Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)
haben, gehören wir ganz gewiss zu denen, die am meisten unter den Machenschaften des Schicksalsverderbers zu leiden gehabt haben. «
» So sind wir schon von Natur aus Verbündete. «
» Aber wie hat man uns behandelt, nachdem die Schiffe der Caraboreaner uns zum Festland gebracht haben? So wahr ich Grabaldin, König des Zwergenreichs bin und bei all meinen Vorgängern, die denselben Namen trugen wie ich: Nie wurde ein Zwergenkönig so gedemütigt, wie es mir widerfuhr! Und nie hat jemand eine helfende Zwergenhand so undankbar behandelt wie die Menschen von Athranor! «
» Ein hartes Urteil « , sagte Kalamtar.
» Ein gerechtes Urteil! Vor den Mauern von Carabor hat man uns kampieren lassen wie einen lebenden Schutzschild gegen die verfluchten Orks! Nie und nimmer hätte man uns gestattet, in der Stadt Schutz zu suchen, wenn sich der Feind als überlegen erwiesen hätte! Und davon abgesehen war das auch gar nicht der Ankunftsort, der eigentlich mit den Kapitänen der Caraboreaner abgemacht war! «
» Ihr seid Opfer einer üblen Machenschaft geworden « , gab Kalamtar zu. » Der Hochadmiral von Carabor hat nur an sich und seine Stadt, aber nicht an das Bündnis gedacht. Denn hätte er Euch wie abgemacht nach Gaa bringen lassen, anstatt Euch dazu zu zwingen, Carabor zu verteidigen, so wäre Gaa vielleicht nicht gefallen… «
» Und Candric von Beiderland, unser Hochkönig, würde wohl noch leben « , ergänzte Damvan ungefragt.
» Die Herren der Meere nennen sich die Bewohner von Carabor « , knurrte Grabaldin. » Und ihre Schiffe mögen ja auch tatsächlich die besten der Welt sein, aber miese Verbündete sind sie trotzdem! «
» Ich schlage vor, dass wir gemeinsam weitermarschieren « , schlug Kalamtar vor. » Überall ziehen Ghools Horden durch das Land. Manche dieser Bestienmeuten scheinen seiner Führung vollkommen entglitten zu sein. «
» Das heißt nicht, dass wir sie nicht töten sollten « , meinte Grabaldin.
» Ich sehe, wir sind uns einig, König Grabaldin. «
Grabaldin warf einen kurzen Blick zu seinem Waffenmeister Umbro, dem er so vertraute wie sonst niemandem. Doch der schien außerstande zu sein, in diesem Fall eine klare Empfehlung abzugeben. Er zuckte nur mit den breiten Schultern und verschränkte dann die Arme vor der mächtigen Zwergenbrust. » Viele zu sein ist besser als wenige « , sagte er dann.
» Wie immer seid Ihr ein Quell der Weisheit, Umbro « , gab Grabaldin zurück und wandte sich dann an Rhelmi von Thomra-Dun. » Habt Ihr irgendwelche Einwände, mein Botschafter? «
» War das nicht immer der Plan von Lirandil dem Fährtensucher? Dass wir uns zusammenschließen und Ghools Horden entgegentreten? « , gab Rhelmi zurück.
» Ja, und so sympathisch mir dieser eine Elb im Besonderen ist, so ärgert es mich doch auf der anderen Seite, Teil eines Elbenplans zu sein. Aber wie auch immer. Meine Axt ist noch nicht stumpf! Lasst uns weiterziehen und Dämonenkrieger jagen! «
Vergraben, doch nicht vergessen
Ungezählte Meilen entfernt, irgendwo in der Wildnis der drei Ork-Länder, trommelten zwei zu Fäusten geballte, mächtige Pranken auf einen enormen Brustkorb. Wie dumpfes Trommeln klang das, untermalt von einem vibrierenden, grollenden Laut.
Ein Laut der Erleichterung.
Ja, das ist die Stelle, dachte der Ork, der einen weiten Weg hinter sich hatte. Nur etwas sehr Wichtiges oder äußerst widrige Umstände mussten ihn seit langer Zeit davon abgehalten haben, ein ausgiebiges Schlammbad zu nehmen. Der getrocknete Schlamm auf seiner Haut und seiner Kleidung war teilweise bereits so sehr abgebröckelt, dass sich kleine Tiere in den Poren seiner Schuppen wohlfühlten, die er mit den Nägeln seiner Pranken immer wieder aus den Zwischenräumen kratzte.
Er schien alles einem bestimmten Ziel untergeordnet zu habe. Einem Ziel, das ihm im Moment wichtiger war als alles andere und für das er auch bereit war, die größten Opfer zu bringen.
Mein Weg liegt klar vor mir, ging es ihm durch den mächtigen Schädel, und er verzog sein lippenloses Maul, sodass die gewaltigen Hauer noch etwas deutlicher hervortraten. Ich muss ihn nur gehen. Wie er endet, wissen nicht einmal die Ork-Götter!
Er kniete nieder und begann zu graben. Steine flogen zur Seite. Mit bloßen Pranken wühlte er sich in den Boden hinein, fasste immer tiefer und tiefer. Er konnte es kaum erwarten, das wiederzufinden, was er an diesem Ort einst vergraben hatte. Vergraben in der Gewissheit, es nie wieder zu brauchen.
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