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Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilton Barnhardt
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Wir dir versichern. Sicher haben Wir Erbarmen mit den meisten armen Seelen und falsch gelebten Leben, aber dennoch ist es absolut möglich, in der Hölle zu enden, und es würde dir wirklich nicht gefallen, Patrick.)
    Hey, geh mir nicht damit auf den Geist. Ich habe die Hölle gesehen. Hier auf dieser Erde. In meinem eigenen Haus, mir am Tisch gegenübersitzend.
    (Beatrice, deine Frau. Die meisten Probleme, die sie hatte, brachte sie selbst mit; aber du hast viele Sünden des Geistes begangen – ehrlich gesagt die einzigen, die von Bedeutung sind – und ihr das Leben vergällt. All die Nächstenliebe, die du je besessen hast, hat den Eifer und die Leidenschaft nicht ausgeglichen, mit der du sie unglücklich gemacht und sie dafür hast bezahlen lassen, daß sie nicht dein Ideal war.)
    Mein Ideal? Engstirnig, zänkisch, zusammen geschrumpelt vor Bosheit, eine hyperreligiöse Miesmacherin, die in sich das Schlimmste an irischer Prüderie und Selbstgerechtigkeit mit den schlimmsten Eigenschaften der Frauen vereinigte! Sie hat mich an jedem Tag unserer Ehe unglücklich gemacht!
    (Wir müssen es dir also wieder ins Gedächtnis rufen?)
    O’Hanrahan blieb beinahe stehen. Sie war so bleich, selbst nach sieben Monaten in Korea. So leise, so fügsam. Nicht eigentlich warmherzig, nicht eigentlich voll von den tröstlichen mütterlichen Eigenschaften, die ein verwundeter Soldat von einer Barmherzigen Schwester erwarten mag. Aber wer es so sehen wollte, konnte ihre Schüchternheit für innere Ruhe halten. Zwanzig Jahre alt, scheu und schwer in ein Gespräch zu verwickeln; sie war als Waisenkind von den Josefinerinnen aufgezogen worden, und von da an arbeitete sie als Halbtagskraft in einer Suppen Küche für Bedürftige von St. Vinzenz von Paul, bevor sie selbst die Berufung einer Schwester annahm.
    Nein, wart einen Augenblick, Beatrice Helena McDidon war g enaugenommen kein Waisenkind … sie war das jüngste von dreizehn Kindern; der Vater, ein irischer Trunkenbold, hatte die Familie sitzengelassen, und die Fürsorge beschloss , die Kinder aufzuteilen und die Kleinsten in Waisenhäuser einzuweisen. Die Nonnen hatten Beatrice ziemlich klar Bescheid gesagt: Deine Mutter hat dich hergegeben. Die Entschädigung: Es muss Gottes Wille gewesen sein, daß du eine Schwester wirst wie wir. »Beatrice«, sagte O’Hanrahan laut. Als Pater O’Hanrahan sie zum erstenmal sah, ging er hinter ihr her, um herauszubekommen, wer sie war. Es war bei einer Messe. Sie war gerade von einem Einsatz in Japan gekommen. Sie hatte dunkelbraunes Haar, glatt und zurückgekämmt, eine blasse Haut mit Sommersprossen, winzige Hände – sie war wie aus Porzellan, so zerbrech lich. Und das wirkte anziehend auf O’Hanrahan, den siebenundzwanzigjährigen jungen Mann, der nie eine Frau gehabt hatte. Da war eine Frau, die vielleicht verständnisvoll war, die mir vielleicht mein ungeschicktes Gefummel verzeihen könnte, die meine Gelehrsamkeit verehren würde, die ich beeindrucken und dominieren könnte – nein, nicht auf die Art eines bäurischen Macho, aber …
    (Auf welche Art denn sonst?)
    Aber als Mentor. Ich dachte, ich könnte sie unterrichten, wie einst Hieronymus seine Paula, wenn man so will; ich könnte sie aus dem römisch-katholischen Abgrund befreien. Ich wollte ihr zeigen, was sie lesen sollte, ihr beibringen zu denken, sie vor der Altjüng ferlichkeit retten, davor, so zu werden wie meine Schwester Catherine O’Hanrahan, sie retten vor dem langsamen Durchtränktwerden von Galle und Essig, dem Balsam der Herzen irischer Frauen …
    (Aber wirkliche Liebe war das nicht, oder?)
    Doch! Für mich war es das! Für einen Mann, der nur in Büchern gelebt hatte, der leichter mit Tertullian und Justin dem Märtyrer umging, als eine Frau zu fragen, ob sie mit ihm einen Cocktail trinken oder in der Kantine tanzen wolle! Ich flirtete mit Beatrice, neckte sie mit dem Abfall vom Glauben, saß 1952, in diesem endlos heißen, schwülen Sommer voller Schmutz und Insekten und dem langsamen Sterben der Verwundeten, mit ihr da und trank unzählige Tassen schlechten Kaffee. Sie saß in der Kantine, und ich spielte den verwegenen, forschen Jesuiten, gefährlich modern, der sich lustig machte über Pius XII. ihn einen Kriegsverbrecher nannte und alles in Frage stellte, was akzeptiert war.
    (Beatrice verteidigte ruhig ihre Schwesternschaft, aber sie wurde dennoch unterminiert. Kein Mann, außer Patrick, hatte sich je Zeit genommen, mit ihr zu reden, sie für irgendeine

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