Der Code des Luzifer
weniger heftig. Max hielt sich in der rauen Mitte, kurvte hin und her und ließ sich von der Wucht des Wassers vorwärtstreiben. Die gefährliche Biegung war jetzt nicht mehr weit. Niemand würde auf dieser Seite des Flusses fahren – jedenfalls nicht freiwillig. Die Stromschnellen dort waren tückisch.
Max sah das schäumende Wasser mit wütendem Zischen über verborgene Felsen rauschen. Dort, am Rand des Wellenzugs, war die Strömung am stärksten.
Als er die Kurve nahm, wurde er von dem gewaltigen Sog erfasst und schoss nur so dahin. Sein Jubelschrei ging in dem Tosen unter.
Das eisige Wasser schlug ihm ins Gesicht und als er den Kopfwegdrehte, sah er ein anderes Kajak im Schutz eines Felsvorsprungs durch das ruhigere Wasser nahe am Ufer gleiten.
Das konnte nicht Bobby sein, der konnte ihn unmöglich hier schon eingeholt haben. Außerdem durfte er sowieso erst starten, wenn Max über die Ziellinie gekommen war. Vielleicht war die vor ihm gestartete Teilnehmerin in Schwierigkeiten geraten, eine Deutsche, die in allen Disziplinen gute Leistungen gezeigt hatte. Ob sie hängen geblieben war? Oder was war da los? Warum hatte man das nicht zum Start durchgegeben? Seine Gedanken rasten, während er weiter mit den krachenden Wassermassen kämpfte. Nein, dieses Kajak war stabiler gebaut als die der anderen Sportler, es war aus kohlefaserverstärktem Kunststoff und glitt mühelos über die Stromschnellen hinweg. Wer dieses Boot steuerte, musste viel Kraft und Erfahrung haben.
Und er kam jetzt genau auf Max zu.
Kollisionskurs.
Der wollte ihn versenken!
Es war der Hai!
Max hieb das Paddel ins Wasser, warf sein ganzes Gewicht auf eine Seite und schaffte es gerade noch, sein Kajak so herumzureißen, dass es seitlich gegen den Angreifer prallte.
Um ein Haar wäre Max gekentert.
Die beiden Jungen kämpften fast Seite an Seite mit dem aufgewühlten Wasser. Der Hai hieb sein Paddel nach hinten und beinahe hätte er Max aus dem Gleichgewicht gebracht. Wieder geriet sein Kajak ins Schwanken. Um nicht zu kippen, warf er sich auf die andere Seite, und in diesem Moment war er verwundbar. Der andere hob sein Paddel wie ein riesiges Schwert hoch in die Luft und ließ es auf Max niedersausen.
Max riss sein Paddel hoch, hielt es quer vor sich und fing denSchlag ab. Jetzt verlor der andere das Gleichgewicht und war verwundbar. Mit einigen kräftigen Stößen war Max bei ihm.
Seite an Seite donnerten sie durch das schäumende Wasser und benutzten ihre Paddel, um abwechselnd ihr Boot zu steuern und auf den Gegner einzuprügeln. Sie fochten wie zwei Schwertkämpfer zu Pferde. Ein mächtiger Schlag streifte Max’ Stirn unterhalb des Helms, Blut spritzte in das kalte Wasser und ein Auge schwoll ihm zu.
Mit wütendem Gebrüll richtete er sich hoch auf und hieb dem anderen sein Paddel an den Kopf.
Der Hai sackte zusammen. Die Strömung riss das führerlose Kajak mit sich. Max fand sein Gleichgewicht wieder und wischte sich das Blut aus dem Gesicht. Er war noch immer schnell, aber jetzt hatte er den Angreifer vor sich. Der bewusstlose Junge hing immer noch vornübergebeugt im Boot. Sein Paddel war längst davongeschwommen und jetzt hatten die beiden Kajaks die gefährliche Biegung erreicht. Der Hai trieb auf der falschen Seite des Flusses. Wenn er dort unterging, würde er, selbst bei Bewusstsein, sehr wahrscheinlich ertrinken. Der Junge mochte ihn grundlos und heimtückisch attackiert haben, aber Max war kein Mörder.
Vor ihm schäumte das Wasser in die Kurve und er paddelte wie wild, als sein Kajak sich vorne hob und gleich wieder senkte und dann von der schnelleren und gefährlicheren Strömung erfasst wurde.
Binnen Sekunden hatte er den anderen Jungen erreicht. Er fuhr jetzt direkt neben ihm her und drängte das führerlose Kajak so ab, dass es nicht in die Stromschnellen geraten konnte. Wenn es ihm gelang, mithilfe seines Paddels das Tempo zu drosseln, konnte er sie beide an dem Nebenarm vorbeisteuern, der mit gewaltigem Druck in den Fluss hineinströmte.
Max hatte das Gefühl, gleich würden die Sehnen in seinen Schultern reißen, doch er hielt das Paddel ins Wasser gedrückt und blieb schräg an das andere Kajak gedrängt, um es auf Kurs zu halten.
Dann endlich beruhigte sich der Fluss, und Max konnte sich wieder um sich selber kümmern und das andere Boot sich selbst überlassen. Es stieß sanft ans Ufer und kippte langsam auf die Seite.
Max steuerte daran vorbei und fuhr zurück in die Mitte des Flusses. Als er sich
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