Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman
dass ihm mein Wohlergehen am Herzen lag. Ich versuchte mir zusammenzureimen, welche Falle er mir stellen wollte, aber ich kam einfach nicht drauf. Das machte mich unruhig.
Felicia Kind erklärte sich bereit, mich in die Stadt mitzunehmen. Deshalb ließ ich Tequila zu Hause bei dem Gold. Er gab laut zu verstehen, dass er Felicia misstraute, und war verärgert, weil er nicht mitkommen durfte, aber er wusste, dass wir drei Millionen Dollar nicht unbeaufsichtigt zurücklassen konnten, und deswegen fügte er sich.
Außerdem wusste ich, dass es irgendwie belastend erscheinen könnte, wenn ich ihn das Police Department aufsuchen ließ. Jennings’ Falle galt womöglich ihm, und die Beziehung zu Yael machte ihn angreifbar. Wenn ein Ankläger einfach nur nachweisen konnte, dass zwei nicht miteinander verheiratete Erwachsene außerhalb der Bindungen der geheiligten Ehe einvernehmlich Geschlechtsverkehr miteinander gehabt hatten, würde dieser Beweis bei den meisten Geschworenenprozessen in Tennessee vermutlich zu einer Verurteilung wegen Mordes führen.
Die Witwe des Priesters wäre jedoch nur schwer zu verurteilen, es sei denn, der Jury würde etwas so Überzeugendes präsentiert werden wie ein Video, auf dem sie bei der Tat zu sehen war. Zumindest wäre es schwierig, sie zu verurteilen, es sei denn, jemand konnte beweisen, dass sie ihrem Ehemann untreu gewesenwar. Wenn die Geschworenen das erfuhren, würde die Todesstrafe verhängt, ob die Frau mit dem Mord zu tun hatte oder nicht.
»Haben Sie Larry jemals betrogen?«, fragte ich, als wir in ihrem kleinen Toyota die Poplar Avenue entlangfuhren.
Sie reagierte so schockiert und empört, dass sie mich überzeugte. Sie wollte von mir wissen, wie ich es wagen konnte, etwas Derartiges anzudeuten, und ob ich überhaupt verstünde, was es bedeutete, die Frau eines Priesters und eine gläubige Christin zu sein. Es sei grausam und boshaft, auch nur auf den Gedanken zu kommen, sie könne zu solchen Dingen fähig sein. Und sie sagte noch ein paar andere Dinge über mich. Ich nahm sie nicht persönlich.
Ich öffnete das Fenster einen Spalt weit, steckte mir eine Zigarette an und wartete darauf, dass sie sich beruhigte. Als sie zu zetern aufhörte, sagte ich:
»Solange das die Wahrheit ist, ist alles in Ordnung. Aber wenn man Sie mit irgendwas in Verbindung bringen kann, das nach Untreue aussieht, sollten Sie sich hüten, ohne Anwalt in die Nähe eines Polizeireviers zu kommen.«
»Ich habe meinen Mann geliebt, Mister Schatz, und ich glaube an seine Arbeit«, sagte Felicia. Ihre Stimme klang belegt und leise, aber immer noch zornig, wenn auch ohne den Anflug von Furcht, den ich bei einem Schuldigen erwartet hätte.
»So schwierig es für Sie sein wird, müssen Sie doch damit leben, im Verdacht zu stehen, bis die Wahrheit ans Licht kommt. Wenn die Polizei es mit dem Mord an einem Weißen aus der Mittelklasse zu tun hat und es sich nicht eindeutig um einen Raubüberfall handelt, ist gewöhnlich der Ehepartner schuldig. Aber wenn Sie ihn nicht umgebracht haben, werden wir dafür sorgen, dass Sie das Geld bekommen.«
»Es tut mir leid, Mister Schatz, dass ich Sie angeschrien habe, und es tut mir auch leid, dass ich Sie und Ihren Enkel erschreckt habe. Sie trifft doch an alledem keine Schuld.«
Aber ich schüttelte den Kopf. »Niemand ist unschuldig.«
Notizen des verkommenen Spielers Lawrence Kind, die mich betreffen:
Ich mag Buck Schatz sehr, obwohl er gegen mich eine Abneigung zu hegen scheint. Schon bei unserer ersten Begegnung hat er mich zum Sünder abgestempelt, und er hält mich für einen Scharlatan und Schwindler. Er ist genauso oder mehr als ich darin geübt, sich bei der Beurteilung anderer Menschen auf seinen Instinkt zu verlassen. Ich nehme ihn ernst. Und daher ist es an mir, zu überdenken, ob seine Einschätzung korrekt ist.
Meiner Meinung nach ist sie es nicht.
Buck verknüpft Frömmigkeit mit seinem eigenen Ethos persönlicher Disziplin, einer Weltanschauung, die tief in althergebrachter jüdischer Tradition wurzelt. Weil die Juden nicht an Christus als den Erlöser glauben, streben sie nach weltlicher Vollkommenheit, indem sie sich den Verhaltensregeln der Halacha fügen, dem strengen Katalog aus über sechshundert biblischen Gesetzen, die sämtliche Aspekte des täglichen Lebens regeln.
Buck ist kein praktizierender Jude, soweit ich das beurteilen kann, aber der Glaube seines Volkes ist die Grundlage seines Wertesystems. Er beurteilt Menschen danach, wie sie
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