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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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hören.
    Ihre blutbefleckten Jacken hatten sie unterwegs in zwei verschiedene Müllcontainer geworfen, weshalb sie nur in T-Shirts und Jeans im Hotel eintrafen. Der Rückweg vom Park zum Hotel hatte knapp zwanzig Minuten gedauert - mehr als genug Zeit für ihn, sich in eine Wut hineinzusteigern, die mittlerweile ihren Höhepunkt erreicht hatte. Diese Frau hatte alles gefährdet, um ihre eitle Neugier zu befriedigen. Damit war sie eindeutig zu weit gegangen, auch ihre Beziehungen rechtfertigten einen solchen Schritt nicht. Als sie aus dem Bad kam, hatte seine Wut einen beängstigenden Grad von Irrationalität erreicht. Jetzt wollte er sie nur noch tot sehen, er war bereit, alle Konsequenzen zu tragen. Falls nötig, würde er ihre Leiche einfach in dem Zimmer zurücklassen. Zumindest hatte er so gedacht, bis die Tür sich öffnete. Sie trat auf ihn zu, vor dem Licht aus dem Bad zeichnete sich ihre Silhouette ab. Plötzlich löste sich alles in Luft auf, und er musste gegen seinen Willen ihre Schönheit bewundern.
    Die war eigentlich nie zu übersehen, doch irgendwie schien die Dunkelheit ihr Inneres hervortreten zu lassen, auf paradoxe Weise ihre geheimsten Wünsche zu beleuchten. Sie hatte das T-Shirt ausgezogen und stand jetzt in verwaschenen Jeans und einem schwarzen Spitzen-BH vor ihm. Das Licht hinter ihr akzentuierte ihre Rundungen, doch es waren nicht ihre körperlichen Reize, die ihn anzogen. Es war etwas anderes, das
er auf unerklärliche Weise einzigartig und faszinierend fand. Etwas, das mit ihrer Gleichgültigkeit zu tun hatte und ihn jeglicher Selbstkontrolle beraubte. Er hatte das Gefühl, zu allem imstande zu sein, nur um ihr irgendeine Reaktion zu entlocken, eine andere als das rätselhafte leichte Stirnrunzeln. Er wollte wissen, wer sie wirklich war, was sie in dieses Leben getrieben hatte, das sie jetzt führte. Was hatte sie geprägt? Wer - wenn überhaupt - hatte sie zur Mörderin gemacht?
    Dann war plötzlich alles wieder da, der Zorn, die Wut, das Verlangen, etwas auf eine einfache Weise zu beenden, das zu verwirrend geworden war. Er war sich seiner plötzlichen Stimmungsumschwünge bewusst, konnte aber nichts daran ändern. Genauso wenig wie er etwas ändern konnte an den Umständen, die seine jungen Jahre geprägt hatten. Er drückte sie an die Wand, packte ihre rechte Hand mit seiner Linken und presste den Arm hart gegen ihren Hals. Überrascht stellte er fest, dass sie keinerlei Gegenwehr leistete. Selbst nach einer Minute, als ihr Gesicht schon rot angelaufen war durch die mangelnde Sauerstoffzufuhr, trat sie weder aus, noch versuchte sie, mit letzter Kraft zu schreien.
    »Dumme Schlampe«, zischte er sie aus nächster Nähe an. Ihre Weigerung, sich zu wehren, machte ihn nur noch wütender. »Du hättest im Hotel bleiben sollen. Was jetzt passiert, hast du dir selbst zuzuschreiben. Warum bist du mir gefolgt? Was war der Sinn der Aktion?«
    Sie hätte ohnehin nicht antworten können, gab aber auch durch nichts zu verstehen, dass sie dazu bereit gewesen wäre. Während er noch fester zudrückte, um das letzte bisschen Luft aus ihren Lungen zu pressen, legte sie den Kopf in den Nacken, bis er die Wand berührte. Dabei schloss sie die Augen, und ihre sinnlichen Lippen öffneten sich. Überrascht und verwirrt
ließ er etwas locker, und sie ergriff mit ihrer linken Hand seine Rechte und drückte sie sanft.
    Gegen das, was dann geschah, war er machtlos. Sein Griff lockerte sich weiter, und sie konnte tief durchatmen. Er wich verunsichert einen Schritt zurück, bereit, sie zu schlagen. Sie brach weder zusammen noch taumelte sie weg, sondern beugte sich nur vor und schnappte nach Luft.
    Dann trat sie vor und umarmte ihn, ihre Lippen berührten seine.
    Er war zu konsterniert, um sofort zu reagieren. Ihre Finger strichen durch sein Haar, glitten dann an seinem Rücken herunter. Sein erster Gedanke war, dass er sich losreißen musste, doch sie schien es zu erraten. Bevor er etwas tun konnte, spürte er schon ihre Lippen auf seinem Ohr. Sie flüsterte ihm atemlos etwas zu, wollte ihn ermutigen. Zugleich zog sie ihm das T-Shirt über den Kopf und presste ihren Oberkörper gegen seinen, und er spürte ihre vollen Brüste auf seiner Haut.
    Ihm blieb keine Zeit, über die seltsame Wendung der Ereignisse nachzudenken, denn sie zog ihn zum Bett, zärtlich, aber entschieden. In diesem Moment wusste er mit absoluter Gewissheit, dass er aus ihrem Mund nie die Wahrheit hören würde. Er würde nie erfahren, wie sie

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