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Der Auftrag des Aeltesten

Der Auftrag des Aeltesten

Titel: Der Auftrag des Aeltesten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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war frisch gestutzt und geflochten, sein Haar zu einem ordentlichen Zopf zurückgebunden, und er trug ein frisches rotbraunes Wams, das mit goldenen Fäden durchwirkt war - ein Geschenk der Elfen. Nichts an ihm erinnerte an seinen Zustand in der vergangenen Nacht.
    Eragon, Oromis und Arya tauschten den traditionellen Elfengruß aus, dann fragte der Elf: »Was führt euch zu uns? Ihr seid natürlich willkommen, aber wie ihr seht, arbeite ich gerade mit Eragon. Der Unterricht ist von höchster Wichtigkeit.«
    »Entschuldigt, dass ich Euch störe, Oromis-Elda«, sagte Arya. »Aber -«
    »Es ist meine Schuld«, fiel Orik ihr ins Wort. Er schaute kurz zu Eragon herüber, bevor er fortfuhr: »Hrothgar hat mich auf diese Reise geschickt, damit ich mich davon überzeuge, dass Eragon die ihm gebührende Ausbildung erhält. Ich zweifele nicht daran, dass dies der Fall ist, aber ich bin verpflichtet, seine Fortschritte zu verfolgen, um meinem König wahrheitsgemäß Bericht erstatten zu können, wenn ich nach Tronjheim zurückkehre.«
    »Was ich Eragon beibringe«, sagte Oromis scharf, »darf mit niemand anderem geteilt werden. Die Geheimnisse der Drachenreiter sind allein für ihn bestimmt.«
    »Das verstehe ich, aber wir leben in unsicheren Zeiten. Der Stein, der einst fest und solide war, ist brüchig geworden. Wir müssen uns den neuen Verhältnissen anpassen, um zu überleben. Es hängt so viel von Eragon ab, dass wir Zwerge das Recht haben, uns davon zu überzeugen, dass seine Ausbildung so vonstatten geht, wie es uns zugesichert wurde. Haltet Ihr den Wunsch für unangemessen?«
    »Gut gesprochen, Meister Zwerg«, sagte Oromis. Er legte die Fingerspitzen aneinander, unergründlich wie immer. »Darf ich also annehmen, dass dich die Pflicht hierher führt?«
    »Die Pflicht und die Ehre.«
    »Und nichts kann dich von deinem Standpunkt abbringen?«
    »Ich fürchte, nein, Oromis-Elda«, sagte Orik.
    »Wohlan denn. Du darfst bleiben und bei dieser Lektion zuschauen. Stellt dich das zufrieden?«
    Orik runzelte die Stirn. »Ihr seid doch wohl nicht schon am Ende der Lektion?«
    »Wir haben gerade erst damit angefangen.«
    »Dann bin ich zufrieden. Jedenfalls für den Augenblick.« Während die beiden miteinander redeten, versuchte Eragon, Aryas Aufmerksamkeit zu erhaschen, aber ihr Blick ruhte fest auf Oromis.
    »Eragon!«
    Er blinzelte und schreckte aus seinen Träumereien. »Ja, Meister?«
    »Lass deine Gedanken nicht abschweifen, Eragon. Ich möchte, dass du noch ein Fairith erschaffst. Halte den Geist weit offen, so wie ich es dir vorhin erklärt habe.«
    »Jawohl, Meister.« Eragon hob die Tafel. Bei dem Gedanken, dass Orik und Arya sein Werk beurteilen würden, bekam er feuchte Hände. Er wollte seine Sache gut machen, um zu beweisen, dass Oromis ein ausgezeichneter Lehrer war. Doch er konnte sich nicht auf die Nadeln und das Harz konzentrieren. Arya zog seine Gedanken an wie ein Magnet, und jedes Mal, wenn er an etwas anderes dachte, kehrte seine Aufmerksamkeit sofort wieder zu ihr zurück.
    Schließlich wurde ihm klar, dass er sich vergeblich gegen diese Anziehungskraft wehrte. Er erzeugte im Geist ein Bild von ihr - dazu benötigte er kaum länger als einen Herzschlag, da er ihre Gesichtszüge besser kannte als seine eigenen - und wirkte den Zauber in der alten Sprache, legte seine ganze Bewunderung und Liebe zu Arya und auch seine Furcht vor ihr in den Strom der geweihten Magie.
    Das Ergebnis raubte ihm die Sprache.
    Sein Wunschbild zeigte Aryas Kopf und Schultern vor einem dunklen, unbestimmten Hintergrund. Eine Seite ihres Antlitzes badete im Lichtschein eines Feuers, während sie den Betrachter mit wissendem Blick anschaute. Sie sah nicht nur so aus, wie sie war, sondern auch so, wie Eragon sie sich vorstellte: geheimnisvoll und exotisch, die schönste Frau, die er je gesehen hatte. Es war kein makelloses, perfektes Bildnis, aber es strahlte eine solche Intensität und Leidenschaft aus, dass Eragons Blut in Wallung geriet. 
Sehe ich sie wirklich so?
 Wer auch immer diese Frau war, sie war so weise und mächtig und so faszinierend schön, dass sie jeden Mann betört hätte.
    Er hörte, wie Saphira ihm aus weiter Ferne zuflüsterte: 
Sei vorsichtig!
    »Was hast du erschaffen, Eragon?«, fragte Oromis.
    »Ich... Ich bin mir nicht sicher...« Eragon zögerte, als sein Meister die Hand nach dem Wunschbild ausstreckte. Er wollte nicht, dass die anderen sein Werk sahen, erst recht nicht Arya. Nach einer langen,

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