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Der Azteke

Der Azteke

Titel: Der Azteke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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ineinander über, und ihre Treue gilt nur ihren Stammesältesten wie jenen von Pijijia. Xoconóchco besitzt weder eine Hauptstadt, noch eine regierende Körperschaft, noch ein stehendes Heer.«
    »Interessant«, murmelte Ahuítzotl. »Aber nicht sonderlich.«
    Ich fuhr fort: »Östlich des reichen und fruchtbaren Xoconóchco liegt das unproduktive Dschungelland Quautemálan, Das Strauchland. Die Eingeborenen – Quiche und Lacandón – sind die heruntergekommenen Abkommen der Maya. Sie sind arm, schmutzig und faul und galten bislang als unter jeder Verachtung stehend. In letzter Zeit haben sie allerdings die Kraft aufgebracht, von Quautemálan aus vorzustoßen und Raubzüge nach Xoconóchco hinein zu unternehmen. Diese räuberischen Horden drohen jetzt, solche Raubzüge in Zukunft häufiger zu unternehmen, ja, daß sie einen erbarmungslosen Krieg führen werden, wenn die Stämme im Lande Xoconóchco sich nicht einverstanden erklären, ihnen in Form von Baumwolle und Salz ansehnliche Tribute zu zahlen.«
    »Tribute?« knurrte Ahuítzotl, dessen Interesse endlich geweckt war. »Unsere Baumwolle und unser Salz?«
    »Jawohl, Hoher Gebieter. Nur können wir wohl kaum erwarten, daß friedliebende Baumwollbauern, Fischer und Salzgewinner sich dazu aufschwingen, ihr Land tatkräftig zu verteidigen. Immerhin steckt soviel Mumm in ihnen, daß sie gegen diese Forderungen aufbegehren. Sie sind nicht bereit, den Quiche und den Lacandón zu geben, was sie bisher mit Gewinn an uns Mexíca verkauft haben. Sie sind der Meinung, unser Verehrter Sprecher müßte genauso empört sein über dieses Ansinnen.«
    »Du brauchst uns nicht zu sagen, was selbstverständlich ist«, knurrte Ahuítzotl. »Was haben die Ältesten vorgeschlagen? Daß wir für sie gegen Quautemálan in den Krieg ziehen?«
    »Nein, Hoher Gebieter. Sie bieten uns ganz Xoconóchco an.«
    »Was?« Das nun riß ihn ehrlich um.
    »Wenn der Uey-Tlatoáni die Xoconóchco-Lande als neue Provinz annimmt, treten alle kleinen Herrscher von ihrem Amt zurück, geben sämtliche verschiedenen Stämme ihre Unabhängigkeit auf, wollen aus freien Stücken Mexíca werden und schwören Tenochtítlan die Treue. Sie bitten nur um zweierlei: daß man ihnen gestattet, weiterhin zu leben und zu arbeiten, wie sie es immer getan haben, und daß sie auch weiterhin einen Lohn für ihre Arbeit empfangen, von dem sie leben können. Die Mame sprechen für alle ihre Nachbarstämme und bitten, daß ein Adliger der Mexíca zum Herrscher und Beschützer von Xoconóchco ernannt und eine starke Garnison von Mexíca-Truppen dort eingerichtet und unterhalten werde.«
    Jetzt setzte Ahuítzotl zur Abwechslung einmal ein erfreutes, ja, sogar ein wenig verwirrtes Gesicht auf und murmelte für sich selbst: »Unglaublich. Ein reiches Land, man braucht es nur zu nehmen, es wird freiwillig hergegeben.« Zu mir sagte er in einem herzlicheren Ton, als er sich mir gegenüber jemals befleißigt hatte: »Du bringst nicht immer Unannehmlichkeiten und Probleme, junger Mixtli.«
    Ich schwieg bescheiden.
    Laut denkend, fuhr er fort: »Das wäre dann das am weitesten entfernte Land des Dreibunds. Unterhalten wir dort ein Heer, würden wir nahezu Die ganze Eine Welt zwischen unseren Kinnbacken haben, von einem Meer zum anderen. Die Völker an ihrer Flanke würden es sich zweimal überlegen, ehe sie jemals Schwierigkeiten machten, aus Angst daß diese Kinnbacken einmal zuklappen und sie verschlingen. Sie wären voller Angst, würden tun, was man von ihnen verlangte, wären untertänig …«
    Ich ergriff nochmals das Wort und sagte: »Wenn Ihr gestattet, möchte ich Euch noch auf einen weiteren Vorteil aufmerksam machen, Verehrter Sprecher. Euer Heer würde zwar fern von hier stehen, wäre aber nicht auf Nachschub aus Tenochtítlan angewiesen. Die Mame-Ältesten haben mir zugesagt, es uneingeschränkt zu versorgen und zu unterhalten. Die Krieger werden im Überfluß von Xoconóchco ein gutes Leben führen.«
    »Bei Huitzilopóchtli, wir werden es tun!« rief Ahuítzotl aus. »Selbstverständlich müssen wir diesen Vorschlag unserem Staatsrat unterbreiten, doch das ist nur eine Formsache.«
    Ich sagte: »Mein Hoher Gebieter täte vielleicht gut daran, dem Staatsrat auch noch folgendes zu sagen. Sobald die Garnison einquartiert ist, könnten die Krieger ihre Familien nachholen. Händler würden ihnen folgen. Vielleicht hegen auch noch andere Mexíca den Wunsch, das übervölkerte Seengebiet zu verlassen und sich in den Weiten

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