Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
Vom Netzwerk:
braunen Brei gezogen. Er war halbtot, hat nach Luft gejapst, viel Wasser gespien und ist dann schnell von seinen Wedelschwenkern und Sandalenträgern weggebracht worden.«
    »Und? Hat er dir zum Dank seine Schwester geschenkt? Oder seine hundert Nebenfrauen gezeigt?«
    Ptah lachte laut. Karidon legte die Hände flach auf den Tisch. »Er hat Jehoumilq und mir ausrichten lassen, dass im Tempel seines unsterblichen Herzens immer ein Glutkorb voll Anty-Weihrauch für uns schwelen wird. Was es mit dem Wohlwollen von Gottkönigen auf sich hat, ist bekannt: wenn es ihnen nützt, gut. Wenn nicht, wird auch der Lebensretter rasch vergessen. Mein Kapitän und ich, sein Ziehsohn, sind nicht wichtig für den Gottherrscher von Kêmet und Deshret.«
    Ptah-Netjerimaat grinste und schwenkte den Becher.
    »Im Gegensatz zu meinem Freund sehe ich das mit etwas mehr Zuversicht. Grundsätzlich hat er recht. Aber wir denken mehr an unser eigenes Geschick und verlassen uns nicht auf die hochmögende Gunst des jungen Chakaura.«
    »Da tut ihr gut daran«, sagte Kirf Darka nachdrücklich.
    »Wir helfen euch«, brummte Haby von der Nachtwolke . »Und vielleicht treffen wir uns irgendwann in einem Hafen, und ihr habt gute Waren oder guten Rat für uns.«
    »Daran soll's nicht fehlen.« Karidon wischte seine Schale mit dem Brotrest aus. Er war noch immer hungrig. »Ihr könnt über den dicken, geizigen Jehoumilq sagen, was ihr wollt: ein vernünftiger und ehrbarer Mann. Ich weiß es. Er hat mich gekauft, als Sklavenjungen in Alashia. Heute, nach vielen Jahren, in denen er mich beschimpft und gezwungen hat, viel zu lernen, bin ich der Miteigner eines Wracks namens Horus . Darf ich jetzt endlich in Ruhe meinen Magen füllen?«
    Karidon schöpfte seine Schale voll und schob den Becher zur Seite, den Ptah aus einem Krug mit schwarzgelb geflammter Glasur füllte. Er aß langsam, schweigend, und beendete das Mahl mit einem Stück Käse und prallen schwarzen Oliven.
    »Kapitäne«, sagte er. »Ich muss morgen tausend Ziegenfelle aufblasen. Weckst du mich, Netji?«
    Sein Freund nickte; obwohl seine Blicke Korima suchten, wirkte er müde und nachdenklich. Karidon bezahlte Essen und Wein, handelte den Preis für die Herberge aus und ging durch den dunklen Garten in sein Zimmerchen. Mitten in der Nacht wachte er auf; er hörte leises Lachen und leidenschaftliches Wimmern und Keuchen aus Ptahs Zimmerchen. Das Licht einer winzigen Lampe schimmerte durch den Vorhang, auf dessen Falten Karidon flüchtig die Schatten zweier Körper sah. Er schlief, bis Ptah ihn weckte; kurz darauf ruderten die Nachtwolke und die Schwinge des Falken aus der Bucht und nahmen Kurs nach Osten.

4. Wrack, Bronze und Traum

    Als die Schwinge des Falken um die bräunlichen Felsvorsprünge bog, stand die Mannschaft der Horus im Sand, schwenkte die Arme und schrie begeistert. Ptah-Netjerimaat legte die Hand auf Karidons Schulter. Sie standen im Bug der Nachtwolke , deren Segel gefallen war und die mit letztem Schwung auf den Strand neben dem Wrack zusteuerte. Ptah nickte beeindruckt; er sagte so laut, dass es Jehoumilq hören konnte:
    »Der alte Kapitän hat uns wieder gezeigt, was harte Arbeit ist. Das fleißige Dutzend! Sieh dir das an!«
    Der Rauch des Feuers, über dem ein Kessel hing, hatte ihnen seit der Morgendämmerung den Weg gewiesen. Die Waren lagen in ordentlichen Reihen im Sand. Mast, Rahen und Ruder des Wracks und das zweite Segel waren auf gegabeltem Treibholz aufgebockt, die Seitenruder an der Bordwand festgezurrt. Fast das gesamte Treibholz war zerhackt und verbrannt. Tauschlingen bildeten Stapel, der Ankerstein lag daneben, und die Backbordseite der Horus , an der die Nachtwolke auf den Strand knirschte, war so gut ausgebessert, wie es mit wenig Werkzeug und Ersatzholz möglich war. Karidon schwang sich in den aufstiebenden Sand.
    »Schneller ging es nicht, Jehou. Wir sind dreieinhalb Tage gerannt, sogar im Halbdunkel.« Er strahlte Jehoumilq an, der Kapitän breitete die Arme aus, zog Karidon an die grauhaarige Brust und klatschte die Pranken auf seinen Rücken. »In Arni können sie das Schiff instandsetzen. Ich hab Ziegenschläuche mitgebracht.«
    »Gut gemacht, ihr beiden.« Jehoumilq stapfte, nackt bis aufs Schamtuch, zu den Kapitänen. »Kirf Darka! Ausgerechnet du musst erleben, dass ich hier meine Fingernägel kaue wie ein verlaustes Landschwein. Seid gegrüßt, Freunde. Schnelle Hilfe ohne Aussicht auf Belohnung – so gehört es sich unter Herrschern der

Weitere Kostenlose Bücher