Der Amboss der Sterne
konnte. Aber wir haben bedeutende Diskrepanzen. Unsere neuen Befunde sind anders.«
»Inwiefern?«
»Leviathan besitzt fünfzehn Planeten, nicht zehn oder zwölf.«
»Fünfzehn?«
Hakim zuckte zusammen und schüttelte den Kopf. »Der Stern selbst hat weitgehend die gleichen Merkmale, bis auf einige nicht unerwartete Verfeinerungen bei Spektralmessungen. Fast alles andere scheint sich geändert zu haben.«
»Wie falsch hätten wir liegen können?«
»Nicht so falsch. Mich regt der Gedanke auf, daß die Instrumente des Schiffs uns irregeführt haben könnten. Noch mehr aufgebracht bin ich darüber, daß wir die Fakten so falsch gedeutet haben könnten.«
»Fünfzehn Planeten klingt ziemlich übervölkert.«
»So ist es. Ich habe die Muttimathe Jennifer und Giacomo übertragen. Die Bahnelemente, wie wir sie sehen, sind erstaunlich. Wir glauben, daß das System künstlich sein muß und künstlich aufrecht erhalten wird. Das würde großen Aufwand an Energie bedeuten.«
»Was noch?«
»Das System ist reich an Rohstoffen. Zwei der Planeten, nicht vier, sind große Gasriesen und nicht ausgebeutet. Der vierte Planet ist ein echtes Rätsel – etwa hunderttausend Kilometer im Durchmesser, mit einer deutlichen und anscheinend festen Oberfläche, kein Gasriese… aber mit einer den Gasriesen vergleichbaren Dichte.«
»Hakim, ich weiß, du hast das dutzendfach überprüft…«
»Wir haben öfter Messungen ausgeführt, als ich zählen kann, getrennt und zusammen. Die laufende Information scheint korrekt, Martin. Ich bin höchst gekränkt, daß ich mich früher so geirrt haben sollte.
Die roten drei Läufer waren im Innern des Systems. Sie haben zehn Planeten gesehen. Ihre Daten paßten nicht zu dem, was wir aus der Distanz gesehen haben… und sie stimmen jetzt sicher nicht überein…
Wir könnten uns in unterschiedlichen Universen befinden, so groß sind die Differenzen.«
»Richtig…« Martin machte ein nachdenkliches Gesicht. »Hakim…«
»Wir haben uns nicht geirrt!« brüllte Hakim und schlug auf die Matte. Er sah Martin erwartungsvoll an.
»Auch ich habe das nicht von dir angenommen. Die Brüder haben Leviathan auch ausgemessen. Habt ihr Resultate verglichen?«
»Sie haben vor unseren ersten Bemühungen Messungen ausgeführt.«
»Und sie sahen…?«
»Nach dem, was Paola und Jennifer übersetzt haben und was Stonemaker uns mitteilt – so schwierig zu interpretieren! Sie benutzen nicht Zahlen, wie wir es tun –, haben sie ein System gesehen von, wie wir denken, zehn Planeten, mit vier Gasriesen.«
»Dann haben sie also ein Bild erhalten ähnlich dem, das die drei roten Läufer gesehen haben. Die Brüder haben keine Anzeichen von Zivilisation gefunden?«
Hakim schüttelte den Kopf. »Sie haben auch keine Reaktion auf die Vernichtung von Wormwood bemerkt. Nach dem, was wir sogar jetzt sehen, gibt es kein Zeichen von Panzerung oder irgendeiner anderen Vorbereitung.«
Martin empfand auf einmal eine Art von Furcht und Aufregung, einen Schauder der Überraschung von etwas, das er schwerlich quantifizieren konnte. Das ist jetzt keine einfache Jagd, kein Lockvogel. Wir sind dicht dran!
»Leviathan ist getarnt«, sagte Martin.
»Ich hoffte, du würdest zustimmen!« rief Hakim und klopfte ihn auf die Schulter.
Martin hätte über Hakims Erleichterung und Freude lachen können, tat es aber nicht.
»Wir haben nicht falsch gemessen! Das tote Schiff hat gesehen, was es sah! Die Brüder haben nicht falsch gemessen.«
»Aber wie maskiert man ein ganzes Sternsystem?«
»Nur Planeten«, erwiderte Hakim.
»Vielleicht«, sagte Martin und hob einen Finger. »Eine dieser Versionen könnte richtig sein, aber welche?«
»Die Täuschung wird nicht bis ins Unendliche variiert… und sie ändert sich in recht kurzen Intervallen der Größenordnung von Jahren.«
»Jawohl!« sagte Hakim mit vor Aufregung gerötetem Gesicht. »Die Killerschurken halten niemanden zum Narren!«
Martin führte einen Finger an die Nase. »Es ist offenkundig, daß irgendeine massive planetare Ingenieurarbeit geleistet wurde… Meinst du, daß sie, je näher sich ein Beobachter befand, desto mehr das System leer aussehen lassen wollten?«
»Wenn du auch dafür bist, werde ich das Hans mitteilen«, sagte Hakim und erhob sich von seinem Kissen. »Er kann nicht ärgerlich werden, wenn du uns deckst.«
Martin stand auf und fragte verblüfft: »Hast du Angst vor ihm?«
Hakim blickte verlegen zur Seite. »Ich vertraue ihm nicht so sehr, wie
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