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Der amerikanische Architekt

Der amerikanische Architekt

Titel: Der amerikanische Architekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Waldman
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Sie doch nicht etwa drucken?«
    »Wieso nicht?«, fragte sie unschuldig. »Weiß der Boss nichts davon?«
    »Scheiße«, sagte Thomas zu seiner Frau, und die beiden machten ihr Platz.
    Das Wohnzimmer, am Ende eines langen, klaustrophobischen Flurs gelegen, war von Spielzeug übersät: eine Eisenbahn, Bauklötze, Legosteine. Drei Kinder, zwei Jungen und ein Mädchen, stießen sich in einer Art Breakdance von der fleckigen, ursprünglich weißgetünchten Wand ab. Alyssa hatte angenommen, dass Architekten, die doch schließlich ähnlich wie Ärzte und Anwälte den höheren Berufsständen angehörten, einen Haufen Geld verdienten; die Enge und Schäbigkeit dieser Wohnung überraschten sie. Lebte Khan auch so? Wohl eher nicht, da er, wie ihre Recherchen ergeben hatten, unverheiratet war, genau wie sie selbst. Aber so elegant, wie er sich kleidete, lebte er ganz sicher auch nicht so wie sie.
    Das kleine Mädchen grinste sie an und entblößte dabei fehlende Schneidezähne. Alyssa lächelte gequält zurück, während sie sich nach einer freien Sitzgelegenheit umsah.
    »Alice«, sagte Thomas, »bringst du die Kinder bitte nach hinten?«
    Ein vernichtender Blick, dann wurde die ganze Bande zusammengetrieben.
    »Sie ist beunruhigt«, sagte Thomas leise und unnötigerweise, als sie weg waren. »Sie macht sich Sorgen, die Kinder könnten da in etwas hineingezogen werden.«
    Alyssa suchte nach beschwichtigenden Worten, obwohl sie wusste, dass sie die Dinge alles andere als einfacher machen würde, wenn sie über ihn schrieb. Was sie daran erinnerte, dass sie einen Fotografen brauchte. Nachdem sie eine schnelle SMS losgeschickt hatte, bedankte sie sich für das Wasser, das Thomas ihr in einem ziemlich schmierigen Glas anbot.
    »Wegen dieser Firmenregistrierung«, fing er an. »Es wäre mir lieb, wenn Sie das nicht erwähnen würden.«
    »Kein Problem«, sagte sie und registrierte seine sofortige Dankbarkeit. »Sofern ich besseres Material für meine Story habe«, fügte sie hinzu.
    Er nickte ergeben. Aber als sie fragte, wann Khan entschieden hatte, an der Ausschreibung teilzunehmen oder ob Thomas ihm vielleicht sogar bei der Ausarbeitung geholfen hatte, blieb er stumm und sah sie einfach nur an. Seine Augen waren wie blaue Blitze. Und plötzlich wusste sie es. »Er hat Ihnen kein Wort davon gesagt, nicht wahr?«, fragte sie. »Er hat Sie nicht einmal gewarnt, dass so etwas auf Sie zukommen könnte.«
    Volltreffer. Kroll senkte den Kopf. Eine kleine kahle Stelle inmitten seiner ansonsten dichten Haare erinnerte sie an den leeren Fleck mitten in Manhattan. Aus der Luft betrachtet, sah dieser Fleck genauso aus, und ein flüchtiger Drang, die Hand auszustrecken und Thomas’ Kopf zu berühren, überkam sie.
    »Das hier muss schwer für Sie sein«, sagte sie mit einem Anflug von Mitgefühl, das sie selbst überraschte.
    »Er ist mein Freund«, antwortete er nach einer Weile mit rauer Stimme. »Nicht nur mein Partner. Sondern mein bester Freund.«
    Alyssa wusste nicht, ob er das sagte, um die Schwere des Verrats zu betonen oder um sie zu warnen, dass er sich trotz allem loyal verhalten würde. Im Geist ruderte sie zurück und überlegte, wie sie am besten vorgehen sollte. Für ihren Chefredakeur hatte es keinen großen Nachrichtenwert, dass Khan seinen Partner hintergangen hatte, aber ihr verriet es einiges über diesen Mann. Khan war ein Egoist, ein Urteil, das nicht so abwertend gemeint war, wie es klang. Sie erkannte sich darin selbst wieder. Er war genauso ehrgeizig und ambitioniert wie sie selbst.
    »Erzählen Sie mir doch einfach ein bisschen was über diese Freundschaft«, sagte sie. Kroll sah sie misstrauisch an. »Helfen Sie uns zu verstehen, wer dieser Mann ist.«
    »Im Augenblick weiß ich das selbst nicht so richtig«, sagte er, und sie griff nach ihrem Notizblock. Konnte sie das benutzen? Auf jeden Fall.
    »Mo ist eine richtige Persönlichkeit«, sprach er weiter.
    »Mo?«
    »Ja, Mo. So wird er von allen genannt.«
    Von allen, aber nicht von ihr. Mo hatte nicht annähernd den theologischen, historischen, hysterischen Klang wie Mohammad.
    »Hören Sie, ich bin nicht gerade begeistert, dass er mir nichts von dieser ganzen Sache gesagt hat.« Sehr schön, das hatte Biss. »Aber so, wie ich es sehe, hat er die Ausschreibung ehrlich und fair gewonnen, Punkt.« Nicht so schön. »Es gibt nicht den geringsten Grund, ihm den Sieg vorzuenthalten.«
    »Ist er religiös?«
    »Mo? Ganz sicher nicht«, lachte Thomas. »Er ist viel

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