Der Blutkönig: Roman (German Edition)
wir wieder an der Oberfläche sind, werdet ihr am Fuß der Hügel sein, hinter ein paar Bäumen. Direkt hinter dem Waldrand ist ein Lager. Ich habe es heute Nachmittag ausgekundschaftet, es sind fünfundzwanzig margolanische Soldaten, und sie haben Gefangene. Wir glauben, es sind die, die einen Tagesritt von hier entfernt ein Dorf geplündert haben. Sie haben die meisten der Häuser niedergebrannt und die Dorfbewohner getötet, die nicht fortgelaufen sind. So, wie es sich anhört, haben sie ein paar der Dorfmädchen bei sich.«
» Ashtenerath? «, fragte Soterius.
Alle machte eine kurze Pause. »Wir haben ein halbes Dutzend von diesen Dingern tot im Dorf gefunden. Ich habe seitdem keine im Lager gesehen.«
»So weit, so gut«, meinte Soterius. »Was ist mit dem Rückweg?«
»Ich werde hier warten«, antwortete Alle. »Kann auch nicht schlimmer sein als sie vorher auszukundschaften.« Sie warf einen Seitenblick auf Soterius, als erwarte sie Widerspruch. »Mach dir keine Sorgen – ich werde nicht versuchen, die Heldin zu spielen. Du kannst das Kämpfen gern übernehmen. Ich habe einige Bandagen und anderes vorbereitet, als ich vorhin hier war. Sorg nur dafür, dass du die Verwundeten wieder hierher schaffst.«
Alles praktische Art beeindruckte Sotrius. »Wir werden unser Bestes tun, damit wir das nicht in Anspruch nehmen müssen.«
Er drehte sich um, doch Alle packte ihn am Arm. »Bringt die Dorfmädchen mit«, meinte sie. »Wir haben ein paar Heiler hinten im Wirtshaus. Wenn sie noch leben, dann werden sie nirgendwo hin können.«
Soterius tauschte einen kurzen Blick mit Sahila. »Es ist ein großes ›Wenn‹«, meinte er. »Aber wenn sie leben, dann hast du mein Wort, dass wir sie da rausholen.«
»Dann sei die Lady mit euch«, murmelte Alle. Sie bat mit einer Geste um Ruhe und führte sie um eine Kurve. Dann löschte sie ihre Fackel, als Mondlicht in den Tunnelausgang fiel. Alle trat beiseite, winkte Soterius und Sahila, an ihr vorbeizugehen, und verschmolz mit den Schatten.
Mikhail machte einen kurzen Abstecher, um zu spähen, und bewegte sich dabei lautlos durch die Bäume auf der einen Seite des Lagers. Die Soldaten hatten eine kleine Lichtung gefunden, weit genug weg von der Straße, um nicht belästigt zu werden. Es war bitter kalt und Soterius’ Atem dampfte in der Nachtluft. Er war froh um die schwere wollene Uniform und den ebenso schweren Mantel und wünschte sich das mildere Wetter der margolanischen Ebenen. Er ließ den Blick über seine Kämpfer schweifen. Die Profis – Pell, Tabb, Andras und Sahila – sahen erwartungsvoll aus, aber nicht furchtsam. Die Flüchtlingskämpfer taten ihr Bestes, um ihre Angst zu verbergen. Sie sahen grimmig und entschlossen aus, und umklammerten fest ihre Waffen. Innerhalb eines Viertel Kerzenabschnitts war Mikhail zurückgekehrt. Soterius wusste, dass der Vayash Moru sich nicht nur leiser bewegen konnte, als ein menschlicher Fährtensucher, sondern seine Mission auch beenden konnte, ohne Spuren im Schnee zu hinterlassen.
»Es ist, wie Alle gesagt hat«, berichtete Mikhail flüsternd. »Zwei Dutzend Soldaten, und einige Pferde. Ich habe keine Ashtenerath gesehen und konnte auch keine riechen. Ich wäre nicht überrascht, wenn sie die nur einmal einsetzen können – wie bekommt man sie in den Kastenwagen zurück?« Er unterbrach sich kurz. »Ich habe die Leichen von drei ihrer Gefangenen im Latrinengraben gefunden. Für eine Rettung kommen wir vielleicht zu spät.«
»Umso mehr Grund, die Bastarde zu töten«, murmelte Sahila.
»Wenn es irgendwelche Gefangenen gibt, dann sind sie in dem Zelt dort hinten«, fügte Mikhail noch hinzu.
»Hol sie da raus und bring sie her, und komm dann nach, damit du die Feier nicht verpasst«, wies Soterius ihn an. Mikhail nickte und verschwand in der Nacht.
Soterius gestikulierte und die Kämpfer verteilten sich, um ihre vorgegebenen Positionen einzunehmen. Ob es nun Ashtenerath gab oder nicht, Soterius hatte sich dazu entschlossen, dass überraschend und hart aus der Entfernung zuzuschlagen der beste Weg war, seine Verluste klein zu halten und so wurden Schwerter und Äxte fürs Erste weggesteckt und dafür die Bogen und die Wurfwaffen hervorgezogen. Soterius hörte den Eulenruf, Mikhails Signal. Der Soldat, der Wache hielt, war tot.
»Los!«, wisperte Soterius und gab sein eigenes Signal, eine glaubwürdige Imitation eines Wolfsheulens.
Bevor das Echo des Heulens verklungen war, regneten Pfeile auf das Lager. Die langen
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