Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
Zivilisation sind zerstört.«
    »Natürlich«, sagte Hans trocken.
    Jennifer sagte: »Sie sind zerfallen. Sie haben es verloren und sich selbst getötet. Oder beschlossen zu sterben.«
    Martin erinnerte sich an die mumifizierten Körper, die Letzten der Besatzung, und sah sie daliegen, wie sie das Ende erwarteten.
    »Bei Gott, das wird uns nicht passieren«, sagte Hans.
    Die Mutter fragte: »Wird diese Information allen Mitgliedern der Crew zugänglich gemacht werden?«
    Hans schien durch diese Frage überrascht zu sein. Er grübelte einen Moment, kniff ein Auge zu, sah Martin an, als ob er ihm für eine unqualifizierte Kränkung einen Verweis erteilen wollte, und sagte dann: »Nun ja.
    Offen für jedermann. Warum nicht? Eine Warnung für uns alle.«
    Harpal sagte: »Es wird unser Albatros sein. Ich weiß nicht, was die anderen denken werden…«
    »Es ist ein verdammt schlimmes Zeichen vom Himmel«, sagte Hans. »Rosa wird einen Ball veranstalten.«
     
    Die Wilde Nacht wurde nicht, wie der Name nahelegte, eine hemmungslose Orgie. Langeweile mit Vergnügen hatte sich eingenistet. Die Veranstaltung galt zugleich als eine Begrüßungsfeier für die drei Reisenden und eine Gelegenheit für die Crew, Dampf abzulassen, nachdem sie die Nachricht von dem toten Schiff verdaut hatte. Um wieder zur Autorität zurückzukehren – gegenüber allen Müttern und indirekt auch Hans, mit seiner Planung und Billigung.
    Seit dem Scharmützel genoß die Besatzung in der Cafeteria das erste Dinner, das nach etwas schmeckte.
    Martin hatte sich nicht an der Planung der Wilden Nacht beteiligt und war daher ebenso überrascht wie jeder andere über die Zurechtweisung, die Hans widerfuhr. Rex Live Oak hatte sein Haar nach der Art von Hans geschnitten und lieferte einen Sketch mit drei Wendys über die sexuellen Eskapaden von Hans. Die Witze waren ausführlich und nicht sehr lustig, ernteten aber Zurufe und Gegacker seitens der Crew. Hans lächelte grimmig und warf in gespieltem Ärger den Kopf zurück.
    Martin hatte vor dem dritten Sketch gehen wollen, erkannte aber deutlich, daß man das nicht schätzen würde. Gruppenaktion war die Losung des Abends, Kooperation und Koordination. Gemeinsam Lachen, gemeinsam Ulken und gemeinsam Aufstehen im Parterre. Die ganze Atmosphäre vertiefte nur Martins Trübsal. Auf der Erde hatte er nie erlebt, daß eine gesellschaftliche Veranstaltung mißtönend wurde. Aber so müßte das wohl gewesen sein. Gezwungene Heiterkeit. Beleidigungen und Kränkungen, die als Humor gelten sollten, Bitterkeit und Traurigkeit als Kameraderie verkleidet. Hans präsidierte über dem allen mit sturem Gleichmut. Er saß getrennt von den anderen an einem Tisch.
    Das Unerwartete kam natürlich von Rosa Sequoia. Sie war in den Monaten, da Martin, Giacomo und Hakim fort gewesen waren, ruhig gewesen. Sie hatte ihre Zeit abgewartet, wie Hans sagte. Als jetzt die Darsteller des Sketches eine Pause machten, stieg sie auf den Tisch in der Mitte und fing an zu sprechen.
    Die Veranstalter der Show konnten sich nicht einmischen, ohne die zerbrechliche und falsche Stimmung gründlich zu zerstören. Sie hatten etwas angefangen, und Rosa nutzte das zu ihrem Vorteil.
    Sie sagte: »Ihr kennt mich. Ich bin die Verrückte. Ich sehe Dinge und erzähle Geschichten. Ihr findet Hans drollig und haltet euch auch dafür. Was ist mit mir?«
    Keiner sprach ein Wort. Unbehagliches Scharren.
    »Was ist mit uns?« Rosas loses Gewand verbarg nicht, daß ihr Körper muskulös geworden war, daß sie, weder mager noch anmutig, in den letzten vier Monaten viel stärker geworden war und viel selbstsicherer.
    Ihr Gesicht strahlte reine Freude aus, weil sie vor ihnen stand. Von allen Leuten in der Crew konnte jetzt nur Rosa ein echt freundliches Lächeln aufbringen.
    »Wir sind Fleisch und Blut, erlauben aber, daß wir über Hunderte von Billionen Kilometern gezerrt werden, um mit Gespenstern zu kämpfen… um uns an Leuten zu rächen, die nicht hier sind. Das ist lustig.«
    Die Miene von Hans wurde starr und bedrohlich. Den Kopf hatte er eingezogen, als ob er einen vorbeifliegenden Käfer mit den Zähnen schnappen wollte.
    Aber in Rosas Ton lag etwas, das sie auf ihren Sitzen hielt. Sie wollte ihnen weder Torheit vorwerfen noch den Unglückspropheten herauskehren, der die Leiche eines Schiffs des Gesetzes als Beispiel benutzte, um sie zu läutern. Sie hatte etwas anderes im Sinn.
    Sie fragte: »Wie viele von euch haben seltsame Träume gehabt?« Das traf ins

Weitere Kostenlose Bücher