Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)
dieses sinnlose Geschwätz von Stimmen der Götter anhören, jetzt ist es wieder etwas anderes. Lämmer! Mütter! Wenn Ihr nichts Handfestes habt, was uns im Kampf gegen die Ahnen unterstützt, haltet besser den Mund.«
»Ihr verleugnet Hadar!«, krächzte Xumita.
»Ich verleugne gar nichts. Alles, was ich sage, ist, dass eine Stimme im Kopf nicht das Zeichen eines Gottes sein muss. Nach zwei Fässern Zwergenbier höre ich ebenfalls Stimmen, doch ich tue einen Teufel und höre darauf, was sie mir sagen. Wir haben keine Zeit mehr, um auf Zeichen zu warten. Die Ahnen werden,wenn meine Späher richtig liegen, morgen bei Sonnenaufgang das Herz des Waldes erreichen. Dort, wo wir gerade stehen. Es gibt niemand sonst, der sie aufhalten würde. Aber anstatt dass wir die Waffen wetzen, muss ich mir alte Prophezeiungen anhören.«
Xumita Latorinsis erhob drohend seinen Stab. »Hadar wird wissen, wer zu ihm gehalten und wer ihn verraten hat.«
Schrak beugte sich fauchend über den Schamanen, er wirkte wie ein Unwetter über einem Weizenfeld. Geifer tropfte aus seinem Maul auf den winzigen Grünbluter herunter. Gerade als alle dachten, dass es um Xumita geschehen war, ertönte ein Signalhorn.
Schraks Augen verengten sich bösartig, dann stützte er sich auf einen Arm und sah hoch. Sein Blick wanderte durchs Lager und blieb auf einer kleinen Gruppe Orks hängen, die gerade einen Hügelkamm im Osten überwanden und auf ihn zuhielten. Schrak griff nach dem Saum von Xumitas Umhang und hielt ihn fest in seiner Klaue. »Ich bin noch nicht fertig mit Euch, aber das hier geht vor«, schnaubte der General.
Milo tippte seinen Bruder an und machte ihn auf die drei Orks aufmerksam, auf die auch General Schrak zu warten schien.
»Späher«, kommentierte Bonne unbeeindruckt.
Die drei Grünbluter kamen schnell näher. Milo fiel auf, dass sie so gut wie keine Rüstungen oder Waffen trugen und auch sonst kein Gepäck bei sich hatten. Nur einer von ihnen hatte einen ledernen Sack in Händen, den er vor sich hielt wie einen erbeuteten Schatz.
Orks waren gute, ausdauernde Läufer, und trotzdem waren diese hier am Ende ihrer Kräfte. Schrak wartete ab, bis sie zu Atem gekommen waren. Dann nahm er den Beutel entgegen und ließ sich berichten.
»Es war, wie Ihr gesagt habt, General«, zischte einer der Orks. »Die Zwerge schienen es eilig zu haben, sich wieder in ihrem Berg zu verbuddeln. Sie hatten keine Kundschafter vorausgeschickt.Wir haben sie vollkommen überrascht und ihre Linien aufgebrochen. Ein Drittel von ihnen fiel beim ersten Ansturm. Sie haben sich weiter nach Osten zurückgezogen, um sich neu zu formieren, genau wie Ihr es vorhergesagt habt. Auf ihrem Rückzug haben wir dann ein weiteres Drittel von ihnen dahingemetzelt. Der Rest rannte direkt in die Arme der Ahnen. Es müssen Hunderte gewesen sein, die aus Zargenfels und dem Umland kamen.«
»Wie viele Zwerge habt ihr ihnen überlassen?«, verlangte Schrak zu wissen.
»Hundert, vielleicht hundertfünfzig«, antwortete der Ork. »Aber wir haben ihren Anführer getötet. Sein Kopf haben wir Euch mitgebracht, und alle anderen, die wir getötet haben, haben wir ebenfalls enthauptet. Genau wie Ihr es befohlen habt.«
Schrak zog den Beutel auf und warf einen Blick hinein. Dann stülpte er ihn um und ließ seinen Inhalt herausplumpsen.
Es war ein abgetrennter Zwergenkopf. Trotz des verkrusteten Bluts und des zur Fratze verzogenen Gesichts war er gut wiederzuerkennen. Es war Dorimbur.
Xumita versuchte, sich nach vorn zu drängen, doch der Umhang in den Händen des Trolls hielt ihn zurück. »Ihr hättet sie alle töten müssen. Damit habt ihr dem Heer der Ahnen hundertfünfzig weitere Krieger beschert. Hundertfünfzig gut gerüstete Zwergenkrieger«, krächzte der Schamane.
Schrak schleuderte Xumita mit einer Handbewegung zur Seite. Der Goblin stürzte zu Boden, und zwei aus seiner Sippe halfen ihm wieder auf.
»Ich habe den Befehl gegeben, die Zwerge anzugreifen«, grollte Schrak. »Sie hätten den Weg durch den Wald zurück in die Berge niemals geschafft. Im Norden kriechen die Ahnen aus der Erde, dort, wo im Zeitalter der Verblendung die Heere der Menschen aufeinandergetroffen sind. Tausende von Gefallenen, die nur darauf gewartet haben, dass der Sand und das Moos von ihren Knochen abfällt und sie zurück in die Schlacht ziehen können. Die Orks haben gut daran getan, so viele der Zwerge zu töten, bevordie Ahnen es konnten. Ansonsten hätten wir uns einer ganzen Armee von
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