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Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Schulligen
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über hundert Jahre altes Dokument gezeigt. Man fand es im Zuge der Bauarbeiten in den Archiven von Sankt Matthias.« Während Laetitia, so gut es ihr Erinnerungsvermögen erlaubte, die Prophezeiung zitierte, verdunkelte sich Sebastians Miene.
    »Und daraus will man jetzt ableiten, dass die Katharerin schuldig ist? Obwohl sie im Kerker saß, als Brigitta und Gerwin zu Tode kamen? Was weiß man denn über die Urheberschaft dieser Prophezeiung? Weiß einer der Älteren unter den Benediktinern, von wem das Dokument stammt?«
    »Keine Ahnung, aber ich mache mir richtig Sorgen. Ihr hättet mal hören sollen, mit welchem Pathos Wilhelm aus dieser alten Schrift vorgelesen hat.«
    »Jetzt hört aber auf. Er ist ein hochintelligenter Mann und kann sich doch nicht einlullen lassen von irgendeiner alten Schrift, die nichts, aber auch gar nichts besagt! Was sind diese sechs finsteren Jahre? Sprechen wir hier wirklich von der Fehde oder kann es sich nicht um eine andere Plage handeln? Was ist mit Krankheiten, Seuchen, Missernten? Es kann um alles Mögliche gehen.«
    »Schon, aber … «
    »Und was mich am meisten ärgert: Wieso taucht diese Schrift plötzlich aus dem Nichts auf? Gerade jetzt, da die beiden weiteren Delikte Margund entlasten, findet man – welch Wunder – in Sankt Matthias ein von Motten angenagtes Papier, das hundert Jahre keinen Menschen interessiert hat.«
    »Ja, das find ich auch seltsam«, lenkte Laetitia ein.
    »Mehr als seltsam. Ich gehe jede Wette ein, dass ich, wenn ich lange genug in den verstaubten Archiven herumstöbere, auch eine Prophezeiung finde! Eine, die vom genauen Gegenteil spricht, nämlich von sechs wunderbaren Jahren und einer neuen Bewegung, die ein wahrer Segen ist! Und wenn ich keine finde, dann schreibe ich einfach selber eine.«
    »Ich stimme Euch zu, Sebastian. Mich braucht Ihr nicht zu überzeugen. Aber Wilhelm ist felsenfest von der Echtheit des Dokuments überzeugt. Er glaubt nicht an einen Zufall und erst recht nicht an eine Fälschung. Ganz einfach, weil die Schrift in Sankt Matthias gemeinsam mit anderen, lang verschollenen Dokumenten gefunden wurde, die nachweislich über hundert Jahre alt sind. Lehnsurkunden mit Siegel des damaligen Königs!«
    »Verflucht.« Sebastians rechte Faust fuhr in die Fläche seiner linken Hand.
    »Ich weiß einfach nicht wie ich gegen die Wirkung des Dokuments auf andere, sprich Wilhelm, ankommen kann.«
    »Ach ja, und da wollt Ihr einfach aufgeben?«
    Laetitia zuckte die Schultern. Sie war erschöpft. »Keine Nacht mache ich ein Auge zu, sondern werfe mich hin und her. Mir kommt vor, als hätte sich der Himmel gegen mich verschworen. Was mit Margund geschieht, ist so ungerecht.«
    »Eine Gerechtigkeit gibt es allein dann, wenn man für sie kämpft! Und so wenig Erfolg versprechend dieser Kampf auch scheinen mag, er ist es immer wert, ausgefochten zu werden, versteht Ihr? Egal, wie verzweifelt die Lage sich auch darstellt, niemals darf man im Kampf für die Gerechtigkeit aufgeben!« Er trat auf sie zu und berührte sie sachte am Arm. Seine Stimme wurde sanfter. »Schaut, der Himmel hat sich nicht gegen Euch verschworen, im Gegenteil. Schließlich hat er der Anhörung einen geeigneten Mann vorangestellt. Wilhelm ist klug. Wenn er sich dem Gedanken nicht öffnet, dass die Prophezeiung gefälscht sein kann, wird er sich trotzdem überzeugen lassen, dass darin nicht zwingend von Margund die Rede ist. Er ist für seine Besonnenheit bekannt, ein gerechter Mann, der aus eigener Erfahrung weiß, was das Schicksal einem für Proben auferlegen kann.«
    Laetitia begriff, was Sebastian ihr sagen wollte. Und eigentlich teilte sie seine Ansicht. Wilhelm wusste genau, welche Steine einem das Leben in den Weg legen konnte. Die geschwätzige Novizin Elisabeth hatte Laetitia erzählt, dass Feinde die Burg seines Vaters geschleift hatten, als er noch sehr jung war. Seine gesamte Familie kam dabei ums Leben und Wilhelm stand vor dem nichts. Doch statt zu verzweifeln, nahm er alle seine Kräfte zusammen und beschloss, seinen weiteren Weg innerhalb der Kirche zu bestreiten. Feuereifer machten seine Studien so erfolgreich, dass er sich höchstes Ansehen erwarb – aus eigener Kraft. Mit einem Mann wie Wilhelm, der am eigenen Leib die Ungerechtigkeit des Fatums erfahren hatte, gab Gott Margund in weise Hände. Greifbaren Indizien für eines Menschen Unschuld – sogar einer Katharerin – würde Wilhelm sich nicht verschließen.
    »Von dem Benediktiner Ansgar habe ich

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