Der Briefwechsel
schriftlich nichts festgelegt. Und es ist nun das Bedauerliche geschehen, daß in den redaktionellen Anmerkungen des Heftes nicht erwähnt ist, daß dieser Text aus einem größeren Zusammenhang entnommen ist und daß er als Buch im Herbst 1967 bei uns erscheint. Ich möchte Sie doch sehr bitten, daß Sie zukünftige Abdrucke mit uns absprechen. Das ist nicht nur eine Frage unserer Vereinbarung, sondern mehr eine der Disposition des Textes. Wir müssen ja alles daran setzen, Ihr nächstes Buch mit Erfolg zu präsentieren, und das Mittel des Vorabdruckes muß uns dazu recht sein. Ich habe es im übrigen sehr gern gelesen.
Schönste Grüße
Ihr
[Siegfried Unseld]
1
P. H., Aus »Der Hausierer« . Kriminalroman. Das Kapitel des ersten Mordes , in: Akzente , 5/1966, S. 468-477; siehe auch Brief 19, Anm. 3.
51 [32]
[Düsseldorf-Unterrath]
19. November 1966
Lieber Herr Dr. Unseld,
Ihr etwas unfreundlicher Brief ist sicherlich berechtigt. Andrerseits glaubte ich, es hieße kein großes Geheimnis preisgeben, wenn ich Herrn Höllerer das Kapitel, das ich ohnedies in Princeton gelesen habe und das auch der Westdeutsche Rundfunk schon ohne mein Wissen gebracht hat, 1 zum Abdruck für die »Akzente« überließe. (Freilich ist das Kapitel ziemlich radikal geändert, aber im Grundschema das gleiche.) Ich werde versuchen, Herrn Höllerer für das nächste Heft der »Akzente« zu der von Ihnen gewünschten Notiz zu bewegen. 2 (Im übrigen ist es ja wohl auch nicht so sicher, ob Ihnen das Manuskript zusagen wird).
Ich traue mir nicht zu, jetzt schon etwas zu übersetzen, fühle mich auch nicht geeignet dazu. Was ich jetzt tue: den Roman noch einmal durcharbeiten, Vorarbeiten für das Stück.
Herzlich
Ihr ergebener
Peter Handke
1
Am 30. Mai 1966 sendete der WDR Ausschnitte von Lesungen während der Princeton-Tagung, die Roland H. Wiegenstein kommentierte (die gesamte Sendedauer betrug etwas mehr als zwei Stunden).
2
Akzente , 6/1966, enthält in den Anmerkungen am Schluß die Bemerkung: »Die in Heft 5 abgedruckte Prosa von PETER HANDKE ist ein Ausschnitt aus einem Roman, der im Herbst 1967 im Suhrkamp-Verlag erscheinen wird.«
52 [33; Anschrift: ]
Frankfurt am Main
22. November 1966
Lieber Herr Handke,
ich habe mir meinen Brief vom 14. November noch einmal vorgenommen, ihn gelesen und meine Sekretärin gebeten, ihn zu lesen. In den zwölf Zeilen des Briefes finden wir auch nicht den leisesten unfreundlichen Ton. Wir müssen uns doch darauf einstellen können, daß wir uns auch kurz gefaßte Wahrheiten zu sagen vermögen.
Doch können wir das ruhig auf sich beruhen lassen.
Ich erwarte dann gerne das Manuskript. Der Teil, den ich kenne, hat mir zugesagt, also brauchen Sie keine Unsicherheit fühlen, ob mir das Ganze gefallen könnte.
Mit herzlichen Grüßen, auch für Ihre Freundin.
Ihr
[Siegfried Unseld]
[34]
[Düsseldorf-Unterrath]
29. November 1966
Lieber Herr Dr. Unseld,
schreiben Sie die Wendung von der Unfreundlichkeit in meinem letzten Brief meiner blöden Empfindlichkeit zu. Ich wollte mich nicht beklagen, beklage mich auch nicht mehr.
Wie Sie sich erinnern, habe ich Ihnen einmal geschrieben, der Residenzverlag in Salzburg wolle meine kurze Prosa. Sie antworteten, ich sollte dem Verlag nur Abdruckrechte überlassen. Das habe ich auch getan, das Copyright ist bei
53 mir. Ich hoffe, das ist Ihnen recht so und ich habe nichts angerichtet.
Für heute
herzlich
Ihr
Peter Handke
[35; Anschrift: ]
Frankfurt am Main
5. Dezember 1966
Lieber Herr Handke,
wir wollen unsere Empfindlichkeiten ruhig aussprechen, denn für den Fall, daß sie falsche Motive haben, läßt es sich bereinigen.
Ich hoffe, der Residenz Verlag wird nicht eine Handke-Publikation bringen, sondern doch eher Ihre kurze Prosa in einem Sammelband aufnehmen. Ein ausschließlicher Handke-Band wäre das verkehrteste, das man jetzt machen könnte. Bitte beruhigen Sie mich doch in diesem Punkt.
Herzliche Grüße
Ihr
[Siegfried Unseld]
[36]
[Düsseldorf-Unterrath]
9. Dezember 1966
Lieber Herr Dr. Unseld,
neuer Schreck für Sie und für mich: meine Prosa soll, soviel ich weiß, nicht in einem Sammelband aufgenommen werden, sondern einzeln erscheinen. Ich kann mir Ihren Aus
54 bruch jetzt vorstellen. Aber ich schwöre oder versichere Ihnen einfach, daß ich nicht gewußt habe, wie verkehrt das ist, nachdem Sie damals in Ihrem Brief geschrieben hatten, ich sollte mich nur auf
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