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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Feministinnen und Rockmusiker, sowie alle Nonkonformisten, welche die guten, alten amerikanischen Traditionen mißachteten. Trotzdem ging es ihm gegen den Strich, wenn jemand ihm vorschrieb, wo er seinen Wagen zu parken habe oder wieviel er seinen Angestellten zahlen solle oder wie viele Feuerlöscher in seinem Laboratorium hängen mußten.
    Während er dahinfuhr, machte er sich Gedanken über Prousts Kontakte zu Leuten vom Geheimdienst. Waren sie lediglich ein Häufchen Veteranen, die herumsaßen und Geschichten erzählten, wie sie aktive Kriegsgegner erpreßt und Anschläge auf südamerikanische Staatschefs geplant hatten? Oder waren sie immer noch aktiv? Halfen sie einander wie die Mafia und sahen in der Einlösung eines Gefallens eine fast heilige Pflicht? Oder waren diese Zeiten vorbei? Es war lange her, seit Jim die CIA verlassen hatte. Vielleicht wußte er gar nicht mehr, was dort vor sich ging.
    Es war spät, aber Jim wartete in seinem Büro im Capitol auf Berrington. »Was ist passiert, daß du es mir nicht am Telefon sagen konntest?« fragte er statt einer Begrüßung.
    »Sie ist dabei, ihr Computerprogramm durch die Fingerabdruckdatei des FBI laufen zu lassen.«
    Jim erblaßte. »Wird es funktionieren?«
    »Bei den zahnmedizinischen Aufzeichnungen gab es keine Schwierigkeiten. Warum sollte es da bei Fingerabdrücken nicht funktionieren?«
    »Großer Gott!« entfuhr es Jim bestürzt. »Wie viele Abdrücke haben sie denn im Archiv?«
    »Über zwanzig Millionen Sets, soviel ich mich erinnere. Es können nicht alles Kriminelle sein. Gibt es so viele Kriminelle in Amerika?«
    »Keine Ahnung, aber vielleicht haben sie ja auch noch die Ab drücke von Verstorbenen.
    Reiß dich um Himmels willen zusammen, Jim. Kannst du die Sache verhindern?«
    »Wer ist ihr Kontakt beim FBI?«
    Berrington gab ihm den Ausdruck, den er von Jeannies E-Mail gemacht hatte.
    Während Jim ihn studierte, sah Berrington sich um. Jim hatte an den Wänden seines Büros Bilder von sich und jedem amerikanischen Präsidenten seit
    Kennedy. Da war ein uniformierter Captain Proust, der vor Lyndon Johnson salutierte; Major Proust, damals noch mit vollem, glattem Blondhaar, dem Dick Nixon die Hand schüttelte; Colonel Proust, der Jimmy Carter finster fixierte; General Proust, der mit Ronald Reagan über einen Witz lachte; Proust im Straßenanzug, zu dem Zeitpunkt stellvertretender Direktor der CIA, in ein Gespräch mit einem stirnrunzelnden George Bush vertieft; und Senator Proust, nun kahlköpfig und bebrillt, Bill Clinton mit erhobenem Finger er mahnend. Es gab auch andere Bilder: eines, auf dem er mit Margaret Thatcher tanzte; eines, auf dem er Golf mit Bob Dole spielte, und ein anderes, auf dem er einen Ausritt mit ross Perot machte. Berrington hatte ein paar ähnliche Fotografien, Jim jedoch eine ganze Galerie. Wen wollte er damit beeindrucken? Sich selbst wahrscheinlich. Sich mit den Mächtigsten der Welt zu sehen führte Jim immer wieder seine eigene Wichtigkeit vor Augen.
    »Ich habe noch nie von jemandem namens Ghita Sumra gehört« sagte Jim nun. »Sie kann also in keiner gehobenen Stellung tätig sein.«
    »Wen kennst du denn beim FBI?« fragte Berrington ungeduldig.
    »Hat dich schon mal jemand mit den Cranes, David und Hilary, bekannt gemacht?«
    Berrington schüttelte den Kopf.
    »Er ist stellvertretender Direktor, sie Alkoholikerin auf Entzug, beide etwa fünfzig. Vor zehn Jahren, als ich der CIA vorstand, arbeitete David für mich im Diplomatischen Direktorat. Er überwachte alle ausländischen Botschaften und ihre Spionageabteilungen. Ich mochte ihn. Nun, eines Nachmittags betrank Hilary sich und fuhr mit ihrem Honda Civic los. In der Beulah Road, draußen in Springfield, überfuhr sie ein sechsjähriges schwarzes Mädchen. Sie beging Fahrerflucht und rief Dave von einem Einkaufszentrum in Langley aus an. Er brauste in seinem Thunderbird los, holte sie ab und brachte sie nach Hause, dann meldete er den Honda als gestohlen.«
    »Aber etwas ging schief.«
    »Es hatte einen Unfallzeugen gegeben, der glaubwürdig versicherte, daß der
    Wagen von einer Weißen mittleren Alters gefahren worden war, und einen eigensinnigen Detective, der wußte, daß Autos selten von Frauen gestohlen werden. Der Zeuge identifizierte Hilary zweifelsfrei. Sie brach zusammen und gestand.«
    »Wie ging’s weiter?«
    »Ich sprach mit dem Staatsanwalt. Er wollte beide ins Gefängnis stecken. Ich schwor, daß es sich um eine wichtige Angelegenheit von

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