Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Titel: Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
blinzelte und fragte: »Verdächtig? Ich?«
    »Die Nichtsahnende zu spielen hat Sie ziemlich weit gebracht, darauf würde ich wetten«, sagte Tequila, stand auf und beugte sich zu ihr. »Sie setzen eine verständnislose und überraschte Miene auf, schütteln Ihre Mähne, und alle fallen über die eigenen Füße, um Ihnen den Speichel von den Lippen zu wischen.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Schluss mit dieser Nummer, Lady«, sagte er. »Die zieht schon lange nicht mehr bei mir. Mag ja sein, dass der Reverend drauf reingefallen ist. Und vielleicht hat man deswegen seine Eingeweide überm Teppichboden verteilt.«
    »Schluss jetzt«, ermahnte ich Tequila. »Setz dich.« Er hatte die Nerven verloren, sah überall Yaels Mörder, und das war schlecht. Würde er es tatsächlich schaffen, seine Urteilsfähigkeitunter seiner Paranoia zu vergraben, dann könnten wir beide auf gar kein funktionstüchtiges Hirn mehr zurückgreifen.
    »Ich weiß, was sie ist«, protestierte er. »Eine Schwarze Witwe. Femme fatale. Eine wie sie taucht überall in der Literatur auf.«
    Ich griff nach dem Golfschläger und sah meinen Enkel so streng an, dass er sofort losließ. Er klemmte sich wieder auf seinen Stuhl. Er sollte mir beim Nachdenken helfen, und stattdessen spielte er den Humphrey Bogart.
    »Es hat einen weiteren Mord gegeben«, klärte ich Felicia auf. »Sieht so aus, als stünden die beiden in Verbindung miteinander und hätten irgendwie auch mit uns zu tun. Wir sind deswegen ein wenig nervös.«
    »Ich weiß davon nicht das Geringste«, sagte sie und fächelte sich das Gesicht mit einer Hand, an der noch der Ehering blitzte.
    Das überzeugte mich nicht. »Sie sollten lieber mit allem, was Sie wissen, sofort herausrücken.«
    »Ich sage Ihnen alles, was Sie wollen.«
    Ich verschränkte die Arme. »Fangen wir bei der Lebensversicherung an.«
    »Ja«, knurrte Tequila. »Als der gute Hirte ging, seinen ewigen Lohn entgegenzunehmen, was durften Sie da einstreichen?«
    »Nicht viel«, sagte sie. »Fünfzigtausend. Und die muss ich auch noch versteuern. Und wir wohnen, wohnten, besser gesagt, in einem Haus, das der Kirche gehört. Man hat mir gesagt, in zwei Wochen müsse ich raus sein. Ich habe keinen Job. Ich bin drei Jahre lang nur die Ehefrau eines Geistlichen gewesen, und zwar in Vollzeit. Ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll.«
    »Angesichts der Beerdigung, die Sie für ihn ausrichten ließen, musste man den Eindruck gewinnen, als stünden Sie finanziell gut da.«
    »Aus der Versicherungspolice wurde Geld für die Bestattungskosten bereitgestellt, aber nur gegen Quittungen, und Bargeld bekam ich nicht in die Hand«, sagte sie. »Die Kirche ist ebenfalls für eine ganze Menge aufgekommen. Viele Leute in der Gemeindeempfanden den Mord als Blamage, und die Diakone meinten, mit einem teuren Begräbnis ließe sich das Gesicht wahren.«
    Was sie sagte, klang einleuchtend, aber das bedeutete noch längst nicht, dass auch nur ein Wort davon zutraf. Gutaussehenden Frauen zu trauen fiel leicht, und eben deswegen vermochten sie so überzeugend zu lügen.
    Ich sah Tequila an. Er krallte die Finger in die Armlehnen seines Stuhls.
    »Kennen Sie T. Addleford Pratt?« fragte ich sie.
    »Er nahm nach Larrys Tod Verbindung mit mir auf. Er sagte, Larry schulde ihm Geld, und drohte, die Summe aus der Lebensversicherung pfänden zu lassen. Wenn ich Larrys Schulden zurückbezahlen muss, bleibt mir nichts übrig, und wenn ich gegen sie angehe, werden die Anwaltskosten mich sowieso auffressen. Was ich habe, reicht kaum als Grundlage für ein neues Leben, und ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn diese Männer mir auch das Wenige noch nehmen. Ich glaube, die Leute vom Casino müssen diejenigen gewesen sein, die Larry umgebracht haben, es sei denn …«
    Ich wartete darauf, dass sie fortfuhr, aber sie tat es nicht. Ich beendete das Schweigen. »Was hat all das mit mir zu tun?«
    »Lassen Sie mich Ihnen etwas zeigen.« Felicia wollte den Reißverschluss ihrer Tasche aufziehen, die ich bestimmt bemerkt haben musste, als sie hereinkam. Sie zu durchsuchen hatte ich jedoch versäumt.
    »Waffe!«, schrie Tequila und sprang von seinem Stuhl, um ihr die Handtasche zu entreißen. Felicia schrie auf und rollte sich auf dem von Tequila am weitesten entfernten Ende des Sofas zusammen.
    Er kramte in der Tasche.
    »Hat sie eine Waffe dabei?«, fragte ich.
    »Nein.«
    »Dann gib ihr die Tasche zurück und setz dich wieder hin.«
    Er protestierte

Weitere Kostenlose Bücher