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Der Azteke

Der Azteke

Titel: Der Azteke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Jungfrau war, hat nicht genügt, ihn zu reizen. Mir ist klargeworden, daß er nur dadurch erregt werden konnte, daß er so tat, als täte er einem der Heiligen und Unberührbaren Gewalt an.«
    »Von so einer Verworfenheit habe ich noch nie gehört …«
    Sie sagte: »Versuch nicht, Entschuldigungen für deinen Landsmann vorzubringen. Und Mitleid mit mir brauchst du auch nicht zu haben. Ich habe dir ja schon gesagt: Er war als Schänder von Frauen ausnehmend ungeeignet. Sein – ich glaube Tepúli nennt ihr es – war knubbelig und knotig verbogen. Der Akt des Eindringens …«
    »Bitte, Béu«, sagte ich. »Dies zu erzählen muß schrecklich für dich sein.«
    »Genauso, wie das Erlebnis selbst«, sagte sie kühl, als ob sie über das eines anderen berichtete. »Eine Frau, auf die man hinterher mit Fingern zeigt als auf jemand, der geschändet worden ist, sollte zumindest gut geschändet worden sein. Sein verstümmelter Tepúli konnte nur bis zum Kopf eindringen, oder bis zur Knolle, oder wie ihr das sonst nennt. Und so sehr er auch keuchte und sich abmühte, er konnte es nicht drinnen behalten. Als er schließlich seinen Saft ausspritzte, tröpfelte der mir nur aufs Bein. Ich weiß nicht, ob es Abstufungen der Jungfräulichkeit gibt, glaube jedoch, daß ich mich immer noch eine Jungfrau nennen kann. Und außerdem glaube ich, daß der Mann sich womöglich noch mehr geschämt hat und zerknirschter war als ich. Er konnte mir nicht mal ins Auge sehen, als ich mich wieder auszog und er diese stinkenden Tempelgewänder zusammenraffte, um sie wieder mitzunehmen.«
    Hilflos sagte ich: »Das hört sich ganz gewiß nicht nach einem …«
    »Nach dem typischen, virilen Mexícatl-Mann an? Wie Záa Nayàzú?« Sie senkte die Stimme, daß sie nur mehr ein Flüstern war. »Sag mir, Záa, ist meine Schwester wirklich jemals in ihrem Ehebett befriedigt worden?«
    »Bitte, Béu. Sowas schickt sich nicht.«
    Sie stieß einen Fluch aus. »Gi zyabà! Was kann schon unschicklich sein für eine Frau, die dermaßen erniedrigt worden ist? Wenn du es mir nicht sagen willst, warum es mir dann nicht zeigen? Beweis mir, daß du als Ehemann etwas taugst! Ach, nun werde nicht rot und wende dich ab! Vergiß nicht, ich habe einst gesehen, wie du es mit meiner Mutter getrieben hast,, nur hat meine Mutter hinterher nie gesagt, ob du deine Sache gut gemacht hast oder schlecht. Ich wäre dankbar, wenn ich es wüßte, und zwar aus persönlicher Erfahrung. Komm mit in mein Gemach. Warum solltest du Bedenken haben, eine Frau zu beschlafen, die bereits beschlafen worden ist? Wenn auch selbstverständlich nur wenig beschlafen, aber …«
    Entschlossen wechselte ich das Thema. »Ich habe Zyanya gesagt, ich würde dich mit zurückbringen nach Tenochtítlan, wenn du littest oder in Gefahr wärest. Unser Haus weist viele Gemächer auf. Ich frage dich jetzt, Béu. Wenn du deine Lage hier unerträglich findest – möchtest du dann mit mir kommen und bei uns leben?«
    »Unmöglich!« fauchte sie. »Unter deinem Dach leben? Wie könnte ich dort so tun, als gäbe es dich nicht, wie du vorgeschlagen hast?«
    Unfähig, mich noch länger zu beherrschen, sagte ich laut: »Ich habe gesagt und getan, was ich sagen und tun kann. Ich habe dich um Verzeihung gebeten, habe mich zerknirscht gezeigt und dir Mitleid und brüderliche Liebe entgegengebracht. Ich habe dir ein gutes Zuhause in einer anderen Stadt geboten, wo du den Kopf hochtragen und die Vergangenheit vergessen kannst. Doch du hast keine andere Antwort für mich außer Spott und Hohn und Bosheit! Ich werde morgen früh aufbrechen, Weib. Du kannst mitkommen oder es bleiben lassen!«
    Sie ließ es bleiben.
    Um auch weiterhin als Kaufmann zu gelten, stattete ich in der Hauptstadt Záachila dem Bishósu Ben Záa einen Höflichkeitsbesuch ab. Er empfing mich, und ich erzählte ihm meine Lügengeschichte: daß ich im Chiapa-Land unterwegs gewesen sei, und dort erst vor kurzem über die Vorfälle in der zivilisierten Welt gehört hätte. Und ich sagte:
    »Wie der Hohe Gebieter Kosi Yuela wohl vermutet hat, ist Ahuítzotl damals mit seinen Männern weitgehend auf mein Anstiften hin nach Uaxyácac gezogen. Ich meine deshalb, mich bei Euch entschuldigen zu müssen.«
    Mit einer großmütigen Geste tat er das ab. »Auf welche Machenschaften all das zurückzuführen ist, spielt keine Rolle. Ich freue mich, daß Euer Verehrter Sprecher mit guten Absichten gekommen ist, und ich hege die Hoffnung, daß die lange Feindschaft

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