Der Dunkelheit versprochen: Guardians of Eternity 8 - Roman (German Edition)
verärgert wegen der lebhaften Erinnerung daran, wie er sich auf sie geworfen und sie vor der riesigen Explosion geschützt hatte.
Wann hatte das letzte Mal jemand versucht, sie zu beschützen?
Noch nie.
Und die Tatsache, dass dieser Mann das getan hatte, hätte sie eigentlich ärgern sollen, statt ein warmes, sentimentales Gefühl in einem verborgenen Teil ihres nicht schlagenden Herzens erblühen zu lassen.
Wütend über ihre eigenartigen Empfindungen, über den Sylvermyst, der sie so verdammt verrückt machte, und über die Situation, die sie nicht kontrollieren konnte, beugte sie sich über ihren bewusstlosen Begleiter und prüfte mit der Hand eine Stelle an seinem Hals. Der stetige Schlag seines Pulses milderte ihre quälende Sorge.
»Ariyal«, zischte sie. »Verdammt, wach auf!«
Nichts.
Nicht einmal ein Zucken.
»Sieh doch mal, was du getan hast.« Ihre Finger glitten zu seinem Gesicht, um seine auf schroffe Weise schönen Züge nachzuzeichnen. Ein Gefühl, das dem der Angst verdächtig nahe kam, drehte ihr den Magen um, als sie sich fragte, wie schlimm er wohl verletzt war. »Ich sollte dich einfach hier zurücklassen, damit du verrottest.«
Noch während ihr die Worte über die Lippen traten, schob Jaelyn ihre Arme unter den Sylvermyst und hob ihn hoch. Sie wusste nicht, wohin sie gehen sollte, aber sie konnte auch nicht länger in dem Stadthaus bleiben.
Nicht, wenn die drei Idioten es sich möglicherweise einfallen ließen, plötzlich wieder hier aufzutauchen.
Mit einer anmutigen Bewegung stand sie auf. Ariyal war schwer, aber die ihr angeborene Stärke verlieh ihr die Kraft, ihn sich über die Schulter zu legen, als sie den Raum verließ und die Bogentreppe hinunterging. Leider war er gut und gerne zwanzig Zentimeter größer als sie und beträchtlich schwerer, wodurch es mehr als nur ein wenig schwierig werden würde, ihn durch London zu schleppen.
Als Jaelyn das untere Ende der Stufen erreicht hatte, blieb sie kurz stehen. Sie nahm den unverkennbaren Geruch von Granit wahr, der durch den Vordereingang hereindrang.
Ein Gargyle?
In London war das nicht unbedingt ungewöhnlich. Es gab eine große Gilde in dieser Stadt. Aber normalerweise spazierten Gargylen nicht bis zur Haustür, oder?
Hastig hüllte Jaelyn sich und Ariyal in die dichten Schatten, die nur ein Jäger oder eine Jägerin erzeugen konnte. Solange sie sich nicht bewegte, gab es keinen Dämon, der in der Lage gewesen wäre, ihre Anwesenheit zu entdecken.
Jaelyn, die auf ein schwerfälliges Monster vorbereitet war, erstarrte beim Anblick des winzigen Dämons, der über die Schwelle trat.
Nun ja, bezüglich des Gargylen hatte sie recht behalten, dachte sie mit trockenem Humor. Die grotesken grauen Gesichtszüge und die kümmerlichen Hörner waren unverkennbar. Und auch der lange Schwanz, der liebevoll poliert war. Aber sie war sich nicht sicher, ob die Gilde Anspruch auf diese neunzig Zentimeter große Version mit den großen, hauchzarten Flügeln in roten und blauen Farbtönen erhob.
Levet.
Zuletzt hatte Jaelyn den Miniaturgargylen in Russland gesehen, wo er Tane dabei geholfen hatte, sie aus der Höhle zu retten, in der Ariyal sie gefesselt und von Yannah bewacht zurückgelassen hatte, während er sich auf den Weg gemacht hatte, um das Baby zu vernichten.
Vielleicht, weil er spürte, dass er beobachtet wurde, blieb der Gargyle mitten im Eingangsbereich stehen, und sein Schwanz zuckte, als er in die Finsternis spähte.
»Hallo?«, rief er leise. Sein französischer Akzent war deutlich erkennbar. » Ma chérie? Wo bist du, du nervtötende Dämonin?«
Jaelyn hob die Brauen, als sie erkannte, dass es nicht der Zufall war, der den Gargylen ausgerechnet zu diesem Haus geführt hatte.
»Suchst du jemanden, Levet?«, fragte sie und löste die Schatten auf.
»Iiih!« Der Dämon machte einen winzigen Satz und drehte sich um, um sie dann mit großen, grauen Augen anzustarren. »Oh, Jaelyn!«
»Wen hast du denn erwartet?«
Er rümpfte seine winzige Schnauze. »Ich dachte, ich hätte da einen Geruch wahrgenommen …«
»Einen Geruch?«, half Jaelyn nach.
»Yannah. Ihr Duft haftet dir an.«
Sie verzog das Gesicht, immer noch ärgerlich wegen Yannah und ihrer mächtigen Mutter.
»Das tut mir leid, aber ich habe sie nicht mehr gesehen, seit sie mich durch ein Portal gestoßen hat und ich mit dem Gesicht voran in der Gosse gelandet bin.«
Levet räusperte sich und wirkte sonderbar unruhig, als er sich eines seiner Hörner
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