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Der Duft von Hibiskus

Der Duft von Hibiskus

Titel: Der Duft von Hibiskus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
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hatten.
    Es war ein wahres Festmahl: Neben dem Farnbrot gab es gebratene Schlangen, deren Fleisch sich, wie Emma erleichtert feststellte, kaum von Hühnerfleisch unterschied. Die getrockneten Samen, die man ihr anbot, fand Emma geschmacklich zumindest interessant, und auch den säuerlichen schwarzen Beeren, auf die die Kinder sich stürzten, konnte sie viel abgewinnen. Nur vor der pflaumenartigen Frucht, deren Fleisch voller Maden war, ekelte sie sich schrecklich. Yileen neben ihr verdrehte entzückt die Augen, lobte die nahrhaften Tiere im Fruchtfleisch und störte sich offensichtlich nicht daran, dass sie in seinem Mund herumkrabbelten, bis er sie zerbissen hatte. Schon allein der Anblick verursachte Emma Brechreiz, und fortan vermied sie es, in Yileens Richtung zu schauen – zumindest solange er mit den Madenpflaumen beschäftigt war.
    Von den kunstvoll in Rinde gewickelten und darin gekochten Vögeln konnte Emma hingegen gar nicht genug bekommen. Leider kam ihr irgendwann der Gedanke, dass sie vielleicht gerade die Verwandten des grünen Papageis verspeiste, der sie bei ihrem ersten Ausflug in den Regenwald so zutraulich begrüßt hatte. Sie verzichtete auf eine weitere Portion Vogel in Rinde und verlegte sich auf Nüsse und mehlige Graswurzeln. Da sie sowieso fast satt war, fiel ihr das Opfer nicht allzu schwer.
    Es dunkelte bereits, als schließlich auch das letzte Stück Farnbrot verzehrt war. Emma lachte mit den Kindern, die um sie herumturnten und an ihren Kleidern zupften, die sie wohl für eine recht sinnlose Erfindung hielten. Purlimil und Yileen saßen nun eng beieinander und schauten immer wieder in die Krone des Baumes, der sein Blätterdach über ihnen wölbte. Ob sie dort den Babygeist vermuteten? Birwain und Carl unterhielten sich angeregt, ab und zu ließ der alte Schamane sein krächzendes Lachen hören.
    Als die Kinder für eine Weile von ihr abließen, sah Emma sehnsüchtig zu den beiden Männern hinüber. Auch wenn sie gerne mit den Kindern spielte, die sich auch ohne Worte prächtig mit ihr amüsierten, ertappte sie sich bei dem Wunsch, in Carls und Birwains Gespräch einbezogen zu werden. Als Carl ihren Blick auffing und Emma winkte, zu ihnen zu kommen, erhob sie sich bereitwillig.
    Als sie auf die Männer zutrat, sagte Carl: »Wir sollten gehen, es ist schon dunkel. Ich kann mich zwar an den Weg erinnern, und gegessen haben wir auch schon, wir müssen also nicht zum Abendessen zu Hause sein.« Er grinste. »Trotzdem wäre ich gerne beim Wohnplatz, bevor die anderen eine Suchaktion starten.«
    »So wie gestern bei mir?«, neckte Emma ihn.
    »Genau. Wahrscheinlich suchen sie überhaupt nur nach dir. Zumindest Crusius wäre ganz froh, mich los zu sein, schätze ich.«
    Emma verzog das Gesicht. »Sprich nicht von ihm. Sicher hat er sich in der Zwischenzeit lauter kleine Gemeinheiten ausgedacht, mit denen er mich quälen kann.«
    »Das werde ich zu verhindern wissen«, sagte Carl leichthin. Der eiserne Unterton in seiner Stimme entging Emma jedoch nicht.
    Sie schenkte Carl ein Lächeln und hoffte, dass er auch ohne Worte verstand, wie dankbar sie für seine Loyalität war.
    Weich sagte sie: »Wollen wir uns von den Eingeborenen verabschieden? Ich hoffe so sehr, dass wir wiederkommen dürfen!«
    »Das dürfen wir, Birwain hat uns bereits eingeladen.«
    Der Alte nickte zur Bestätigung, dabei ruhte sein Blick nachdenklich auf Emma.
    »Du musst noch oft kommen«, krächzte er. »Bis zum Eukalyptusfeuer dauert es noch viele Nächte. Erst danach kannst du entscheiden, ob du bleibst oder gehst. So wollen es die Marmbejas.«
    Emma starrte Birwain an. Obwohl sie nicht verstand, wovon der Schamane sprach, begriff sie, dass es auch hier wieder um sie und die Baumgeister ging, die Purlimil vorhin erwähnt hatte.
    Die Marmbeja singen von allen Bäumen, dass du bösen Traum hast.
    Mit einem Mal empfand Emma die lebendige Dunkelheit des Waldes, der sich um das Lager der Eingeborenen herum erstreckte, als bedrohlich. Hatte jeder dieser vielen Bäume etwa seinen eigenen Geist? Natürlich nicht, sagte sie sich rasch. Sie war nicht abergläubisch! Geister gab es nicht, auch nicht in Australien.
    Dennoch musste Emma sich eingestehen, dass sie wider besseres Wissen verunsichert war.

25
    O skar war unzufrieden.
    Sie merkte es an seiner Stimme, seinem Gesichtsausdruck, seiner angespannten Haltung. Obwohl Emma stets alles zeichnete, was er ihr gab, kamen jedes Mal vorwurfsvolle Sticheleien von seiner Seite, wenn er

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