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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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widersprochen. Das Bild eines Verräters schien nicht zu dem zu passen, was er vorher über die Karden gesagt hatte– dass sie Ihresgleichen niemals betrogen, was es der Bruderschaft unmöglich gemacht hatte, in Kardiastan irgendwie Fuß zu fassen. Ich seufzte und rieb mit dem Daumen an meiner linken Handfläche. » Vermutlich hat er Selbstmord begangen«, sagte ich als Antwort auf Brands Frage. » Ich habe festgestellt, dass solche Leute so etwas häufig tun. Sie können einfach nicht mit dem leben, was sie getan haben. Und dieser Mann hat eine ganze Menge getan– seinetwegen sind beinahe sämtliche Mitglieder der obersten Adelsschicht niedergemetzelt worden, während sie unbewaffnet an einem Fest teilnahmen.
    Danach ist eine weitere Legion nach Tyrans geschickt worden, und General Gayed wurde Oberbefehlshaber von Kardiastan. Es folgte eine große Schlacht, die diesmal Tyrans gewann. Verstehst du, da so viele hochrangige Adelige gestorben waren, hatten die Karden den größten Teil ihrer militärischen Befehlshaber und ihrer Führungsspitze verloren. Der Krieg war zwar noch nicht ganz beendet, aber Gayed und Rathrox kehrten trotzdem nach Tyr zurück. Die Kämpfe in Kardiastan gingen noch fünf Jahre weiter, allerdings handelte es sich jetzt fast nur noch um Scharmützel.« Ich drehte mich um und ließ meinen Blick über das Heck und darüber hinaus schweifen. Ein paar Seevögel mit gewaltiger Spannweite schwebten mühelos in unserem Kielwasser, durchschnitten die Wellenkämme mit ihren Flügelspitzen. » Weißt du, irgendwie ist es seltsam– mir ist bisher gar nicht richtig klar gewesen, dass sowohl Rathrox als auch mein Vater so lange in Kardiastan gewesen sind. Sie müssen sich vier ganze Jahre lang dort aufgehalten haben, aber keiner der beiden hat mir das jemals gesagt.«
    Brand lehnte neben mir an der Reling, als eine kleine Flotte Fischerdhaus ins Wasser glitt und sich von der Küste löste, der wir folgten. Ihre Segel aus Tierhaut spannten sich im Wind. Die Seevögel verließen uns jetzt und folgten ihnen stattdessen. » Welche Rolle spielt Ihr bei alldem?«, fragte er.
    Â» Ich kenne die Einzelheiten nicht. Niemand hat sie mir jemals verraten. Ich war nur ein zur Waise gewordenes kardisches Kind, auf das Gayed irgendwie gestoßen ist. Wie ich schon sagte, er und Rathrox sind schon bald nach dem Sieg im Anschluss an den Verrat nach Tyrans zurückgerufen worden, und ich bin mit ihnen mitgegangen.«
    Â» Wahrscheinlich seid Ihr ein Kind aus einer dieser adeligen Familien.« Er schnaubte. » Ich wette, der Vorsteher und der General hätten die Ironie geliebt, die darin liegt.«
    Â» Ich glaube nicht eine Minute daran, dass mein Vater wusste, wer ich war, oder dass es ihn interessiert hat. Im Krieg werden ständig Kinder von ihren Eltern getrennt. Sie werden zu Waisen und werden verlassen. Und all das ist jetzt auch vollkommen unwichtig. Ich bin Tyranerin und froh darüber.«
    Brand sah mich mit ausdrucksloser Miene an. » Und jetzt will der Vorsteher, dass Ihr die Anfänge einer Rebellion gegen Tyrans niederschlagt. Man könnte beinahe daraus schließen, dass die gewöhnlichen Leute von Kardiastan doch nicht so dankbar dafür sind, dass man sie von der unterdrückenden Herrschaft ihrer Adeligen befreit hat.«
    Nichts an seinem Tonfall deutete darauf hin, dass er das spöttisch meinte, aber ich bewegte mich trotzdem unbehaglich. Plötzlich war nichts mehr wie zuvor; ich hinterfragte etwas, das ich noch nie hinterfragt hatte: Aemids Liebe, Brands Loyalität, Tyrans’ Stärke… Ich zitterte und rieb meine linke Handfläche noch heftiger.
    Â» Legata!«
    Ich drehte mich um und sah, dass der Kapitän der Fliegender Windgleiter von der Brücke aus auf etwas aufmerksam machen wollte.
    Â» Sandmurram!«
    Ich folgte der Richtung seines ausgestreckten Fingers und sah die braunen Flecken einer Stadt vor dem dunstigen Blau der Küstenlinie. Mit einem unerwarteten Gefühl des Erstaunens begriff ich, dass dies möglicherweise der Hafen war, aus dem ich vor etwa fünfundzwanzig Jahren weggesegelt war. Vielleicht hatte ich an Deck eines ähnlichen Schiffes wie dem hier gestanden und zugesehen, wie das gleiche Panorama, das jetzt näher rückte, immer kleiner geworden war.
    Theoretisch betrachtet, kehrte ich nach Hause zurück– doch für Ligea Gayed

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