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Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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»Das ist, als wäre man in einer Seifenblase.« Sie hatten mit diesen Feldern noch keine praktische Erfahrung. Martin zog ein zeitweiliges Kontrollpaneel herunter und berührte Pfeile, welche die Richtung angaben, in die er sich bewegen wollte. Die Blase entfernte sich von ihrem Schiff mit kaum hörbarem tink und einem schwachen Lichtblitz – individuell einander angepaßte Atome von Anti-M und Materie, deren Explosionen gebündelt auf ein spiegelndes Feld von der Größe seiner Hand gerichtet waren.
    Giacomo kam als nächster heraus, danach Hakim. Bis auf ein paar Worte und die Atemgeräusche waren sie wieder vom Universum eingehüllt, wenn auch in Form eines unverzerrten Sternenfeldes. Martin sah das Sternbild der Orchidee. In dieser Richtung lag innerhalb eines Grades der den Menschen als Beteigeuze bekannte Stern und in der gleichen Blickrichtung die Dämmerungsgleiter.
    Er drehte seine Blase zu der Konstellation, die Hakim als ›Philosophen‹ bezeichnet hatte. Das Wrack überquerte gerade dessen Hand.
    »Wie ist sein Name?« fragte Giacomo.
    Die Stimme der Schiffsmutter antwortete: »Ich weiß nicht.«
    Sie bewegten sich langsam die zwei Kilometer vorwärts. Martin folgte Giacomos Ballon und beobachtete das Staccato des knallfroschähnlichen Feuerwerks sterbender Atome.
    »Ich komme mir vor wie ein Engel. Das ist unglaublich«, sagte Hakim, der Martin folgte.
    Martins Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf die zerfallende Hülle, die vor ihnen aufragte. Er konnte die drei Heimkugeln erkennen, die zu psychedelischen Blattskeletten geschrumpft waren, bei denen alle Ränder rot, orange und weiß glühten.
    Giacomo sagte: »Ich wußte, daß es Energie entnahm, um die falsche Materie zu erhalten… Ich wußte nicht, daß es an Spannung verlieren würde.«
    Martin drehte sich um und trieb seine Blase zu der dritten Heimkugel. Giacomo und Hakim ließ er in Nähe der mittleren. Er hatte ein Loch entdeckt, das groß genug war, daß er seine Blase hindurchquetschen konnte; und mit Billigung der Schiffsmutter wollte er versuchen hineinzukommen.
    Neben ihm folgte eine kupferne Mutter von halber Größe. Er hatte nicht gesehen, daß sein Schiff den kleinen Roboter hergestellt hatte, aber Erklärungen waren nicht notwendig. Die Minimutter bewegte sich mit eigenen Feuerwerksstößen.
    »Nach was soll ich mich umsehen?« fragte er die kleine Mutter.
    »Das Gehirn des Schiffs wird eine Markierung hinterlassen haben, die mit nahen Feldern in Wechselwirkung steht. Der Gedächtnisspeicher für tiefe Zeit wird wahrscheinlich in der dritten Heimkugel hausen, in den dichtesten Konzentrationen realer Materie.«
    Seine Blase passierte das, was früher die Luke des Waffenlagers gewesen sein mußte. »Dies Schiff wurde nicht angegriffen. Oder doch?«
    »Nein«, sagte die Minimutter. »Es hat die Ausführung seiner Mission eingestellt.«
    »Weshalb?«
    »Wir haben für eine Antwort nicht genügend Information«, sagte die kleine Mutter. Martin sah, wie ein Vorsprung aus glühendem Schrott gegen seine Blase stieß. Er bremste und ging tiefer hinein durch eine schimmernde Schicht nach der anderen: Wände, verzerrte Einzelzellen, verbogene Bauteile. Folien aus abgelöster Materie – echter Materie, die keinem Verfall unterlag – hingen herum, stießen gegen seine Blase, bauschten sich lautlos zur Seite und wurden wellig wie Stoff. Er konnte jetzt erkennen, wie wenig reale Materie die falsche in einem Schiff des Gesetzes bedeckte, nicht dicker als Farbe.
    »Ich bin in der zweiten Heimkugel«, berichtete Giacomo.
    Hakim sagte: »Ich gehe in den ersten Hals hinein. Es wird hier draußen wirklich dünner. Nicht viel da, was es zusammenhält. Ich dringe weiter vor.«
    In einem dunklen Hohlraum, der von Folien aus narbiger Materie umhüllt war, sah Martin einen interessanten Schatten, der nicht ein Teil des Schiffs zu sein schien. Er streckte ein grünes Feld aus, um die Folien beiseitezuschieben. Ein kaltes runzliges Gesicht starrte ihn an. Die Augen waren eingesunken, und ein langer Hals zu Knoten aus vertrockneter Haut und von Muskeln um scharf ausgeprägte Knochen geschrumpft.
    Er sagte: »Ich habe ein Besatzungsmitglied gefunden.«
    »Gefriergetrocknet?« fragte Giacomo.
    »Nicht genau. Sieht aus wie gestorben und mumifiziert, und dann vielleicht Jahrhunderte später dem Weltraum ausgesetzt.«
    »Einer unserer Sauropoden?«
    Martin übertrug ein Bild, um ihre Neugier zu befriedigen. Ein flatterndes Stück Stoff klatschte auf den Leichnam

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