Der dunkle Ritter (German Edition)
die Aufmerksamkeit von Männern wie Lord Garrett womöglich erspart geblieben.«
Cabal wandte den Kopf und blickte den Stallmeister an. »Was weißt du denn darüber, Thomas?«
»Ihr werdet mir vergeben, Sir Cabal, wenn ich gegen den Mann spreche, der mein Herr war«, sagte der alte Diener. Cabal neigte in vager Bestätigung dem Kopf. »Lord Garrett hat sich niemals um irgendjemanden gekümmert außer um sich selbst«, erklärte Thomas. »Sein Vater hat an einem der Aufstände teilgenommen, die vor einigen Jahren gegen König Heinrich von seinen Baronen geführt wurden. Lord Garrett hatte Angst, er würde für die Handlungen seines Vaters büßen müssen, und hat mit seinem Bruder Hugh konspiriert, um ihren Vater als Verräter der Krone auszuliefern … «
»Jesus«, presste Cabal zwischen den Zähnen hervor, der zwar das Band zwischen Vater und Sohn niemals kennengelernt hatte, aber trotzdem nicht in der Lage war, sich solch ein niederträchtiges Verhalten vorzustellen.
»Der Verrat der beiden brachte ihnen Verachtung und nur wenig Erfolg ein«, fuhr Thomas fort. »Als Gegenleistung für den Kopf ihres Vaters wurde es Lord Garrett und Hugh immerhin gestattet, zwei von ihren vielen Ländereien zu behalten: Fallonmour und Wardeaux.«
»Ich wette, Garrett hat darauf spekuliert, den Besitz durch seine Heirat mit Lady Emmalyn zu vergrößern?«, meinte Cabal.
»Nein«, entgegnete Thomas. »Myladys Familie war nicht reich. Ihr Vater besaß ein kleines Gut nahe Lincolnshire. Obwohl er ein einfacher Bauer war, wurde er in adligen Kreisen respektiert, ebenso wie ihre hochgeborene Mutter. Lord Garrett hatte bereits Pläne, eine Erbin zu heiraten, aber die Königin hat gegen diese Verbindung entschieden. Stattdessen bot sie ihm die Hand von Lady Emmalyn an. Sie war kaum sechzehn, als ihr Vater sich aufs Sterbebett legte und sie drängte, zu heiraten, bevor er diese Welt verlassen würde.«
»Garrett hatte ursprünglich gar nicht den Wunsch, sie zu heiraten?«
Thomas schüttelte den Kopf. »Nein, und ich fürchte, sie hat die Hauptlast seines Zorns darüber tragen müssen, in dieses Arrangement gezwungen worden zu sein. Lord Garrett konnte ein grausamer Mann sein, Sir Cabal, gemein in den Dingen, die er sagte. Aber nicht einmal er konnte Myladys Freundlichkeit verderben. Oh, sie hat vor uns allen tapfer die Fassade aufrechterhalten, und gottlob hat er eine Menge Zeit fern von hier verbracht. Doch es war wahrlich kein Geheimnis, welche Hölle sie ertragen musste.«
Cabal fluchte insgeheim und wünschte nicht zum ersten Mal, dass Garrett von Fallonmour in seinen letzten Minuten mehr hätte leiden müssen. Würde er ihn jetzt herbeizaubern können, er würde dem Bastard die Hände um die Kehle legen und langsam sein verabscheuungswürdiges Leben aus ihm herauspressen.
»Sie hat mir nichts darüber gesagt«, brummte Cabal, der sich ärgerte, seit seiner Ankunft so barsch zu ihr gewesen zu sein.
»Mylady ist eine stolze Frau, Sir Cabal«, sagte Thomas ruhig. »Und ich schätze, ich habe vermutlich schon zu viel geredet. Es wäre ihr zutiefst unangenehm zu wissen, dass ich ihre ureigenen Angelegenheiten mit –«
Der Stallmeister verstummte abrupt, und Cabal war überzeugt, dass er fast als »der Feind« bezeichnet worden wäre.
»Ich meine nur, dass ich Mylady nicht die Ehre abschneiden will, indem ich Einzelheiten darüber preisgebe, was sie so offensichtlich für sich behalten möchte, Sir Cabal.«
Er zuckte die Schultern und nickte Thomas zustimmend zu. »Schon gut«, sagte er.
Der alte Stallmeister lächelte, dann legte er die Bürste beiseite, mit der er die rotbraune Stute gestriegelt hatte. »Mit Eurer Erlaubnis, Mylord – ich muss mal pinkeln, und wenn ich nicht den Eimer für die Wollwäsche dafür benutze, werden die Frauen der Schäfer meinen Kopf fordern, so viel ist sicher.«
Mit einer Handbewegung entließ Cabal den Mann und bemerkte dessen Weggang kaum. Er streckte die Hand aus und kraulte der Stute den Hals, dabei geriet er immer weiter in die Box hinein und folgte nun mit der Hand der Linie ihres starken Rückens. Die Stute wieherte leise und schlug mit dem Schweif, als Cabal ihr über die enorme Wölbung ihres Leibes strich. Unter dem dichten braunen Fell konnte er das Schlagen eines neuen Lebens spüren, und er musste schlucken, als ein unerwartetes leises Lachen von Hochachtung in ihm hochstieg.
Vom niedrigen Eingang des Stalles her näherten sich leise Schritte und erregten seine
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