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Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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sagte: »Frage sie, was sie für eine tödliche Beleidigung halten! Ich möchte nicht auf der falschen Seite stehen, wenn sie giftig sind.«
    »Harpal kann warten – vorerst. Ich möchte gern sehen, wieviel Persönlichkeit die Flechten wirklich haben. Was für Burschen sie sind.«
    »Ich meine, eine Frau sollte dabei sein«, sagte Martin. »Ein anderer Gesichtspunkt.«
    Hans dachte kurz nach und antwortete: »Keine schlechte Idee. Ich habe die Wendys genau beobachtet und denke, daß sie länger brauchen, sich anzupassen, als die Verlorenen Jungen. Vielleicht weil sie so etwas wie Schlange oder etwas Phallisches sind. Sieh nur ihre Gesichter an, wenn die Brüder sich bewegen.«
    »Mir gehen sie auch auf die Nerven«, gestand Rex.
    »Folgendes sollten wir meines Erachtens nach tun«, sagte Hans und sagte es ihnen.
     
    Martin, Hans und Cham warteten im Waffenlager. Die Luft in der Hemisphäre war bis kurz über den Gefrierpunkt abgekühlt worden und roch leicht nach Metallen und Salz. Hans zog seine Overalls glatt und räusperte sich. Er sagte: »Wir werden ihnen sachlich begegnen. Kein Hinhalten der Hände, nichts. Mögen sie die erste Geste machen!«
    Cham fragte: »Was ist, wenn wir hier bloß dastünden?«
    »Ich habe Geduld«, sagte Hans.
    Eine Mutter kam ins Lager und schwebte zu Hans. »Das Vehikel nähert sich jetzt«, verkündete sie.
    »Mein Gott, bin ich nervös!« sagte Hans.
    Ein Feld erglühte um den Pylon, der durch eine Dunkelheit im Schott stieß. Schwaches Klappern und Summen ertönte durch die Kammer. Der Pylon kam zurück und trug an seiner Spitze wie eine Fliege auf der Zunge eines Frosches ein rundes Vehikel von ungefähr drei Metern Durchmesser mit einem kegligen Vorsprung. Es erinnerte an eine flache Birne. Der Pylon setzte das Vehikel sanft in ein Feld. Dies hüllte es in Purpur und senkte es auf den Boden der Kammer.
    Die Mutter sagte: »Unsere Schwere wird für sie etwas stark sein. Aber sie sind sehr anpassungsfähig.«
    »Gut«, sagte Hans. Sein Kehlkopf hüpfte.
    Das birnenförmige Vehikel öffnete eine Luke. Darin waren, wie Taue in einem Schiffsverschlag, drei der Brüder zusammengerollt: rot und schwarz, Saiten wie schönes Leder schimmernd. Erst bewegten sie sich nicht. Dann entrollte sich mit unheimlicher Grazie eine Flechte aus der Masse und glitt auf den Boden. Das vordere Ende erhob sich und machte ein schwaches zirpendes Geräusch wie eine Grille.
    Die zweite und dritte Flechte folgten und richteten sich in nur wenigen Metern Entfernung vor ihnen auf. Martin roch fruchtige Süße, wie schweres Parfum. Er fühlte keinen Widerwillen oder gar Furcht, nur kindliche Faszination, als ob dies schöne neue Rätselspiele wären. Ich mag sie.
    Die zentrale Flechte rollte ihr hinteres Stück zusammen und hob ihr vorderes Ende zwei Meter über den Boden. Dann sagte sie in einem vogelähnlichen zwitschernden Englisch: »Wir sind sehr erfreut, bei euch zu sein.«
    Hans schluckte und sagte: »Willkommen auf der Dämmerungsgleiter! Auf unserem Schiff.«
    Die zentrale Flechte sagte: »Ja. Wir sind darauf gespannt, etwas zu lernen. Ich sehe keinerlei Weibchen. Es muß wirklich sehr merkwürdig sein, zwei Geschlechter zu haben, wenn ihr zusammen denkt.«
    Cham grinste. Hans schluckte wieder und sagte: »Nicht gar so merkwürdig.«
    Der Bruder fuhr fort: »Laßt uns näher zusammenrücken und einander berühren! Das ist vielleicht das Beste, um zu erfahren, was wir sind.«
    Cham und Martin traten vor, als die zentrale Flechte sich neigte und die anderen zwei sich neigten, bis sie in voller Länge auf dem Boden lagen.
    Der Bruder sagte: »Ihr könnt jeden von uns berühren. Ich spreche für uns, weil dieses Individuum derzeit in eurer Sprache am geschicktesten ist. Ich werde dies anderen Individuen weitergeben, indem ich lehre und Teile von mir selbst gebe.«
    Martin beugte sich zu der Flechte ganz links hinab und streckte die Hand aus. Die Saiten schimmerten, ihre glatten Häute waren fein gerunzelt. Hans stand hinter Martin, ohne sich zu bücken.
    Cham berührte die Flechte ganz rechts und streichelte sie mit der Handfläche. Er sagte: »Die Haut ist warm. Fast heiß.«
    Martin konnte die Hitze spüren, noch ehe der Kontakt hergestellt war. Wie einen schwachen Ofen.
    Die Flechte verschob sich unter seiner Berührung, und eine Saite entfaltete langsam vier Beine, die Martins Hand berührte – und kratzte. Die Berührung war wie von spitzen Fingernägeln. Er erschauerte.
    Der Geruch wurde erst

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