Der Duft von Tee
gewundert, wo du abgeblieben bist.«
Un Bon Début – Ein guter Anfang
Kokosnuss mit einer Passionsfruchtbuttercreme
Ich habe die Nummer bereits eingegeben, ich muss nur noch den Knopf drücken.
»Hallo … ich rufe wegen des Ladens an.«
Der Mann, der den Hörer abnimmt, spricht kein Englisch. Er schreit jemanden an, aber nicht mich, vielleicht das kleine Kind, das die lauten, dramatischen Schluchzer ausstößt, die ich selbst an meinem Ende der Leitung hören kann. Es klingt wie Portugiesisch. Jetzt wendet er seine Aufmerksamkeit wieder mir zu. »Äh?«
»Ich rufe wegen des Geschäfts an. Passt es jetzt gerade nicht?«
Jetzt redet eine Frau im Hintergrund. Der Mann gluckst und sagt verschwörerisch etwas zu mir, und ich wünschte, ich könnte ihn verstehen. Dann verstummen wir beide, hören der Frau zu. Sie klingt laut und bestimmt. Das Kind quengelt. Die Frau sagt etwas Sanftes, Beruhigendes. Es wird still. Die Worte einer Mutter. Der Mann und ich schweigen noch einige Sekunden.
»Englisch – ja?«, sagt der Mann misstrauisch.
»Ja. Ich bin Engländerin. Ich spreche Englisch«, stammele ich.
»Okay«, sagt er. »Sie morgen kommen zu Laden? Ich bringen Freund mit. Spricht Englisch.«
»Ja, gut, sicher. Das passt mir.«
»Zwei Uhr, kein Problem, okay?«
»Okay. Kein Problem. Äh, ich heiße übrigens Grace.«
»Okay, Grace.« Er legt auf.
Pete lässt Tasche und Mantel auf einen Stuhl am Esstisch fallen und schüttelt den Kopf. Sein Mund ist ein schmaler Strich. Er schaltet das Licht an, was mir bewusst macht, dass ich im Dunkeln sitze. Ich nippe an einem Glas Wein.
»Schlechten Tag gehabt?«
»Der reinste Albtraum.« Er seufzt.
Er ist diese Woche jeden Abend gereizt nach Hause gekommen. Normalerweise geht er schnurstracks zu seinem Computer, um sich mit seinen Sportwetten abzulenken. Er schlüpft aus seinen ledernen Arbeitsschuhen; sie fallen mit einem lauten Knall auf die Bodenfliesen. Er zieht müde an seiner Krawatte, bis der Knoten auf Höhe des dritten Hemdknopfes hängt. Dann kommt er herüber, setzt sich neben mich und sieht aus dem Fenster. Er blickt auf die Hand, auf die ich mich stütze, als wollte er danach greifen und sie festhalten oder küssen. Stattdessen dreht er den Kopf und starrt wieder in den schwarzen Nachthimmel hinaus.
»Alles okay in der Arbeit?«
»Es lohnt sich gar nicht, darüber zu reden. Es ist das reinste Chaos.« Er zuckt mit den Schultern.
Ich muss mir das, was er mir nicht erzählt, zusammenreimen: Jede Menge von Problemen und Pannen, die während der Eröffnung eines neuen Kasinos wie die Pilze aus dem Boden schießen. Termine, die nicht eingehalten werden, schlechte Arbeiter, die das ganze Team aufhalten, die unrealistischen Erwartungen der Investoren und des Vorstands. Pete kennt das alles, doch seine Schultern hängen enttäuscht herunter, als hätte er tatsächlich gehofft, dass es diesmal anders werden würde. Er fährt sich mit der Hand durchs Gesicht, als wollte er den Tag fortwischen.
»Ein Glas Wein?«, frage ich ihn.
»Ja, danke. Das wäre super.«
Ich fülle mein Glas auf und schenke ihm eines ein. Es ist erst mein zweites Glas, doch ich spüre bereits die Wirkung, meine Beine werden müde und bleiern, und mein Kopf wird leichter. Mut aus der Flasche.
Er setzt sich mir gegenüber auf die Fensterbank. Wir beobachten, wie die Leute unten über den Zebrastreifen gehen. Der Ausblick von hier oben ist immer voller Dynamik, alle sind in Bewegung und irgendwohin unterwegs. Diese Stadt schläft nie. An manchen Tagen gibt sie mir das Gefühl, der einzige Mensch auf der Welt zu sein, der in einer Wohnung sitzt und nichts tut. Gibt mir das Gefühl, eine traurige Prinzessin in einem Turm zu sein.
Heute Abend laufen viele Kinder mit ihren Eltern und Kindermädchen und Großeltern herum. Ich habe mich daran gewöhnt, kleine Kinder noch um Mitternacht oder später durch die Straßen laufen zu sehen.
Als ein Kind mit seinen Eltern aus einem Restaurant nach Hause geht und am Arm mitgezogen wird, kann ich Mamas schockierte Stimme förmlich hören. »Mein Gott!«, hätte sie geflüstert, »die Kleine müsste doch längst im Bett liegen!«, und dabei vergessen, dass ich genauso oft noch zu dieser Zeit auf gewesen bin und Kuchen gebacken, Vulkane aus Mehl gebaut, mit Lego gespielt oder Bilder von Walen gemalt habe.
»Ich glaube, heute ist Laternenfest oder so was. Zum Ende des chinesischen Jahrs«, erklärt Pete, als könnte er meine Gedanken lesen.
»Dann sind
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