Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman
getötet hat.«
Ungläubig erschlaffte sein Gesicht, aber die Fassungslosigkeit kaufte ich ihm nicht ab. »Das können Sie nicht ernst meinen.«
»Doch, manchmal meine ich es ernst.« Ich nahm die .357 in die Hand und ließ den Zylinder rotieren. »Mein Freund hier meint es jedenfalls immer verdammt ernst.«
Feely grinste spöttisch. »Hören Sie, Buck, Sie machen mir keine Angst. Wir sind Freunde. Ich war bei Ihnen zum Abendessen eingeladen.«
»Larry Kind hat auch bei mir zu Abend gegessen«, sagte ich. »Und ich habe mit der armen jungen Israelitin zu Abend gegessen.«
»Welche Israelitin?«
Lässt man einen Verdächtigen lange genug im Verhörraum schwitzen, kann man, wie einige Polizisten glauben, riechen, ob er lügt. Feely schickte mir eine volle Ladung Lügenaroma in die Nase. Er wusste etwas, da war ich ziemlich sicher. Ich beschloss, ihm auf den Zahn zu fühlen.
»Wir wissen, dass Sie zum Zeitpunkt des Mordes in St. Louis waren. Wir haben die Aufzeichnungen. Sämtliche Orte, an denenSie sich befunden haben, sind mit dem GHB aufgezeichnet worden.«
»Mit was?« Seine verschlagenen Gesichtszüge ordneten sich zu einer Miene reiner Verwirrung.
Ich hatte den Namen von dem Ding vergessen und etwas Falsches gesagt. Ich versuchte, ungezwungen zu wirken, während ich in meinem Merkheft blätterte.
»Das GED.«
»Buck, ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, sagte Feely.
»Der gottverdammte Navigationscomputer.«
»Sie meinen GPS? Ich habe keinen Navi in meinem Wagen.«
Ich sah ihn durchdringend an und versuchte einzuschätzen, ob er log. Meinen Bluff hatte ich ja wohl astrein vermasselt. Das geschah mir recht. Warum versuchte ich auch, mit Sachen aufzutrumpfen, von denen ich keinen blassen Schimmer hatte?
»Erzählen Sie mir nichts«, sagte ich. »Wir wissen, dass Sie in St. Louis waren.«
Feely wand sich auf seinem Stuhl. »Ich habe niemanden umgebracht.«
Die Reaktion überraschte mich. Ich hatte erwartet, dass er leugnete, Memphis je verlassen zu haben.
»Und was haben Sie dann dort gemacht?«
»Das muss ich Ihnen nicht sagen.«
Die Bestätigung. Er war in St. Louis gewesen. Ich vermied es, mir die Überraschung anmerken zu lassen, denn wenn er mitbekam, dass er mir Informationen gab, über die ich nicht bereits verfügte, würde er dichtmachen. Ich saß also da, sah ihn an und trommelte mit den Fingern auf dem Metalltisch.
»Hören Sie, ich bin nicht Ihr Feind«, sagte Feely. »Wenn Sie mich hier rausholen, können wir einander helfen.«
»Nehmen wir mal an, ich könnte oder wollte es tun. Was bekomme ich dafür von Ihnen?«
Feely fand darauf keine Antwort. Er sah auf den Tisch und wich mit Bedacht meinen Blicken aus.
»Norris«, sagte ich nach einer längeren Pause. »Besseres gibt es für Sie im Augenblick nicht als zuzugeben, was Sie getan haben.«
»Ich habe gar nichts getan«, beharrte er. »Jennings versucht, mir etwas anzuhängen.«
Die Vorstellung, dass Jennings etwas Oberfaules im Sinn haben könnte, erschien mir durchaus nicht abwegig. Ich hatte ihn im Verdacht gehabt, mir und Tequila etwas anhängen zu wollen, und ich begriff immer noch nicht, zu welchem Zweck er Norris und mich zusammengebracht hatte.
»Warum sollte Jennings Ihnen etwas anhängen wollen?«
»Das kann ich hier nicht erklären. Er hört vielleicht zu.«
»Niemand hört bei irgendwas zu, Norris.«
»Doch, er tut es. Es ist eine Falle.«
Es ergab keinen Sinn, Feely mehr zu trauen als Jennings. Trotz meiner Bedenken und meines persönlichen Ressentiments gegenüber dem Detective musste ich einräumen, dass er nichts getan hatte, was falsch erschien. Ich wusste, dass mein Enkel kein Mörder sein konnte, aber Jennings’ Vorbehalte gegenüber Tequila waren objektiv betrachtet berechtigt. Und Feely hatte bereits zu meinen Favoriten unter den Verdächtigen gehört, bevor er eingestand, in St. Louis gewesen zu sein, als Yael ermordet wurde. Ich war noch nicht so weit, allen Argwohn zu vergessen, was den Detective betraf, und klammerte die Möglichkeit nicht aus, dass er Tequila unter falschem Vorwand einbuchten könnte. Aber ich sah keinen Beweis dafür, dass er diesen Fall auf unredliche Weise bearbeitete, und auf der Spur des Mörders schien er mir mindestens zwei Schritte voraus zu sein.
»Ich wollte nur etwas für Jim tun und für Emily da sein«, sagte Feely. »Es ist nicht fair.«
Ich sah ihn skeptisch an. »Wenn Sie meine Hilfe wollen, dann müssen Sie mir schon klipp und klar sagen, was Sie in St. Louis
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