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Der blaue Mond

Der blaue Mond

Titel: Der blaue Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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reicht aus, um zu sehen, dass Sabine fast jeden Tag bei Starbucks war. Dass die beiden einen zarten Flirt miteinander begonnen haben, der zwar zum Glück noch nicht über ein Lächeln hinausgegangen ist, sich Munoz jedoch bereits auf den Tag freut, an dem mehr daraus wird. Und obwohl ich weiß, dass ich alles Menschenmögliche tun muss, um sie - Gott bewahre - daran zu hindern, etwas miteinander anzufangen, habe ich momentan einfach keine Zeit, mich darum zu kümmern.
    Ich schüttele seine Energie ab und gehe hinaus, schaffe es aber kaum bis auf den Flur, als bereits Roman auf mich zukommt und seinen Schritt meinem anpasst. Er grinst mich spöttisch an und fragt: »Hat dir Munoz irgendwie helfen können?«
    Ich gehe weiter und zucke zusammen, als sein kühler Atem auf meine Wange trifft.
    »Dir geht langsam die Zeit aus«, sagt er mit einer Stimme, so sanft und schmeichlerisch wie die Umarmung eines Geliebten. »Es geht jetzt ganz schön schnell, findest du nicht auch? Und ehe du dich's versiehst, ist alles vorbei. Und dann - tja -, dann gibt es nur noch dich und mich.«
    Ich zucke die Achseln, weil ich weiß, dass das nicht ganz stimmt. Ich habe die Vergangenheit gesehen. Ich habe gesehen, was in dieser Kirche in Florenz passiert ist. Und wenn ich mich nicht irre, gibt es noch sechs unsterbliche Waisen, die durch die Welt streifen. Sechs kleine Straßenjungen, die inzwischen überall sein können, vorausgesetzt, sie haben durchgehalten. Doch falls Roman davon nichts weiß, tja, dann ist es wohl kaum meine Aufgabe, ihn darüber zu informieren.
    Und so sehe ich ihm in die Augen, widerstehe dem Reiz dieser tiefen Bläue und sage: »Welches Glück für mich.«
    »Und für mich.« Er lächelt. »Du wirst jemanden brauchen, der sich um dein gebrochenes Herz kümmert. Jemanden, der dich versteht. Jemanden, der weiß, was du wirklich bist.« Er fährt mir mit einem Finger den Arm entlang, und seine Berührung ist so schockierend kalt, sogar durch meinen baumwollenen Ärmel hindurch, dass ich hastig zurückweiche.
    »Du weißt nichts über mich«, sage ich, während ich sein Gesicht studiere. »Du hast mich unterschätzt. An deiner Stelle würde ich mich lieber nicht zu früh freuen. Du hast noch lange nicht gewonnen.«
    Obwohl ich es als Drohung gemeint habe, zittert meine Stimme viel zu sehr, um ernst genommen zu werden. Und so beschleunige ich meinen Schritt und lasse sein spöttisches Lachen hinter mir, während ich mich auf den Weg zum Lunchtisch mache, wo Miles und Haven schon auf mich warten.
    Ich rutsche neben Miles auf die Bank und werfe beiden ein Lächeln zu. Es scheint mir eine halbe Ewigkeit her zu sein, seit wir zuletzt etwas zusammen gemacht haben, und der Anblick der beiden, wie sie da so sitzen, macht mich lachhaft glücklich.
    »Hey, Leute«, sage ich, außer Stande, mir das Grinsen zu verkneifen. Sie sehen zuerst mich an und dann einander und nicken im perfekten Gleichtakt die Köpfe, als hätten sie für diesen Augenblick geprobt.
    Miles nippt an seiner Limonade, einem Getränk, das er früher niemals angerührt hätte. Mit seinen grell pinkfarbenen Nägeln klopft er seitlich an die Dose, während sich mein Magen vor Furcht verkrampft. Ich ringe mit mir, ob ich mich in ihre Gedanken einloggen soll, was mich auf den Grund ihres Hierseins vorbereiten würde, doch ich entscheide mich dagegen, weil ich es lieber nicht zweimal hören möchte.
    »Wir müssen mit dir reden«, sagt Miles. »Wegen Damen.«
    »Nein«, fällt ihm Haven ins Wort und wirft Miles einen bezeichnenden Blick zu, ehe sie ihre Tüte Karottensticks aus der Tasche zieht, der klassische Null-Kalorien-Mittagsimbiss der Mädchen aus der Elite. »Es geht um Damen und dich.«
    »Was gibt's da noch zu reden? Ich meine, er ist mit Stada zusammen, und ich ... Ich komm schon damit klar.«
    Sie sehen sich an und wechseln rasch einen viel sagenden Blick. »Aber kommst du wirklich damit klar?«, fragt Miles. »Mal im Ernst, Ever, in sein Haus einzubrechen und in seinen Essensvorräten rumzupfuschen ist schon ziemlich daneben. Nicht gerade typisch für jemanden, der vorwärtsblickt und sein eigenes Leben lebt.«
    »Na und? Glaubt ihr eigentlich jedes Gerücht, das ihr irgendwo aufschnappt? Da waren wir monatelang befreundet, ihr wart x-mal bei mir zu Hause, und dann glaubt ihr, ich wäre zu so etwas fähig?« Ich verdrehe die Augen, schüttele den Kopf und will nicht mehr weiterreden. Ich meine, wenn ich schon aus Damen nicht mehr herausbekommen habe als

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