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Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien

Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien

Titel: Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Götschenberg
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„Jasagern". Im Präsidialamt sorgt die Trennung von Präsident und Sprecher für helle Aufregung, da die Gründe dafür intern nicht kommuniziert werden, aber
alle um das enge Verhältnis zwischen Wulff und Glaeseker wissen. Bei
vielen macht sich Endzeitstimmung breit. Auch im politischen Berlin
ruft die Entscheidung Rätselraten hervor. Als Wulff am selben Tag vor
laufenden Kameras eine Erklärung zu seiner persönlichen Situation
abgibt, dankt er Glaeseker für seine Arbeit und sagt lediglich, er habe
ihn von seinen Aufgaben entbunden. Zu diesem Zeitpunkt ist Olaf Glaeseker bereits verschwunden. Er zieht sich in sein Haus in Niedersachsen am Steinhuder Meer zurück, wo er zunächst tagelang von
Fotografen belagert wird. Nach kurzer Zeit ist er über sein Handy
nicht mehr erreichbar. Glaeseker meidet die Öffentlichkeit konsequent, die Staatsanwaltschaft Hannover leitet unterdessen Ermittlungen gegen ihn ein. Ende Januar wird das Büro des ehemaligen Präsidentensprechers im Präsidialamt im Zuge der Ermittlungen durchsucht. Präsidialamtschef Lothar Hagebölling, der zweite langjährige
Mitarbeiter, den Wulff aus Hannover mit nach Berlin genommen hat,
kann Glaeseker als Korrektiv für Wulff nicht ersetzen.

    In den Wochen der Krise wird in den Medien viel darüber spekuliert,
wer den Bundespräsidenten berät, vor allem aufgrund der schweren
Fehler, die ihm in seinem Krisenmanagement unterlaufen. Vor allem
wird dabei die Frage aufgeworfen, warum Wulff sich keine Hilfe von
krisenerfahrenen Medienexperten holt. Zweifellos hätte es die Kommunikation in den Wochen der Krise verbessert, wenn nicht Wulffs
Anwalt Gernot Lehr auch noch die Funktion eines Pressesprechers
hätte übernehmen müssen. Doch die Juristen im Präsidialamt machen
dem Bundespräsidenten von Anfang an klar, dass er nicht nur ein Anwaltsbüro einschalten, sondern dieses auch privat bezahlen muss. Dieses besteht nicht nur aus dem Anwalt Gernot Lehr, sondern auch aus
einer ganzen Gruppe von Mitarbeitern, die die Flut von Medienanfragen, die das Büro täglich erreicht, bearbeiten. Für einen Kommunikationsprofi fehlt Wulff ganz einfach das Geld. Dabei ist Wulffs Anwalt
Gernot Lehr durchaus nicht der einzige externe Berater, der dem Bundespräsidenten in den Wochen der Krise zur Seite steht.
    Im Verborgenen, gänzlich unbemerkt von der Öffentlichkeit, spielt
ein weiterer Anwalt eine wichtige Rolle: der Hamburger Christian
von Lenthe, den Wulff seit vielen Jahren kennt. Von Lenthe und
Wulff begegneten sich zum ersten Mal, als sie in der Schülerunion
waren. Wulff löste von Lenthe als Vorsitzender der CDU-Nachwuchs organisation ab, im Alter von 15 spielten die beiden gemeinsam Fußball. Von Lenthe entschied sich gegen eine Karriere in der Politik und
wurde ein erfolgreicher Wirtschaftsanwalt in Hamburg. Wulff und
von Lenthe verloren sich für viele Jahre aus den Augen, bis die Übernahmeschlacht zwischen Porsche und Volkswagen sie schließlich
wieder zusammenbrachte: Von Lenthe wurde Berater der niedersächsischen Landesregierung, als es darum ging, die VW-Übernahme
durch Porsche abzuwehren. Als Christian Wulff im Dezember 2011
unter Druck gerät, meldet sich von Lenthe bei ihm und bietet seine
Hilfe an. Wulff nimmt sie dankbar an. Er wird neben Wulffs Anwalt
Gernot Lehr zum wichtigsten Ratgeber und Wegbegleiter des Bundespräsidenten in den Wochen der Krise. Von Lenthe verbringt viel
Zeit im Bellevue, spricht regelmäßig nicht nur mit Wulff, sondern
auch mit den engsten Mitarbeitern des Bundespräsidenten, die ihn
als „wichtigen Stabilisator" beschreiben. Von Lenthe ist bis zum
Schluss an Wulffs Seite, auch am Tag des Rücktritts.

    Zum kleinen Kreis der Krisenmanager innerhalb des Bellevue gehören die Leiterin des Persönlichen Büros des Bundespräsidenten,
Alexia Parsons, und nach dem Ausscheiden Glaesekers vor allem Petra Diroll als kommissarische Sprecherin. Im Bereich der Politik ist es
vor allem Peter Hintze, der für Christian Wulff ein wichtiger Gesprächspartner und Berater in den Wochen der Krise ist. Hintze spielt
immer wieder eine maßgebliche Rolle in entscheidenden Situationen,
wie zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Fernsehinterview, das
Wulff Anfang Januar gibt. Innerhalb der CDU gehört er zu den engsten Vertrauten der Kanzlerin, in gewisser Weise vertritt er mit seiner
Unterstützung für Wulff auch Merkels Interessen. Mit der Kanzlerin
selbst telefoniert Wulff regelmäßig in den

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