Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman
das.
»Jedenfalls gibt es wahrscheinlich mindestens einen weiteren Weg ins Hotel, vielleicht einen Lieferanteneingang oder eine Laderampe«, sagte ich zu ihm. »Wir hätten verdammtes Glück, wenn der Mörder zur Vordertür hereingekommen ist, denn dann könnten wir ihn mit Hilfe der Bänder identifizieren. Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass er so schlau war, nicht an der Rezeption vorbeizumarschieren.«
Tequila ächzte.
»Und natürlich hättest du an der Kamera vorbei hinausgehen und danach das Hotel durch eine andere Tür wieder betreten können, um Yael zu töten. Daher wird das Video dich sowieso nicht entlasten.«
»Das klingt doch konstruiert.«
»Ist aber Detective-Arbeit. Man bastelt sich die Tatsachen, die man hat, zu einer plausiblen Story zusammen, und dann versucht man, damit den Täter zu überführen. Exakte Wissenschaft ist das nicht.«
Er sah mich argwöhnisch an, und ich spürte, dass es sich für ihn nach einer Methode anhörte, jemandem etwas anzuhängen.Und vielleicht hatte er auch Recht. Aber Mord war kein Spiel, das man gewinnen konnte, indem man smart genug war und das Glück hatte, keine Beweise zu hinterlassen, die eine Verurteilung rechtfertigten. Manchmal brauchte die Beweislage ein wenig Rückenwind.
Tequila konnte nicht verstehen, wie frustrierend es war, wenn einem der Täter durch die Lappen ging, weil er es geschafft hatte, einen Zeugen so einzuschüchtern, dass er seine Aussage widerrief, oder jemanden nicht überführen zu können, weil es nicht gelungen war, die Mordwaffe aus dem Fluss zu fischen.
Vielleicht sagte Tequilas moralischer Kompass, dass er einen Mörder durchaus einmal davonkommen lassen musste, weil die Regeln es so verlangten. Aber ich sah seine weißen Knöchel am Lenkrad und bemerkte, wie fest er die Zähne zusammenbiss, und ich wusste, was er am liebsten täte, wenn er denjenigen zu fassen bekäme, der Yael getötet hatte.
Irgendwo hinter seinem Studentenjargon und seinem Rechtsanwaltsvokabular steckte ein Tequila, der wusste, dass es Konflikte gab, die man nicht durch Diskussion oder rechtmäßige Verfahren beilegen konnte. Er wusste, dass ein Mann bestimmte Probleme mit den Händen lösen musste. Aber keiner von uns beiden wollte darüber reden, und deshalb beschloss ich, das Gespräch auf ein weniger heikles Thema zu lenken.
»Hattest du gestern Abend sexuellen Verkehr mit der jungen Frau?«
Ihm fiel die Kinnlade nach unten. »Was zum Teufel, Grandpa?«
»Beantworte die verdammte Frage«, forderte ich ihn auf. »Sie werden eine Leichenöffnung machen und eine Autopsie, und sie werden den Tatort genau untersuchen. Ich muss wissen, was sie dabei finden werden. Also, hattest du Verkehr mit Yael?«
Er blinzelte Tränen aus den Augen. »Ja. Wir, äh … ja.«
»Hast du ein Kondom benutzt?«
Sein Gesicht lief rot an. »Ja. Immer.«
»Gut«, sagte ich. »Deine Mutter wird erleichtert sein.«
»Du lieber Himmel, Pop.« Er wischte sich die Nase.
»Lag das benutzte Gummi im Zimmer, als du gegangen bist?«
»Was meinst du?«
»Hast du ihn auf dem Beistelltisch liegen lassen? Ihn in den Mülleimer geworfen?«
»Ich glaube, ich hab ihn die Toilette runtergespült.«
»Du glaubst?«
»Ich hab ihn die Toilette runtergespült.«
»Na, zumindest hast du nirgends deine DNA hinterlassen.«
»Ist das gut?«
»Ich weiß nicht. Als ich Cop war, gab es noch keine DNA-Beweise. Aber es sieht für die Geschworenen ziemlich belastend aus, wenn jemand einen Schwall Sperma über die Leiche verspritzt hat.«
Es schauderte ihn, entweder bei dem Wort Leiche oder dem Wort Geschworenen . Er schniefte.
»Die Leute in St. Louis wissen wohl noch gar nichts von dir, denn sonst hätten sie uns bestimmt festgenommen, als wir den ganzen Tag durch die Stadt kutschiert sind«, sagte ich ihm. »Randall Jennings hat anscheinend nicht verraten, was er zu wissen meint.«
Tequila nahm eine Hand vom Lenkrad und fuhr sich durchs Haar. »Wieso sollte er nicht?«
»Er will die Lawrence-Kind-Chose dir oder mir anhängen, und er will uns persönlich hochgehen lassen, ohne das Verdienst mit den St. Louis-Bullen zu teilen. So viel zur Zusammenarbeit verschiedener Dienststellen.«
Tequila biss sich auf die Unterlippe. »Gewinnen wir dadurch Zeit?«
»Nicht viel«, sagte ich. »Aber die gute Nachricht ist, dass wir uns nicht allzu sehr anstrengen müssen, um den wahren Mörder zu finden.«
»Und wieso nicht?«
»Weil er uns finden wird.«
36
Randall Jennings war nicht autorisiert,
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