Der Attentäter - The Assassin
nickte und wollte gerade etwas sagen, als sein Handy piepte. Er zog es aus der Tasche und blickte auf das Display. »Ja?«
Es war Kharmai. »Ich habe etwas, Ryan.« Ihre Stimme klang
aufgeregt, doch wegen der schlechten Verbindung war er sich nicht ganz sicher. »Verstehst du mich?«
»Ja. Was hast du herausgefunden?«
Sie erzählte von ihren Anrufen in diversen ausländischen CIA-Büros, dann von Stablers Agenten im Hafen von Port Said. »Er kommt an alles heran, auch an die Liste der Leute, die die Container in Empfang genommen haben. Mit anderen Worten, er kann uns genau sagen, wer an einem bestimmten Tag einen Container abgeholt hat. Im Laufe von drei Monaten hat ein Mann die Übergabe von mehreren Containern quittiert, die alle von Schiffen entladen wurden, die Mason für seine Lieferungen benutzte. Natürlich kann ich nicht garantieren, dass es diese Container waren, aber …«
»Der Name, Naomi«, forderte Kealey ungeduldig.
»Erich Kohl.« Sie legte eine Kunstpause ein. »Dahinter verbirgt sich Vanderveen, Ryan. Er war an diesen drei Tagen in Ägypten und hat die Lieferungen abgeholt. Wir haben die Verbindung gefunden.«
Er blieb wie angewurzelt stehen, und Harper warf ihm einen fragenden Blick zu. Ihm war leicht schwindelig, ohne dass er wusste warum; im Zusammenhang mit Anthony Masons Waffengeschäften hatte er von Anfang an vermutet, dass Vanderveen eine wichtige Rolle dabei spielte.
Trotzdem hatten sie noch immer keine Ahnung, wo er sich aufhielt, und im Fall al-Umari sah es nicht besser aus.
Kharmai redete weiter, fast so, als hätte sie aus der Ferne seine Gedanken erahnt. »Da ist noch etwas. Im Zusammenhang mit den von Mason benutzten Schiffen kam mir eine Idee. Also habe ich mich kundig gemacht, und einige haben an den von ihm angegebenen Tagen nicht angelegt. Und zwar deshalb, weil es sie gar nicht gibt.«
»Was soll das heißen?«
»Ich habe die Namen in die Datenbank des NCIC eingegeben, und dabei stellte sich heraus, dass die Namen seiner Kontaktpersonen unter denen der Containerschiffe aufgelistet waren. Deshalb haben wir sie woanders nicht entdeckt, wahrscheinlich eine von Masons Vorsichtsmaßnahmen … Unglücklicherweise ist bei meinen Nachforschungen kaum etwas herausgekommen. Ich habe bereits Interpol, den MI5 und den Mossad kontaktiert, doch auch das hat nichts gebracht. Einige dieser Leute sitzen im Gefängnis, andere sind völlig von der Bildfläche verschwunden. Aber der Name eines Schiffes, angeblich in Honduras registriert, sprang mir sofort ins Auge - R. B. Boderon .«
»Warum überprüfst du die Namen von Containerschiffen mit Hilfe der Datenbank des NCIC? Die ist nicht dafür da, um …«
»Hast du eben nicht zugehört?« Jetzt verlor sie die Geduld. »Dieses Schiff existiert nicht . Boderon ist ein Deckname, der in der Vergangenheit von einem Mann namens Rühmann benutzt wurde. Er ist ein österreichischer Industrieller, der im Verdacht steht, mit Waffen zu handeln. Offenbar hat er ziemlich viel Einfluss, doch das ist noch nicht alles. Er hat für die Vereinten Nationen gearbeitet, als Waffeninspektor. Im Irak.«
Kealey dachte kurz nach. »Wo ist er jetzt?«
»Das ist die Frage. Er …«
»Naomi? Stimmt was nicht?«
»Bleib dran. Hier passiert gerade etwas.«
Im Liberty Crossing Building lag plötzlich eine seltsame Spannung in der Luft. Kharmai stand auf und presste das Handy an ihre Brust, als sie den Blick durch den Raum gleiten ließ. Alle
wirkten aufgeregt und tippten hektisch auf ihren Tastaturen, während andere am Telefon brandheiße Nachrichten durchgaben. Einige taten beides auf einmal.
Im ersten Stock schien ähnliche Hektik zu herrschen. Schließlich fiel Kharmais Blick auf die an der Galerie hängende Großleinwand. Die Bilder waren entsetzlich - Leichen, auf dem Bürgersteig vor einem großen, hellen Gebäude mit Hunderten von Fenstern, Dutzende davon zersplittert. Sie setzte sich wieder hinter ihren Schreibtisch, ließ die Bilder auf dem Monitor erscheinen und schaltete den Ton ein.
»… Vorfall ereignete sich um 19 Uhr 3 in Paris. Dieses Video wurde von einem Touristen vor dem Hotel Le Meridien Étoile gemacht, wo eine zweitägige Wirtschaftskonferenz stattfindet, organisiert von der Internationalen Handelskammer. Nach Berichten von Augenzeugen kam gerade eine Reihe von Konferenzteilnehmern aus dem Hotel, als ein schwarzer Ford mit großem Tempo den Boulevard hinabkam und vor dem Haupteingang des Hotels bremste. Aus dem Fenster auf der
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