Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Azteke

Der Azteke

Titel: Der Azteke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
Vom Netzwerk:
große Ehre. Und welch mutige Heldentat wird mein Kriegergatte jetzt tun? Was wird deine erste würdige Tat als Adlerritter sein?«
    Mit schwächlicher Stimme erklärte ich: »Wollten wir heute nicht Blumen aussuchen, meine Liebe? Sobald das Frachtkanu sie aus Xochimuco bringt? Blumen, sie auf unseren Dachgarten zu pflanzen?«
    Mein Schädel brummte mir, es tat zu weh, um mein Denken groß anzustrengen, und so machte ich nicht einmal den Versuch zu verstehen, warum Zyanya genauso wie gestern abend in ein perlendes Lachen ausbrach.

    Unser neues Haus bedeutete für alle, die darin wohnten, ein neues Leben, und so litten wir nicht an Langeweile. Zyanya war weiterhin vollauf damit beschäftigt, die Stände der Händler und die Werkstätten der Handwerker zu besuchen auf der Jagd nach »genau der richtigen Bodenmatte für die Kinderkammer« oder »irgendeiner kleinen Figur für die Nische oben am Treppenabsatz« oder irgend etwas anderes, dessen sie offenbar nicht habhaft werden konnte.
    Meine Beiträge zur Einrichtung des Hauses wurden nicht immer beifällig aufgenommen, so etwa, als ich ein kleines steinernes Standbild für eben jene Nische am Treppenabsatz heimbrachte, die Zyanya einfach »garstig« fand. Nun, das war sie in der Tat – nur hatte ich sie erstanden, weil sie genauso aussah wie der braune, verhutzelte und gebeugte alte Mann, als der Nezahualpíli immer an mich herangetreten war. Dabei stellte die Figur Huehuetéotl dar, den Ältesten Der Alten Götter, so genannt, weil er genau das war. Wiewohl er nicht mehr allgemein angebetet wurde, erfreute sich der altersgebeugte, runzelnbedeckte und ingrimmig lächelnde Huehuetéotl immer noch der Verehrung als der erste Gott, welcher in diesen Landen anerkannt worden war und den die Menschen kannten, längst ehe die geschichtliche Erinnerung einsetzte, lange vor Quetzalcóatl oder irgendeinem der späteren Lieblingsgötter der Mexíca. Da Zyanya nicht zulassen wollte, daß er dort aufgestellt wurde, wo unsere Gäste ihn sehen mußten, erhielt Der Älteste Der Alten Götter einen Platz neben meiner Lagerstatt.
    Unsere drei Sklaven besuchten während der ersten paar Monate bei uns in ihrer Freizeit den Unterricht in Cozcatls Schule, und das machte sich durchaus bemerkbar. Die kleine Kitzlig wurde davon geheilt, jedesmal loszukichern, sobald man sie ansprach, und setzte nur mehr ein bescheidenes, gewinnendes Lächeln auf. Stern Sänger trieb seine Aufmerksamkeit so weit, daß er mir nahezu immer eine bereits angezündete Poquietl anbot, sobald ich irgendwo Platz nahm, und um ihn in seinem Eifer nicht zu kränken, rauchte ich mehr, als ich eigentlich wollte.
    Ich selbst beschäftigte mich damit, mein Vermögen sicher anzulegen. Ganze Kolonnen von Pochtéca waren seit einiger Zeit aus Uaxyácac kommend in Tenochtítlan eingetroffen und hatten Flaschen mit Purpur und purpurgetränkte Garnstränge mitgebracht, welche sie dem Bishósu Kosi Yuela durchaus rechtens abgekauft hatten. Selbstverständlich hatten sie einen gewaltigen Preis dafür bezahlt, und nicht weniger selbstverständlich verlangten sie noch gewaltigere Preise, als sie den Farbstoff über die Kaufleute von Tlaltelólco in kleinen Mengen weiterverkaufen ließen. Doch die Edelleute der Mexíca – zumal ihre Damen – waren dermaßen auf diesen einzigartigen Farbstoff versessen, daß sie bereit waren, jeden geforderten Preis dafür zu bezahlen. Und nachdem der rechtmäßig in die Stadt gebrachte Purpurfarbstoff einmal auf dem Markt war, konnte ich unter der Hand und unbemerkt nach und nach auch meinen eigenen Vorrat an den Adel bringen.
    Ich verkaufte meinen Schatz für Zahlungsmittel, welche man leichter verbergen konnte als die Waren: geschnitzte Jade, ein paar Smaragde und andere geschnittene Steine und goldstaubgefüllte Federkiele. Freilich behielten Zyanya und ich für unseren eigenen Gebrauch genug Purpur zurück, daß wir meiner Meinung nach mehr purpurverzierte Gewänder besaßen als der Verehrte Sprecher und alle seine Frauen zusammen. Eines weiß ich mit Sicherheit – daß nämlich unser Haus das einzige in ganz Tenochtítlan war, in dem ganz und gar purpurn gefärbte Vorhänge vor den Fenstern hingen. Diese waren nur für die Gäste sichtbar, die wir einluden – zur Straßenseite hin hingen weniger auffällige Stoffe davor.
    Am häufigsten besuchten uns unsere langjährigen Freunde: Cozcatl, seit kurzem und richtiger Meister Cozcatl genannt; Geschäftsfreunde von mir aus dem Haus der

Weitere Kostenlose Bücher