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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Zapato
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zahllose Gefahren barg. Sie konnte es sich nicht mehr erlauben, in Träumereien zu versinken, denn nun war jeden Augenblick absolute Aufmerksamkeit notwendig. Das Rudern erwies sich als unerwartet anstrengend, auch wenn die Strömung, gegen die sie ankämpfte, nicht besonders stark war. Um sie herum schien die Vegetation allmählich dichter zu werden, als kämpften die Pflanzen gegeneinander ums Überleben. Majestätische Riesen wuchsen auf beiden Seiten des Flusses in den Himmel. Allein ihre Wurzeln waren so dick, dass Alice sich an Drachen aus alten Sagen erinnert fühlte. Dies mussten die Mahagonibäume sein, überlegte sie und fragte sich, wie ein mit einem einzigen Beil bewaffneter Mensch es schaffen konnte, diese uralten, mächtigen Gestalten zu Fall zu bringen.
    Die Sonne brannte gnadenlos auf sie herab. Alice schalt sich, weil sie ihren Hut hinter dem Baumstamm zurückgelassen hatte. Wenn sie jetzt krank wurde, wäre sie endgültig verloren. Doch ebenso konnte sie in Stromschnellen oder einen Wasserfall geraten, wovon Andrés manchmal gesprochen hatte. Sie musste dankbar sein für jede Stunde, da es ihr vergönnt war zu leben.
    Als sie wieder eine freie Fläche am Ufer entdeckte, die als Landeplatz geeignet schien, lenkte sie das Boot dorthin. Vielleicht war sie nicht ganz so hilflos, wie sie vermutet hatte, denn sie musste bereits einige Stunden auf dem Wasser unterwegs gewesen sein, ohne sich durch ungeschicktes Verhalten in Gefahr gebracht zu haben. Am Ufer würde sie wieder ein paar der Tortillas verzehren und sich nach einem großen Blatt und Lianen umsehen, woraus sie vielleicht eine Kopfbedeckung basteln konnte.
    Es tat gut, wieder festen Boden unter sich zu spüren. Ihre Angst begann nachzulassen, denn sie begriff, dass sie sich Schritt für Schritt durch diese unbekannte Welt würde kämpfen müssen. Sie sah sich am Ufer um, entdeckte die letzten Spuren eines Lagerfeuers, abgenagte Knochen und einen völlig verbeulten Metallbecher, der bereits stark angerostet war. Ihr Herz überschlug sich vor Angst und Hoffnung. Sie lauschte angestrengt, nahm aber keinen einzigen Ton wahr, der auf die Nähe anderer Menschen schließen ließ. Vermutlich hatte sie den nächsten Ort erreicht, an dem Reisende im Dschungel gewöhnlich haltmachten. Die Anzeichen, dass bereits andere Menschen vor ihr hier gewesen waren, beruhigte sie, sie fühlte sich weniger allein in diesem Reich der Riesenpflanzen. Im Hintergrund erblickte sie einen Baum mit großen Blättern und beschloss, dass sie für ihre Zwecke genügen mussten.
    In dem Moment, als sie ein Blatt vom Ast abriss, hörte sie das Wimmern. Es war zunächst so leise, dass sie es für Einbildung hielt, dann schwoll es zu einem Heulen an. Dennoch klang es so menschlich, dass Alice trotz der Hitze zu frösteln begann. Es musste ein Tier sein, vermutlich ein verletztes. Ihr fiel ein, dass ein sterbendes Tier mögliche Nahrung wäre. In dem Bündel, das sie bei sich trug, steckten noch sechs Tortillas, die höchstens noch zwei Tage reichten, und ein paar Streichhölzer. Vielleicht sollte sie einen Versuch wagen, das Lagerfeuer neu zu entfachen, um etwas Fleisch zu braten. Dazu musste sie zunächst nachsehen, welches Tier da verendete. Eine Weile blieb sie unschlüssig stehen. Verletzte Tiere konnten besonders gefährlich sein, hatte sie einmal gehört. Ein weiterer Klagelaut drang an ihr Ohr, so elend und verzweifelt, dass ihre Bedenken nachließen. Wer derart litt, vermochte nichts Übles mehr anzurichten. Obwohl ihr Magen sich bei der Vorstellung, diese gepeinigte Kreatur zu verspeisen, protestierend verkrampfte, ergriff sie ihr Messer und bewegte sich in die Richtung, aus der die Laute kamen.
    Ihr Unbehagen wuchs, als sie den Dschungel betrat. Auf dem Wasser hatte sie sich sicherer gefühlt, denn sie konnte einen großen Bereich überblicken. Hier musste sie sich langsam vorwärtstasten und nach Schlangen und Insekten Ausschau halten, was jeden Schritt erschwerte. Dann verstummte das Wimmern plötzlich. Alice blieb ratlos stehen, blickte von einem Baum zum anderen. Zum Glück konnte sie den Fluss noch rauschen hören, sodass sie den Weg zum Ufer zurückfinden würde. Das Tier, nach dem sie suchte, musste verendet sein, doch nun hatte sie keinerlei Möglichkeiten mehr, es zu finden. Ein paar Schritte ging sie noch weiter in die Richtung, aus der das Klagen gekommen war. Plötzlich knackten die Zweige hinter ihr. Ihr Herzschlag setzte aus, ihr Atem stockte, als sie sich

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