Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Titel: Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
stammelnd, tat aber, was ich von ihm verlangte.
    Sie sammelte sich, aber jetzt strömten ihr die Tränen übers Gesicht. Sie griff in ihre Tasche und zog ein Notizbuch mit Spiralbindung hervor, wie Journalisten es benutzen. Es hatte Ähnlichkeit mit meinem Merkheft.
    Sie blätterte es ungefähr zu einem Drittel durch, und als sie fand, was sie gesucht hatte, reichte sie mir das Buch. Oben auf der Seite stand in gut leserlichen kleinen Kursivbuchstaben: Dinge über Baruch Schatz, die ich nicht vergessen will.
    » Bei so vielen Gemeindemitgliedern, die er begleitete, musste sich Larry sorgfältige Notizen machen, um nicht zu vergessen, was sich in deren Leben abspielte«, sagte sie. »Er hatte Dutzende dieser Notizbücher in seinem Schreibtisch. Ich sollte sie nicht lesen. Ich bin sicher, dass ich damit jetzt einen Vertrauensbruch begehe. Aber ich habe ihn so plötzlich verloren, und die Bücher sind alles, was mir von ihm geblieben ist.«
    Ich sah mir an, was Kind über mich geschrieben hatte, und gab ihr das Notizbuch zurück.
    »Unsere Freunde, jeder, den ich kenne, war mit der Kirche verbunden«, sagte sie. »An sie kann ich mich jetzt nicht wenden. Mein Mann hat Ihnen vertraut, und sonst habe ich niemanden. Sie müssen herausfinden, wer ihn umgebracht hat.«
    »Warum?«, fragte ich sie.
    Sie schlug die langen gebräunten Beine übereinander. »Sie waren gar nicht so im Unrecht, was das Geld von der Versicherung betrifft. Wenn der Mord mit Larrys Arbeit zu tun hat, habe ich Anspruch auf eine Summe von ungefähr zweihunderttausend Dollar aus dem Entschädigungsfonds für staatliche Angestellte. Aber bevor wir wissen, von wem und warum er umgebracht wurde, kann ich keinen Anspruch geltend machen.«
    Ich sagte nichts. Sie stellte die Beine nebeneinander und schlug sie wieder übereinander.
    »Ich werde Ihnen einen fairen Anteil am Ertrag zahlen, wenn Sie mir herauszufinden helfen, was sich beim Tod meines Mannes zugetragen hat. Bitte, Mister Schatz, ich brauche das Geld,um diese Stadt und die Dinge, die hier geschehen sind, hinter mir lassen zu können. Das ist die einzige Chance, die ich habe, mir ein eigenes Leben aufzubauen.«
    Es klang so, als könne wahr sein, was sie sagte. Andererseits hatte sie draußen vor meinem Haus auf der Lauer gelegen und in den Tagen seit dem Mord an ihrem Mann genügend Zeit gehabt, um sich eine überzeugende Story zurechtzulegen.
    Während ich darüber grübelte, klingelte das Telefon.
    »Wahrscheinlich meine Frau«, sagte ich zu Felicia, als ich den Hörer abnahm.
    Sie war es nicht.
    »Howdy, Buck-o«, sagte Randall Jennings. »Als ich gehört habe, dass Sie heil nach Hause gekommen sind, dachte ich, ich ruf Sie doch gleich mal an.« Das war seine Art, mir klarzumachen, dass er in der Tat mein Haus observieren ließ. »Ist ja ’ne hübsche Schaukel, die Sie unterwegs aufgegabelt haben.«
    Tequila konnte meinem Gesichtsausdruck offenbar ablesen, dass ich nicht mit seiner Großmutter sprach. Er gestikulierte neugierig. Ich hob eine Hand, um ihm zu bedeuten, Ruhe zu bewahren.
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, sagte ich zu Jennings.
    »Ihr Auto. Ihr neues Auto.«
    »Okay«, sagte ich. »Verstehe. Sie lassen mich beobachten.«
    »Na ja, ich möchte nur, dass Ihnen nichts geschieht.«
    »Gute Nacht, Randall.« Ich wollte auflegen.
    »Eine Sekunde noch, Buck.« Er räusperte sich. »Ich habe ihren Kumpel Norris Feely mit aufs Revier genommen, um ihm wegen der Sache mit Lawrence Kind auf den Zahn zu fühlen.«
    Das überraschte mich. Jennings hatte deutlich gemacht, dass er Tequila als Täter im Auge hatte, und jetzt verhörte er Feely. Entweder schwirrte dieser Cop von überall nach nirgends, oder er hatte einen höchst ausgeklügelten Plan, den ich nicht durchschaute.
    »Wie man hört, sollen Sie im Verhörraum Wunder vollbracht haben«, fuhr Jennings in unverändert freundlichem Ton fort.»Warum kommen Sie nicht vorbei und versuchen ein paar Stockschläge auf die pummelige kleine Piñata, die wir hier sitzen haben? Nur so um der alten Zeiten willen?«
    Ich hatte keine Ahnung, worauf er hinauswollte. »Wollen Sie damit sagen, dass Sie meine Hilfe brauchen, Randall?«
    »Aber nein«, sagte er. »Ich nahm nur an, es würde Ihnen das Leben leichter machen, wenn wir ein Geständnis von dem Kerl bekämen, und ich weiß, dass Sie stinksauer werden können, wenn Sie das Gefühl haben, zu der Party nicht eingeladen gewesen zu sein.«
    Da hatte er gar nicht so unrecht, obwohl ich bezweifelte,

Weitere Kostenlose Bücher