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Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Titel: Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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in St. Louis den Kofferraum eines Autos zu durchsuchen, aber das würde uns kaum Zeit geben, durchzuschnaufen.
    Um bei einem Verdächtigen eine Hausdurchsuchung machen zu dürfen, muss sich die Polizei zuerst einen Beschluss von einem Richter erstellen lassen, der das gestattet. Das garantiert der vierte Zusatzartikel der Verfassung.
    Legal darf die Polizei ohne Beschluss nur dann in eine Wohnung eindringen, wenn ein hinreichender Verdacht besteht, anders gesagt: Sie muss beweisen, dass nach vernünftigem Menschenverstand davon auszugehen ist, dass in dem Moment, da die Cops sich Eintritt verschaffen, in diesen Räumen wahrscheinlich gerade ein Verbrechen verübt wird.
    Wenn die Polizei ein Haus ohne hinreichenden Verdacht oder einen Beschluss durchsucht, ist die Suche illegal, und jegliche Beweismittel, seien es Drogen, Diebesgut oder gar eine Leiche, gelten als unzulässig und können nicht gegen den Verdächtigen verwendet werden. Das bedeutet, der böse Junge bleibt auf freiem Fuß.
    Mit einem Fahrzeug verhält es sich jedoch anders. Das Gesetz besagt, es sei auf eine Weise öffentlich, wie es eine Wohnung niemals sein kann, und daher ist das Recht auf Privatsphäre in einem Fahrzeug sehr eingeschränkt, sogar in Bezug auf einen verschlossenen Kofferraum. Die Polizei hat bei Fahrzeugdurchsuchungen viel mehr Spielraum, nach Gutdünken zu verfahren.
    Vielleicht fand der Cop, der Fahrer mache einen nervösen Eindruck. Vielleicht schien der Verdächtige etwas in der Hand zu halten, das nach einer Waffe aussah. Vielleicht reagierte erängstlich, als er den Streifenwagen sah. Vielleicht wechselte er die Spur, ohne zu blinken. Dergleichen reicht allemal.
    Manche Streifenpolizisten waren so blöd, frei heraus vor Gericht zuzugeben, dass sie einen Wagen herausgewunken hatten, weil der Fahrer schwarz war, und wenn das geschah, sah sich der frustrierte Richter gezwungen, die fünf Kilo ungestrecktes afghanisches Heroin durchzuwinken, die der Polizist im Kofferraum gefunden hatte. Auf diese Weise geschieht es, dass die Namen und Leistungen mancher Strafverteidiger in Rapsongs verewigt werden.
    Aber solange der Beamte in der Lage ist, im Nachhinein einen begründeten Verdacht glaubhaft zu machen, hält so gut wie jede Fahrzeugdurchsuchung vor Gericht stand.
    Wir liefen also Gefahr, solange sich das Gold im Auto befand, von Gesetzeshütern nach deren Gutdünken durchsucht zu werden. Bei uns im Haus wären wir und das Zeug eher auf der sicheren Seite, weil Jennings keine ausreichenden Beweise würde erbringen können, um sich einen Durchsuchungsbeschluss ausstellen zu lassen. Aber wir hatten noch eine ziemliche Strecke Highway hinter uns zu bringen, bevor wir dort ankommen würden. Noch waren wir verwundbar.
    Wenn die Cops das Gold fanden, würden sie es beschlagnahmen. Die Methode, mit der wir uns Zugang zu Zieglers Schließfach verschafft hatten, war äußerst illegal. Wenn unser Vorgehen auch nicht der exakten Definition von Bankraub entsprach, war es doch mit Gewissheit als Betrug einer bundesstaatlich versicherten Bank zu bezeichnen. Und das reichte, um von einem Kapitalverbrechen zu sprechen.
    Aber selbst wenn wir keines Verbrechens angeklagt würden, bedeutete die Entdeckung des Nazigoldes, dass wir es keinesfalls behalten durften. Es würde an die Überlebenden des Holocaust gehen oder an sonstige Wohlfahrtsorganisationen. Und unsere Anstrengungen wären umsonst gewesen.
    Ich dachte an Jennings, der mir ein kleines verschwörerischesLächeln geschenkt und gesagt hatte, ich würde an seiner Stelle denken, was er dachte, und tun, was er tat. Und ich wusste, was ich tun würde, wäre ich an seiner Stelle.
    Zuerst hätte ich in Memphis eine Fahndungsausschreibung nach dem Buick erlassen, und dann hätte ich alle befreundeten Cops in anderen Abteilungen gebeten, ebenfalls nach dem Auto Ausschau zu halten. Dadurch würde ich mit ziemlicher Sicherheit erreichen, dass irgendein Cop uns an irgendeinem Ort entdeckte, an den Straßenrand winkte und durchsuchte.
    Ich sah lange aus dem Fenster und paffte meine Zigarette. Die Logik führte meine Gedanken unerbittlich in eine bestimmte Richtung, und diese Richtung gefiel mir nicht. Drastische Maßnahmen waren zu treffen.
    »Wir müssen unseren Wagen loswerden«, eröffnete ich Tequila. »Wir brauchen ein alternatives Transportmittel.«
    »Wovon redest du eigentlich?«, sagte er. »Du liebst diese Kiste.«
    »Sehr richtig. Aber früher oder später verliert man, was man liebt.«
    Er

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