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Der Dieb der Finsternis

Der Dieb der Finsternis

Titel: Der Dieb der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Recht. Machen Sie sich also gar nicht erst die Mühe, ihr oder mir hinterherzurennen. Und hören Sie bloß nicht auf diesen Priester. Wenn Sie versuchen, mich zurückzuhalten, werde ich dafür sorgen, dass Iblis ihr die Haut abzieht.«
    Dann war die Leitung tot.
***
    Busch raste in den Hangar und machte eine Vollbremsung. Die Tür des Jets stand bereits offen; die Maschine wartete mit laufenden Motoren auf ihre Passagiere. Michael und Busch zogen ihre Taschen aus dem Kofferraum, rannten die Gangway hinauf und schlossen hinter sich die Kabinentür.
    Michael lief sofort zum Safe, der unter der Bar versteckt war. Er gab die Zahlenkombination ein, öffnete ihn und fand, was Busch dort deponiert hatte. Er zog die Lederrolle heraus, öffnete den Verschluss und die innere Verriegelung, zog den Sultansstab heraus und untersuchte ihn, um sich zu vergewissern, dass er nicht irgendeinem Trick zum Opfer gefallen war. Als er sicher war, dass es sich um den echten Stab handelte, ließ er ihn zurück in die Rolle gleiten und deponierte diese wieder im Safe.
    »Weiß KC, dass sie einen Blender hat?«, fragte Busch.
    »Sie hat keine Ahnung.«
    »Das ist echtes Vertrauen, was euch zwei verbindet, das muss ich zugeben.«
    »Du kennst mich doch. Wenn es um solche Dinge geht, werde ich leicht zum Kontrollfreak. Es wäre viel zu gefährlich für sie geworden, wenn sie den echten Stab bei sich gehabt hätte.«
    »Nur ist es jetzt noch viel gefährlicher für sie geworden, weil sie den echten Stab eben nicht bei sich hat. Wenn sie ihr Ziel erreichen, wird es ihnen auffallen, und dann …«
    »Hör auf. Ich weiß, was ich angerichtet habe.«
    Michael hatte allerdings nicht die Absicht preiszugeben, dass der eigentliche Grund für seine Täuschung seine Empfindungen gewesen waren, als er den Stab in den Händen gehalten hatte. Es war überwältigend gewesen; es hatte sich angefühlt, als habe der Stab seine Seele mit Verzweiflung infiziert und jeder Hoffnung beraubt. Vor dieser Erfahrung wollte er KC um jeden Preis bewahren.
    Michael hatte zu Anfang vorgehabt, ein Duplikat herzustellen, um Iblis zu täuschen, aber nachdem er die Wirkung des Stabes am eigenen Leib erlebt hatte, änderte er seine Pläne.
    Er hatte sich aus KCs Umarmung gelöst und sie weiterschlafen lassen – in ihrem Unterschlupf, vor ungefähr achtzehn Stunden. Um kurz nach Mitternacht war er in dem privaten Hangar des Flughafens Istanbul-Atatürk angekommen und hatte sich sofort an die Werkbank gestellt. Der Nachtwächter überließ ihm den Raum für hundert Euro und eine Kiste Raki. Michael erklärte dem Mann, dass er die Drehbank und die Presse benötige, um Teile seiner Kletterausrüstung zu reparieren, doch diese Erklärungen hätte er sich sparen können: Der Nachtwächter interessierte sich nicht im Geringsten für das, was ein reicher Amerikaner in seiner Freizeit trieb. Er war mit seiner eigenen Freizeitgestaltung beschäftigt und hatte vor, den Rest der Nacht mit seinen Brüdern in trunkener Fröhlichkeit zu verbringen.
    Stephen Kelleys Jet hatte hinter Michael gestanden und gut drei Viertel des höhlenartigen Raums in Anspruch genommen. Die Maschine war nach ihrer Ablenkungs-Spritztour über das Mittelmeer am frühen Abend nach Istanbul zurückgekehrt, und der Pilot hatte sich in einem Hotel in der Nähe einquartiert, um dort auf Anweisung zu warten, wann sie abreisen würden.
    Auf der Werkbank im hinteren Teil des Hangars standen vier Kartons mit Acryl-Formmasse. Busch hatte sie ein paar Stunden zuvor in einem Bastelgeschäft besorgt und zusammen mit etwas Holz, schnell trocknendem Harz und anderem Zubehör, das auf Michaels Einkaufsliste gestanden hatte, in den Hangar gebracht.
    Michael baute die Gießform aus Sperrholz; sie war nichts weiter als ein mit Scharnieren versehener Kasten, neunzig mal sechzig mal dreißig Zentimeter groß, dessen Vernahtungen mit einer Klebstoffmischung gesichert wurden, um ihn luft- und wasserdicht zu machen.
    Michael mischte die Formmasse aus Acryl an, goss sie in den Kasten und füllte ihn etwa zur Hälfte damit.
    Er öffnete die lederne Transportrolle und zog den mit Juwelen besetzten Stab heraus. Er legte ihn auf den Tisch und fotografierte ihn aus jedem nur denkbaren Winkel, drehte und wendete ihn immer wieder und schenkte den beiden Schlangenköpfen ganz besondere Aufmerksamkeit.
    Und dann fing es plötzlich an. Michael fühlte sich auf einmal elend. Ihm wurde übel und schwindlig. Mit einem Mal sah er keinen Sinn mehr darin,

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