gut

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