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Der buddhistische Mönch

Der buddhistische Mönch

Titel: Der buddhistische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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    S. K.: » Fangen wir jetzt wieder mit diesem spirituellen Quatsch an oder was? «
    Mönch: » Das muss nicht sein. «
    S. K., kopfschüttelnd: » Das ist schräg, Mann, sehr schräg. Sie haben mich nach Phnom Penh gelockt. Zuerst dachte ich, Sie wollen mich umbringen. Und einen kurzen Augenblick hab ich sogar geglaubt, Sie hätten vor, meine Seele zu retten – schließlich sind Sie Mönch. «
    Mönch: » Warum sollte ich Sie umbringen? Sie sind doch schon seit tausend Jahren tot. «
    S. K.: » Scheiße, Mann, ich weiß nicht, ob ich das heut noch mal durchhalte. Sagen Sie mir einfach, wie viel Sie verlangen, dann borg ich mir die Kohle. «
    Mönch: » Lassen Sie es mich so ausdrücken: Ich bin ein Sammler von Geschichten über Ursache und Wirkung. Gehen wir doch noch einmal zu jener Zeit zurück, als Sie … wie alt … waren? «
    S. K., mit einem widerwilligen Brummen: » Dreizehn, ja, mitten in der Pubertät. Endlich wusste ich, was ich war, ein Schwanz, ein großer, harter … «
    Mönch: » Aber warum? «
    S. K.: » Das hab ich Ihnen doch schon erklärt. Sport war die einzige offizielle Alternative, aber da taugte ich nichts. Also blieb mir nur die Rolle des Gigolo. «
    Mönch: » Tiefer, Stan, tiefer. «
    S. K.: » Tiefer? Was kann noch tiefer gehen? «
    Mönch: » War das der Moment, als Sie zu dem Schluss kamen, dass es auf der Welt keine Moral gibt? «
    S. K.: » Ja, obwohl ich darüber eigentlich nicht nachgegrübelt hab. Denn dann hätt ich über die Wiedergeburt und so nachdenken müssen. Aber wozu? «
    Mönch: » Ich glaube, da war noch etwas anderes. «
    S. K.: » Was? «
    Mönch: » Ekel, oder? «
    S. K.: » Ekel? Wie nach Sex mit einer schlechten Partnerin? «
    Mönch: » Eher ein Gefühl der Verzweiflung, in der Magengegend. «
    S. K., überrascht: » Ja, an so was erinnere ich mich.
    Woher kennen Sie das? Ein solches Gefühl hatte ich die meiste Zeit in meiner Heimatstadt in Kansas. Das verschwand an dem Tag, an dem ich in L. A. ankam. «
    Mönch: » Beschreiben Sie dieses Ekelgefühl. «
    S. K.: » Das kannte jeder. Wir nannten es den Kleinstadt-Blues, aber letztlich steckte mehr dahinter. «
    Mönch: » Zum Beispiel, dass tief im Innern etwas fehlte? «
    S. K., nickend: » Ja. Ein Vakuum, soweit das Auge reichte. «
     
    Offenbar habe ich die technische Begabung des Mönchs unterschätzt, denn das Gespräch wurde so bearbeitet, dass es in zwei Teile zerfällt. Nun springen wir in den zweiten. Kowlovski ist wie ausgewechselt; er schwitzt, kämpft nervös gegen einen Tick im Gesicht an, scheint unter furchtbarer Angst zu leiden.
     
    Mönch: » Alles in Ordnung, Sie sind ja noch da. «
    S. K.: » Nein, bin ich nicht. Mein Ich ist in tausend Stücke zerbröselt. Sie haben was mit meinem Kopf angestellt, Mann. «
    Mönch: » Tatsächlich? Und wie? «
    S. K.: » Mein Verbrechen, verdammt noch mal, mein Verbrechen. Wie zum Teufel haben Sie davon erfahren? «
    Mönch: » Wollen Sie das wirklich wissen? «
    S. K.: » Ja. «
    Mönch: » Sicher? «
    S. K.: » Fuck. «
     
    Langes Schweigen.
     
    Mönch: » Sie war meine Schwester. Vor ihrem Tod hat sie mir eine E-Mail mit den Namen und Adressen aller Beteiligten geschickt. «
    S. K., entsetzt: » Nein! «
    Mönch: » Hier, das ist ein Foto von ihr in ihrer besten Zeit, mit ungefähr vierundzwanzig. «
     
    Der Mönch reicht Kowlovski ein Bild in Passfotogröße. Der Maskierte starrt es an.
     
    Mönch: » Natürlich sieht ihr Hals hier bedeutend besser aus als bei Ihrem letzten Treffen mit ihr. «
     
    Kowlovski schreit auf, die Bildfläche wird schwarz.
    Nach einer Weile läuft der Film wieder an. Ich weiß nicht, wie viel Zeit in dem Gespräch zwischen den beiden vergangen ist, vielleicht eine Minute, möglicherweise auch eine Stunde. Nun sitzt Kowlovski zusammengesunken auf dem Sofa. Obwohl er erschöpft wirkt, flackert sein Blick, und seine Gliedmaßen sind unaufhörlich in Bewegung.
     
    » Wie oft haben Sie mit ihr gearbeitet? « , fragt der Mönch.
    » Nur dieses eine Mal. «
    » Und das ist das einzige Snuff Movie, das Sie je gemacht haben? «
    » Ja. Solche Sachen interessieren mich nicht; ich begreif sie nicht. Jemand hat mich unter Druck gesetzt. «
    » Wer? «
    » Sie haben doch die Liste mit allen Beteiligten von ihr. «
    » Nur die Namen. Ich bin ein einfacher Mönch – woher soll ich wissen, wofür die Namen stehen? «
    » Für Macht und Geld. Für die im Hintergrund, die Unsichtbaren. «
    » Die Unsichtbaren? «
    »

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