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Der Bierzauberer

Der Bierzauberer

Titel: Der Bierzauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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Sudhaus stehen gehabt. In Weihenstephan gab es zudem eine große
Sonnenuhr im Garten. In St. Gallen hatten sie Versuche mit Wasseruhren gemacht,
die aber im Winter immer eingefroren und zerplatzt waren. Daher war man wieder zu
Sanduhren zurückgekehrt.
    In der
Stadt musste man Verabredungen treffen und einhalten, Märkte hatten feste Öffnungszeiten
und auch Schöffen, Richter und Kaufleute richteten ihr Handeln neuerdings nach der
Uhr aus. Geschäfte durfte man zum Beispiel erst ab der Prim, ab sechs Uhr morgens,
machen.
    Lediglich
die Kirche erinnerte ihre Schäfchen zwar mit Glockengeläut an ihre Pflichten, sammelte
sie aber auch bereits zu festen Uhrzeiten zur Heiligen Messe ein. In Bitburg hatte
es keine Turmuhr gegeben, da wurde zu bestimmten Zeiten geläutet, sogar wenn keine
Messe war.
    Zuerst
musste sich Niklas einmal in so einer großen Stadt zurechtfinden. Das war nicht
so leicht wie gedacht, für Köln hatte Niklas aber vorgeplant. Da er mit seiner Familie
nicht in einem unsicheren Gasthof absteigen wollte und er zudem eine prallvolle
Geldkatze mit sich führte, besuchten sie einen Kaufmann, der des Öfteren in Bitburg
auf der Durchreise gewesen und vom Römerbier begeistert war. Dieser Johannes Küpper
bot ihnen an, gegen ein geringes Entgelt in seinem Haus zu wohnen, bis Niklas etwas
Eigenes gefunden hatte. Außerdem half er ihm, die Wechsel einzulösen, die de Foro
ihm zum Teil für die Brauerei gezahlt hatte.
    Die Bürgerrechte
musste er nicht mehr erwerben, er zeigte dem zuständigen Schöffen seine Urkunde
aus Bitburg und erhielt auch schnell eine für Köln. Wieder gegen Bezahlung einer
nicht unerheblichen Gebühr und dem Ableisten eines neuen Treueids auf die Stadt
Köln.
    Er ging
sogleich auf die Suche und fand bald, durch einen glücklichen Zufall, ein passendes
Haus in der Große Budengasse, einer Seitenstraße der Hohe Straße, angrenzend ans
jüdische Viertel.
    Das Haus
hatte bereits einem weniger erfolgreichen Vorbesitzer als Brauhaus gedient und entsprach
baulich Niklas’ Vorstellungen.
    Den alten
Namen ›Beim Tünn‹ wollte er ersetzen durch den Namen ›Brauhaus zum Stern‹. Er wollte,
wie in Bitburg, versuchen, mit dem Hexagramm der ›Reinen Brauer‹ an die Öffentlichkeit
zu gehen, diesmal aber sollte es in Namen  u n d  Symbol für sein Bier stehen.
    Durch
einen Torbogen, der groß genug war, dass ein Karren mit Fässern oder ein Braukessel
hindurchpasste, kam man in einen Hausflur. Links war ein kleiner Saal, in dem gebraut
werden sollte, dahinter lag dann die Bierstube, darunter die Keller.
    Die Hohe
Straße war die wichtigste und mit fast 30 Metern auch breiteste Straße Kölns. Viele
Händler boten dort ihre Waren feil, weil sie, genau wie die Römer mehr als 1000
Jahre zuvor, erkannt hatten, dass die Hohe Straße, wie der Name schon sagte, am
sichersten vor Hochwasser war.
    Ein Ende
weiter um die Ecke, in der Gasse Unter Taschenmacher, gab es ein Brauhaus, das sich
›Guitleith‹ nannte. Der dortige Brauherr war Richard Comes, genannt Greve. Er hatte
sich bereits spezialisiert und braute Medebier. Noch niemals hatte Niklas ein Bier
getrunken, das aus Getreide, Kräutern und Honig hergestellt wurde. Die Konkurrenz
gleich um die Ecke hatte aber den Vorteil, dass zwischen dem Haus Guitleith und
dem ›Brauhaus zum Stern‹ einer der größten Kölner Brunnen lag, die hier Pütz genannt
wurden. Beide durften sich diesen Brunnen zum Bierbrauen teilen.
    Die Große
Budengasse war nur zwei kleine Straßenzüge von der Großbaustelle des neuen Doms
entfernt, und Niklas hoffte auf Kundschaft unter den zahlreichen Handwerkern, die
dort arbeiteten.
    Außerdem
war der Baustelle ein großer Platz vorgelagert, dem die Kölner aus unerfindlichen
Gründen noch keinen Namen gegeben hatten. Auf diesem Platz wurden zu besonderen
Anlässen die Aufzüge der Mächtigen, weltlicher wie kirchlicher Herrscher, durchgeführt.
Er hatte schon Päpste und Könige gesehen, diente aber ebenfalls sowohl den Henkern
als auch den Herolden als Bühne. Pilger, Bettler und Prostituierte drängten sich
an normalen Tagen durch das Gewühl, in dem auch die Brauer ihre Waren anboten. Der
erfolgreichste Tag in der Geschichte der Kölner Brauer war der 23. Juli 1164 gewesen.
Da hatte Erzbischof Rainald von Dassel die Gebeine der Heiligen Drei Könige feierlich
in den alten Dom gebracht. An diesem Tag platzte Köln und besonders der Platz ohne
Namen aus allen Nähten. Die Brauer hatten  d a s  Geschäft ihres

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