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Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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sagte: »Habe ich recht?«
    »Jawohl«, sagte Rex.
    Hans hob die Hand über den Kopf, spreizte die Finger und betrachtete sie.
    Sehr melodramatisch, dachte Martin. Kindisch.
    Die Stimmung von Hans war nicht zu erkennen. Niemand sonst wagte zu sprechen. Martin fühlte, daß in ihrem Boss eine furchtbare Entschlossenheit zum Ausdruck kam. Zäh, entschlossen und vielleicht ein wenig pervers und sogar rücksichtslos.
    Hans sagte: »Die Mütter sagen, daß wir während einer oder vielleicht zweier Zehntagewochen keine Simulationen üben werden. Zum Teufel mit der Warterei! Wir vergessen Spiele und Gratisrunden. Ich will nicht, daß jemand herumschmust, bis dies Schiff voll vorbereitet ist. Ich wünsche einige echte Spannungen und Fälle von Ärger, nicht die falsche, elende Langeweile, in der wir jetzt stecken. Ich werde diese Crew anpeitschen durch Arbeit, wenn notwendig harte Arbeit. Martin, hast du eine Ahnung von den Müttern?«
    Martin zeigte sich überrascht. »Verzeihung?«
    »Irgendwelche weiteren Erkenntnisse, was sie vorhaben?«
    Martin überlegte kurz, zuckte die Achseln und sagte schließlich: »Sie sind noch mit Reparaturen beschäftigt. Ich weiß nicht, was du…«
    »Reparaturen zum Teufel! Sie haben uns ein Rennboot hergestellt, um das tote Schiff zu besuchen. Sie haben ein Viertel des Treibstoffs, den wir um Wormwood gesammelt haben, hergegeben – auf Kosten von wieviel Leben? Halten sie sonst noch etwas Wichtiges vor uns verborgen?«
    »Ich glaube nicht«, sagte Martin. Ariel reagierte nicht. Sie wirkte wie erstarrt, lauschte und wartete ab.
    »Wir trainieren uns selbst, ohne Simulationen. Wir drillen Disziplin und halten uns in Form. Wir kämpfen physisch gegeneinander. Ihr alle werdet Instrukteure des Drills sein. Martin, Rex und ich werden ein Schema für physische Ausdauer und Kampf ausarbeiten. Hand in Hand. Gewinner können sich amüsieren. Niemand sonst. Wir werden um Freiwillige für die Belohnungen bitten.«
    Nur Rex erwiderte sein Lächeln. Der Rest war erstaunt, ausdruckslos und schwieg. Ariel schloß die Augen und schluckte.
    Bisher hatten die Führungsinstinkte von Hans bis auf seinen Ausbruch nach dem Neutrinosturm immer scharf gewirkt. Aber jetzt reagierte Martin in seinem Innersten auf diese Ankündigung mit Entsetzen und Abscheu. Mannschaftskameraden in läppischen Spielen und physischen Übungen im Wettstreit um die Gunst einiger weniger – er fand dafür keine anderen Worte – Prostituierter, Huren einzusetzen, schien das Allerletzte zu sein.
    Aber niemand machte Einwände, nicht Martin und nicht einmal Ariel. Das entsetzte Martin mehr als alles andere.
    Hans sagte: »Dann laßt uns die Spiele beginnen!«
     
    Martin trat Jimmy Satsuma entgegen. Sie verbeugten sich voreinander, gingen langsam im Kreis herum und packten sich.
    Im Schulzimmer begegneten sich fünfzehn weitere gegnerische Paare, schlichen umeinander und gingen in Clinch. Der Raum füllte sich mit Grunzen und Scharren, Keuchen, wenn Körper auf den elastischen Boden prallten, und Klatschen von Fleisch auf Fleisch. Wendys rangen mit Wendys und Verlorene Jungen gegeneinander.
    Die Familiengruppen, die bereits durch die Todesfälle reduziert und geschwächt waren, wurden noch schwächer, als Katzen gegeneinander antraten, Bäume und Orte miteinander ragen und Fische und Blumen gegen Fische und Blumen kämpften.
    Das Schiff fand eine neue soziale Ordnung. Sieger tauchten auf. Martin wurde Sechster der besten fünfzehn Verlorenen Jungen.
    Hans griff die besten fünfzehn als Lehrer heraus, und die nächste Runde begann mit zusätzlichen Wettbewerben: Laufen, Varianten von amerikanischem und europäischem Fußball und Handball.
    Es war für Martin eine gewisse Genugtuung zu sehen, daß die meisten Gewinner die Belohnungen von Hans verschmähten und mit müden, verlegenen Blicken die Kampfstätten verließen. Rex Live Oak lehnte nicht ab und nahm Donna Emerald Sea in sein Quartier mit.
    Erschöpft, mit einigen Beulen bedeckt und wund verbrachte Martin eine halbe Stunde in seiner Unterkunft, ehe er vor dem Schlaf die Bibliotheken der Dämmerungsgleiter durchforschte. Die Bibliotheken waren in den letzten paar Tagen wieder geöffnet worden. Es gab Lücken, aber keine sehr großen. Ungefähr neunzig Prozent der Bestände waren gerettet oder aus beschädigten Gebieten rekonstruiert worden. In die Bibliotheken waren auch die Reste des Tiefzeitgedächtnisses des Schiffswracks integriert worden.
    Nach Wiederherstellung der

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