Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)
lauten Explosionen halb wahnsinnig. Manche machten einfach kehrt und ließen sich von ihren Reitern nicht mehr beeinflussen.
Rücksichtslos trampelten diese von Angst ergriffenen Geschöpfe dann durch die Reihen der nachfolgenden Kriegerhorden. Panik breitete sich aus.
Inzwischen waren die ersten Orks bis zur zweiten Verteidigungsreihe des Zwergenheeres durchgebrochen. Während diese noch eine geschlossene Phalanx aufrechterhielt, herrschte davor nur heilloses, tödliches Chaos. Und mitten im Kampfgetümmel wühlte sich König Grabaldin durch die Schar seiner Gegner. Der Hieb einer Orkaxt spaltete ihm den Schild. Grabaldin warf ihn von sich und parierte mit einem vertikalen Hieb, der so präzise geführt wurde, dass die Doppelklinge seiner Streitaxt gleich an den Kehlen zweier Orks vorbeistrich und sie öffnete. Blut spritzte hoch empor, aber keine hastig auf die Wunde gepresste Orkpranke konnte diesen Strom noch stoppen. Grabaldin duckte sich, als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm. Die orkische Wurfaxt streifte ihn dennoch leicht am Kopf. Der konische Helm aus bestem Zwergenstahl schützte ihn. Normalerweise lehnte es Grabaldin ja ab, einen traditionellen Zwergenhelm zu tragen, da er fand, dass dies eines Königs unwürdig sei. Aber Waffenmeister Umbro hatte diesmal darauf bestanden, dass der König sich schützte. Die Krone aus Zwergengold, die Grabaldin als Zeichen seiner Königswürde nun über dem Helm trug, verlor durch das Auftreffen der Axt einen der eingefassten Edelsteine und bekam einen Kratzer. Für einen Moment war der König etwas benommen. Ein weiterer Ork legte mit einer Armbrust auf ihn an. Der Schuss verfehlte ihn allerdings, denn genau in dem Augenblick, als der Ork den Abzugshebel der Armbrust bediente, traf ihn einer der Sprengsteine genau auf den verbeulten Beute-Harnisch, der sogar noch das Wappen eines Ritters aus Rasal trug. Mit einem ohrenbetäubenden Knall wurde er zerrissen, und ein halbes Dutzend weiterer Angreifer in seiner Umgebung lag im nächsten Moment ebenfalls zerfetzt im Staub.
Unterdessen gab Waffenmeister Umbro mit dem Lichtzauber seines Schleifsteins das Signal für die nächste Wurfsalve von Sprengsteinen.
Auch wenn die Verluste der Angreifer durch die Katapulte der Caraboreaner viel größer waren als durch die Sprengsteine der Zwerge, die außerdem trotz der sprichwörtlichen Stärke der zwergischen Wurfarme eine viel geringere Reichweite hatten, war die Wirkung unvergleichlich. Die besondere Magie dieser explodierenden Steine sorgte überall für Verwirrung und Panik unter den Angreifern. Hatte der Angriff ohnehin schon nicht besonders koordiniert gewirkt, so verlor er nun vollends die Ordnung.
Bei den Götter der Erdentiefe, durchfuhr es Umbro. Wir hätten die Sprengsteine schon während der ersten Angriffswelle einsetzen sollen! Aber wer konnte schon ahnen, dass die Orks vor den Sprengsteinen so viel Furcht zeigen …
Es war viele Zeitalter her, seit zuletzt Orks und Zwerge gegeneinander gefochten hatten. Seit dem Untergang des Zwergenreichs hatte über lange Perioden hinweg kaum Verbindung zwischen Zwergen und den anderen Völkern von Athranor bestanden.
Umbro gab nun auch noch das Signal für die nächste Sprengstein-Salve. Aber allein durch den Einsatz dieser Waffe konnte der Sturm der Angreifer nicht abgewehrt werden. Zudem hatte König Grabaldin befohlen, sparsam damit zu sein.
Kurz nachdem die nächste Sprengsteinsalve geworfen worden war, gingen nun auch die letzten Reserven des Zwergenheeres zum Angriff über.
Abgesehen von den Sprengsteinen war das wohl der zweite Faktor, mit dem die Orks nicht gerechnet hatten: Trotz ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit griffen die Zwerge an. Sie nutzten die Unordnung in den Reihen ihrer Feinde gnadenlos aus. Überall hieben Axtklingen und Schwerter der Zwerge auf Orkkörper ein. Köpfe wurden innerhalb kurzer Zeit dutzendweise abgeschlagen.
Mehr und mehr wichen die Orks zurück. Längst schon war der Ansturm zum Erliegen gekommen, hatte die Richtung gewechselt und war zu einem ungeordneten, heillos chaotischen Rückzug geworden. Ebenso ungeordnet und wild, wie die aufbrandende Angriffwelle gewesen war, flutete sie nun zurück.
König Grabaldin kämpfte noch immer an vorderster Front, was seine Krieger ungeheuer anspornte. Sie hatten sich mit den Schiffen der Caraboreaner hierherbringen lassen, um gegen Ghools Truppen zu kämpfen und sich für die Vernichtung ihres Reiches zu rächen– und genau das war
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