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Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilton Barnhardt
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gestellt hatte, dem seine Zulassung entzogen worden war und gegen den in Illinois’ teuerstem Prozess wegen ärztlicher Fahrlässigkeit verhandelt wurde. Der Mann, der eine Firma für Bürobedarf besessen hatte und durch seine Trinkerei seine Position, sein Heim, seine Familie und sein Geld verloren hatte … Was für Verlierertypen! Was für Feiglinge und Idioten!
    Saufen hat ihr Leben ruiniert – meines dagegen machte es erträglich und schön, es war eine Gnade, es war für mich die Währung für gesellschaftliche Beziehungen! Verstehst du, sie waren Verlierer, die durch ihre Sauferei zu noch größeren Verlierern wurden. Ich hätte tatsächlich nicht einmal diese Klinik Episode ertragen müssen, wenn ich in Irland geboren worden wäre, um Himmels willen, wo meine soziale Rolle geehrt und verehrt war!
    »Und Sie, Patrick?« fragte der kahlköpfige, lispelnde Doktor, der seine Schreibunterlage umklammert hielt, im beruhigenden Tonfall eines Reiseleiters. »Würden Sie sich als Alkoholiker bezeichnen?«
    »Ich bin nur ein starker Trinker«, antwortete er, dabei hätte er sich nicht geniert, vor diesem Gruppentherapie Zirkel von Verlierern Mord und Vergewaltigung zu gestehen. »Ich glaube nicht, daß ich es eine Woche durchhalten könnte, nichts zu trinken, aber ich will es ja auch gar nicht …«
    Kein Lachen, keine Geselligkeit, nicht mit diesem Haufen. Sie waren hier zusammengepfercht, um in ihrem Elend zu wetteifern, um auf wunderbare Weise von all ihren Sünden und Unzulänglichkeiten geheilt zu werden. Trottel!
    »Aber Sie sind ein Alkoholiker«, sagte der Arzt.
    Wer war dieser Clown, dieser Nekrophile, der sich gierig durch die hier versammelten Leichen pickte? Was hatte er davon? »Ich bin nicht sicher, daß ich Alkoholiker bin«, protestierte O’Hanrahan schwach.
    Ein magerer Mann, der anscheinend betrunken war
    – er hatte glasige Augen –, unterbrach sie: »Das habe ich auch einmal gedacht. Das ist nur ein Leugnen. Sie müssen der Wahrheit ins Gesicht sehen, Patrick.« Wie kam dieser Versager dazu, mich beim Vornamen zu nennen? »Sie müssen in den Spiegel sehen und es laut aussprechen: Ich bin Alkoholiker.« Nach dieser beeindruckenden Sitzung gab es eine grässliche Mahlzeit aus lauter gesunden Zutaten, dann zog sich jeder auf sein Zimmer zurück. O’Hanrahan stand nachts einmal auf, um den Gang entlang zur Toilette zu gehen, und erlebte die Entzugserscheinungen seiner Mitpatienten mit, Schüttelfrost, Tränen und Schluchzen … Beatrice, du selbstgerechte alte Kuh, kann ich jetzt nach Hause und aus dieser komischen Anstalt herauskommen? Lieber Herr Jesus, noch sechs Tage dauert diese Hölle …
    (Hat es dir nicht ein kleines bisschen gutgetan?)
    Warum sollte es?
    (Tatsächlich hast du es geschafft, den Patienten kreis dort zu korrumpieren, die anderen noch weiter herunterzuziehen. Du erinnerst dich doch noch an deine Freundin Lila?)
    Oh. Wirklich, an sie denke ich ganz und gar nicht gern …
    ( Lasse Uns diese prachtvolle Episode in all ihren lebhaften Details zurückholen.)
    Lila Gantry aus Springfield, Illinois, Frau eines Senators, die auf Parties zu trinken begonnen hatte, um gelöst und unterhaltsam zu sein, und schließlich zu einer großen politischen Peinlichkeit geworden war. Die Doster-Klinik war ihr fünfter Versuch, trocken zu werden. Zuerst gefiel Lila O’Hanrahan nicht, aber im Lauf dieser Gruppentherapienachmittage wurde sie ihm sympathischer. Sie sagte nie etwas bei diesen Sitzungen. Sie saß einfach da und rauchte eine Zigarette nach der anderen – sie war sichtlich ein Produkt des Rauchens: die Räucherschinkenfarbe ihrer Haut, die ledrigen Lippen, die tiefe Stimme à la Lauren Bacall. Sie war intellektuell und ließ sich von niemandem Schwachsinn erzählen, schon gar nicht von den Ärzten in dieser Bude.
    »Ich habe bemerkt, daß Sie nicht viel sagen«, sprach sie ihn auf der Sonnenterrasse an und stellte ihr Tablett aus der Cafeteria neben seines. »Ich zähle nur die Tage«, antwortete Patrick.
    »Ich wette, daß ich Sie nicht schockiere, wenn ich Ihnen sage, daß ich an Schnaps rankommen könnte.«
    Er lachte, als er vor seinem vegetarischen Gericht die Gabel sinken ließ. »Sie haben meine Aufmerksamkeit geweckt.«
    »Ich bin auf dem ersten Stock«, flüsterte sie. »Das Fenster ist schmal, aber ich kann hinausklettern. Ein bisschen weiter ist eine Tankstelle, die Bier verkauft und auch ein paar harte Sachen, wie ich herausbekommen habe. Eine halbe Meile, wenn Ihnen etwas

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