Der Auftrag des Aeltesten
den Mund, das er hastig ausspuckte, angewidert von dem Salzgeschmack, der viel intensiver war, als er es erwartet hatte.
Als die Barke sich schließlich vom Meeresboden hob, schwamm Roran neben ihr her und zog sich an einem der herunterhängenden Taue über das Dollbord. Die Matrosen stakten das Boot nun mit langen Stangen weiter ins Meer hinaus, so wie es auch auf der
Annabell
und der
Edeline
geschah.
Als sie weit genug vom Strand entfernt waren, befahl Clovis, die Stangen zu verstauen und stattdessen die Ruder einzuhängen, mit denen die Matrosen den Bug der
Roten Bache
zum Ausgang der Bucht richteten. Sie setzten das Segel, richteten es in den Wind und nahmen an der Spitze der Boote Kurs auf Teirm.
DER BEGINN VON WEISHEIT
E ragons Tage in Ellesméra gingen nahtlos ineinander über; in der Kiefernstadt schien die Zeit keine Bedeutung zu haben. Es gab keinen Jahreszeitenwechsel, selbst als die Tage länger wurden und noch am Abend ein goldener Lichtschein den Wald durchströmte. Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Winterblumen blühten im Banne der Elfenmagie, genährt von dem Zauber, der in der Luft lag.
Eragon liebte Ellesméra - die Schönheit und Ruhe und die eleganten Häuser, die aus den Kiefern wuchsen, die anrührenden Lieder, die in der Abenddämmerung erklangen, die zahllosen Kunstwerke, die sich in den geheimnisvollen Wohnstätten verbargen, doch vor allen Dingen die angenehme Gelassenheit der Elfen und ihre ansteckende Heiterkeit.
Die wilden Tiere von Du Weldenvarden mussten keine Angst vor Jägern haben. Manchmal schaute Eragon aus seinem Baumhaus und sah, wie ein Elf einen Hirsch oder einen Graufuchs streichelte oder einem schüchternen Bären, der durchs Unterholz trottete und sich nicht zeigen wollte, etwas zuflüsterte. Einige Tiere bekam man nie zu Gesicht. Sie kamen des Nachts, schlichen grunzend zwischen den Bäumen umher und flohen, sobald Eragon sich ihnen näherte. Einmal erhaschte er einen Blick auf eine Art Pelzschlange. Ein anderes Mal beobachtete er eine weiß gewandete Elfe, deren Körper plötzlich zerfloss und sich in den einer Wölfin verwandelte.
Eragon und Saphira erkundeten Ellesméra, sooft es ging. Sie waren entweder allein oder mit Orik unterwegs, denn Arya wich Eragon aus. Tatsächlich hatte er nicht mehr mit ihr gesprochen, seit sie das Wunschbild zerschmettert hatte. Ab und zu sah er sie zwischen den Bäumen entlanghuschen, aber sobald er versuchte, sich ihr zu nähern, um sich zu entschuldigen, eilte sie weiter und ließ ihn unter den uralten Kiefern stehen. Schließlich wurde Eragon klar, dass er etwas unternehmen musste, wenn er die Freundschaft mit ihr erhalten wollte. So pflückte er eines Abends einen bunten Blumenstrauß und ging zur Tialdarí-Halle, wo er sich im Gemeinschaftssaal von einem Elf den Weg zu Aryas Quartier beschreiben ließ.
Die Schiebetür stand offen, als er ihre Gemächer erreichte. Er klopfte, doch niemand antwortete. Also ging er hinein und horchte nach näher kommenden Schritten und sah sich in dem geräumigen, mit Rankengewächsen geschmückten Wohnzimmer um, von dem aus man auf einer Seite in ein kleines Schlafgemach und auf der anderen in ein Arbeitszimmer gelangte. An der Wand hingen zwei Wunschbilder: das Porträt eines ernst blickenden, silberhaarigen Elfen, bei dem es sich, wie Eragon vermutete, wohl um König Evandar handelte, und eines, das einen jüngeren, männlichen Elf zeigte, den er nicht kannte.
Eragon schlenderte durch die Räume und inspizierte alles, berührte aber nichts. Er genoss es, einen Einblick in Aryas Leben zu bekommen und zu erfahren, was sie interessierte und was sie in ihrer Freizeit tat. Neben ihrem Bett sah er eine Glaskugel, in der die immer währende Blüte einer schwarzen Prunkwinde lag. Auf dem Schreibtisch fanden sich Schriftrollen mit Titeln wie »Osilon: Erntebericht« und »Um Gil’ead beobachtete Aktivitäten«. Auf dem Sims eines offenen Erkerfensters entdeckte Eragon drei winzige Bäume, die aussahen wie Schriftzeichen der alten Sprache. Es waren die Glyphen für »Frieden«, »Kraft« und »Weisheit«. Neben den Bäumchen lag ein Zettel mit einem unvollendeten Gedicht. Einige Worte waren ausgestrichen, daneben standen Korrekturen:
Unterm Mond so hell und rein
Schimmert ein ruhiger, silbriger See,
Umgeben von Farnen und Sträuchern
Und schwarzen Kiefern.
Vom Himmel hernieder fällt ein Stein
Und stört des Weihers nächtliche Ruh,
Umgeben von Farnen und
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